Azelinleuchter

Azelinleuchter
Der Azelinleuchter
Innenseite, Detail

Der Azelinleuchter ist der älteste der vier in Deutschland erhaltenen romanischen Radleuchter. Er hing bis 2010 in der St.-Antonius-Kirche beim Kreuzgang des Hildesheimer Doms. Der heutige Name beruht auf einer irrigen Zuweisung an Bischof Azelin (1044–1054). In der heute verschwundenen, in einer Handschrift des frühen 16. Jahrhunderts überlieferten Inschrift nennt sich allerdings dessen Vorgänger Thietmar (1038–1044) als Stifter. Nach Abschluss der umfangreichen Sanierungsarbeiten am Dom und dem Umbau der Antoniuskirche zum Dommuseum wird der Azelinleuchter wieder in den Dom zurückkehren und erhält seinen Platz im Altarraum. Der Hezilolechter wird in diesem Zusammenhang an seinen ursprünglichen Platz im Langhaus der Kirche zurückkehren.

Der Azelinleuchter ist Vorbild und Schwesterwerk des Heziloleuchters, der von Azelins Nachfolger Hezilo in Auftrag gegeben wurde. Vielleicht waren beide Leuchterkronen von Anfang an als Ensemble geplant, so wie sie dann jahrhundertelang im Dom hingen: der Heziloleuchter im Langhaus, der etwa halb so große Azelinleuchter im Chor. Die bevorstehende Domrestaurierung soll nach derzeitiger Planung diese Konstellation wieder herstellen. Hintergrund der Entstehung war der verheerende Brand von 1046, dem der Altfrid-Dom und zahlreiche Nebengebäude in der Domburg zum Opfer fielen. Zuvor schon hatte ein von Bischof Bernward gestifteter Kronleuchter aus Gold und Silber im Kirchenschiff gehangen. In der Forschung wurde als selbstverständlich vorausgesetzt, dass letzterer in diesem Brand unterging[1]. Warum der Leuchter Thietmars andererseits damals überstanden hat, wurde nicht erklärt.

Wie der Heziloleuchter ist auch der Azelins ein kreisrunder Reif aus vergoldetem Kupfer und verzinntem Blech, der abwechselnd zwölf Türme und zwölf Tore trägt. Die Ornamentierung ist jedoch sparsamer. Sie beschränkt sich auf einen geflochtenen Rundstab, der die Mitte durchläuft, und einen durchbrochenen Blattkranz auf dem oberen Rand. Die zwölf Tore, an denen die Halteseile ansetzen, sind vorgesetzte rechteckige Rahmen mit Rundbogen und Bedachung. Falls sie einmal Figuren enthielten, müssen diese sehr klein und flach gewesen sein. Am aufwändigsten sind die Türme gestaltet, die auf sechseckigem Grundriss nach außen drei, nach innen eine mit durchbrochenen Türflügeln rückwärts verschlossene Nischen zeigen; die innere ist jeweils von zwei backsteingemusterten Rund- bzw. Quadrattürmen mit Zinnen flankiert. Die Turmspitzen, die den Reif überragen, sind teils rund, teils sechseckig und mit durchbrochenen Fenstern laternenartig gestaltet.

Ergänzungen, Entnahmen und Reparaturen haben den Azelinleuchter im Lauf der Jahrhunderte in manchen Einzelheiten verändert. Der Gesamteindruck der leuchtend herabschwebenden Gottesstadt, den er wie alle Werke seiner Art hervorrufen will, ist jedoch unbeeinträchtigt. Eine große wissenschaftliche Restaurierung erfuhr der Leuchter 1982–1989.

Literatur

  • Adolf Bertram, Geschichte des Bisthums Hildesheim, Bd. I, Hildesheim 1899, S. 106
  • Christine Wulf. Hrsg. Die Inschriften der Stadt Hildesheim. Ges. und bearb. von Ch. Wulf. Wiesbaden 2003 (Die deutschen Inschriften 58). Bd 2. S. 213–216

Einzelnachweise

  1. Victor H. Elbern, Dom und Domschatz in Hildesheim, Königstein 1979, S. 12

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