- Radleuchter
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Ein Radleuchter ist ein Beleuchtungselement, ein von der Decke hängender Kronleuchter in der Form eines Speichenrades. Die ältesten und bedeutendsten Exemplare stammen aus der Zeit der Romanik.
Radleuchter wurden zur Beleuchtung großer Kirchen angefertigt. Daneben hatten sie aber auch symbolischen Wert. Radleuchter stellen das Paradies oder das Reich Gottes dar. Der Kranz und die Tore und Türme, die meist von Propheten und Aposteln besetzt oder mit deren Namen beschriftet sind, bilden die Stadtmauer des Himmlischen Jerusalem ab. Die Anzahl der tragenden Streben, der Türme und der Kerzen entspricht mit der Zahl Zwölf und deren Vielfachen der Zahlensymbolik der Offenbarung des Johannes. Zum ersten Mal findet sich diese Symbolik an den beiden Radleuchtern, die Bischof Bernward für den Hildesheimer Dom und die Kirche seiner Klosterstiftung von St. Michael anfertigen ließ[1]. Vorbild war der große Radleuchter über dem Golgota der Grabeskirche[2].
Inhaltsverzeichnis
Romanische Radleuchter
In Deutschland existieren noch vier große romanische Radleuchter. Die Tatsache, dass sie aus feuervergoldetem Kupfer und nicht aus reinem Gold bestehen, hat sie vor dem Einschmelzen bewahrt. Die aus Silber bestehenden Propheten- und Engelsfiguren, wie auch der oft reiche Edelsteinbesatz gingen aber zum größten Teil verloren.
- Der Barbarossaleuchter im Aachener Dom wird Friedrich I. (Barbarossa) (1122 - 1190) zugeschrieben.
- Der Hartwigleuchter auf der Comburg bei Schwäbisch Hall mit 5 Metern Durchmesser aus dem 12. Jahrhundert (auch Das Himmlische Jerusalem genannt, mit Heiligen und Soldaten in den Türmen).
- Der Heziloleuchter im Hildesheimer Dom mit 6 Metern Durchmesser wird dem Bischof Hezilo (1054–1079) zugeschrieben.
- Der Thietmarleuchter des Hildesheimer Doms mit Stifterinschrift des Bischofs Thietmar (1038–1044).
Gotische Radleuchter
In der Münsterkirche St. Alexandri in Einbeck befindet sich ein spätgotischer Radleuchter mit einem Durchmesser von etwa 3,50 m aus bemaltem Messing. Auf der Inschrift auf der Halterungskrone steht das Jahr 1420. Er wurde vermutlich von einem Kanoniker der Kollegiatstiftskirche, Degenhard Ree, gestiftet. Die Komposition soll auf ein nicht erhaltenes Vorbild im Kloster Pöhlde zurückgehen.[3]
Weitere Leuchter befinden sich in:
- Dom St. Stephan und St. Sixtus, aus Bronze, in Halberstadt (1516)
- Basilika St. Godehard in Hildesheim, gestiftet 1864 von Königin Marie von Hannover
- Saint-Pierre-le-Jeune catholique in Straßburg (um 1890)
- Bethlehemkirche in Hannover-Linden-Nord (um 1904)
- St. Elisabeth in Bonn unter entspr. Kuppelgemälde (um 1910)[4]
Es gibt auch zeitgenössische Radleuchter, die an diese Tradition anknüpfen, z.B.:
- Kirche im Kloster Lippoldsberg (1999)[5]
Literatur
- Hans Sedlmayr: Die Entstehung der Kathedrale. Zürich 1976. S. 125-130
- Clemens Bayer: Die beiden großen Inschriften des Barbarossa-Leuchters. In: Celica Jherusalem. Festschrift für Erich Stephany. Hrsg. Clemens Bayer. Köln 1986. S. 213-240
- Bernhard Gallistl: Bedeutung und Gebrauch der großen Lichterkrone im Hildesheimer Dom. In: Concilium Medii Aevi 12 (2009) S. 43-88 [1]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Sedlmayr (Lit.), S. 125-128
- ↑ Gallistl (Lit.), S. 44-45; 76-79
- ↑ Franz Hoffmann: St. Alexandri Einbeck. In: Grosse Baudenkmäler. 2 Auflage. Nr. 318, Deutscher Kunstverlag, München 1981.
- ↑ http://www.st-elisabeth-bonn.de/t3v415/index.php?id=56
- ↑ Webseite der Klosterkirche, abgerufen am 25. Februar 2010
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