Rüdigsdorf (Kohren-Sahlis)

Rüdigsdorf (Kohren-Sahlis)
Rüdigsdorf
Gemeinde Kohren-Sahlis
Koordinaten: 51° 1′ N, 12° 36′ O51.00916666666712.600555555556Koordinaten: 51° 0′ 33″ N, 12° 36′ 2″ O
Einwohner: 228 (2000)
Eingemeindung: 1. Juli 1950

Rüdigsdorf ist ein Ortsteil der Stadt Kohren-Sahlis im Süden des Landkreises Leipzig in Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lage

Rüdigsdorf liegt in Westsachsen, im Landkreis Leipziger Land. Der Ort liegt zwischen sechs Orten der Gemeinde Kohren-Sahlis. Die Nachbarorte sind Linda, Neuhof, Pflug, Altmörbitz, Wüstenhain und Kohren-Sahlis.

Physiognomie

Das Dorf liegt sehr im Grünen. An der gesamten Ostseite des Dorfes zieht sich ein Waldstück entlang. An den übrigen Stellen rund um den Ort befinden sich hauptsächlich Felder und die angrenzende Kleinstadt Kohren-Sahlis. Bis auf die Straße „Verbotener Weg“ durchziehen die anderen Straßen hauptsächlich in Schlängellinien den Ort. Häuser sind in den unterschiedlichsten Varianten zu finden: Bauerngüter, Einfamilienhäuser und Wohnblöcke.

Relief

Der Ort weist eine leichte Steigung Richtung Altmörbitz und Pflug auf. Eine starke Steigung zeigt der Wald Richtung Osten.

Geschichte

Der Ort wurde 1271 erstmals urkundlich durch Heinrich den Erlauchten als Ruedegersdorff erwähnt. Im Jahr 1575 findet sich die erste Nennung eines Lehrers (Jakob Gentsch aus Geithain). 1579 verkaufte der Besitzer des Ortes (Familie von Rüdigsdorf) den Ort zusammen mit Neuhof an Joachim von Loß. Die Besitzerfamilien wechselten von da an häufig: 1581 von Lüttichau, 1585 von Rüdigsdorf, 1592 von Helldorf, 1595 von Einsiedel, danach von Heynitz, von Pflugk, von Koseritz, 1718 von Schindler und 1783 von Rayska. 1810 kaufte der VerlegerSiegfried Leberecht Crusius die Orte Rüdigsdorf und Neuhof, der zuvor schon von seinem Onkel Georg Leberecht Crusius 1795 das Rittergut Sahlis geerbt hatte. Bis 1945 verblieben Rüdigsdorf und Sahlis über 5 Generationen im Besitz der Familie Crusius.

1822 endete der Abbau von Rüdigsdorfer Sandstein im Steinbruch. Nachdem dem Umbau des Herrenhauses in klassizistischem Stil, wurde ab 1823 der Garten des Herrenhauses im englischen Stil und eine Orangerie angelegt. 1830 errichtete man eine neue Schule. 1839 erfolgte die Einweihung des Schwind-Pavillons. 1848 ließ Wilhelm Leberecht Crusius als Patronatsherr die Kirche im Stil der Neogotik ausbauen.

Im Zuge der Bodenreform erfolgte 1945 die Enteignung und Vertreibung der Familie Crusius. Das Gut Rüdigsdorf mit Neuhof wurde an ungefähr 20 Neusiedler aufgeteilt, die in Rüdigsdorf am Verbotenen Weg wie auch am Neuhof Neubauernstellen errichteten. Im selben Jahr erfolgte die Eingemeindung zusammen mit Neuhof und Pflug nach Kohren-Sahlis. 1950 wurde die Rüdigsdorfer Schule aufgelöst und schrittweise in die Schule Kohren-Sahlis eingegliedert. 1953 gründeten sechs Neubauern eine LPG Typ III; später entwickelte sich der Betrieb in eine LPG-Tierpproduktion, der große Kuhstall in Richtung Altmörbitz war 1990 als Rohbau fertiggestellt.

Noch 1989 wurde die Kirche umfangreich saniert. Nach 1990 entstand bei Pflug das Gewerbegebiet der Stadt Kohren-Sahlis und in Rüdigsdorf das Neubaugebiet Dornengrund. Die Milchviehanlage der Agrargenossenschaft Kohrener Land mit Sitz in Rüdigsdorf wurde 1992 fertiggestellt und 2006 erweitert. Viele Häuser und Höfe konnten in den letzten Jahren verschönert werden. 2001 kauften die Erben der Familie Crusius das Herrenhaus zurück. 2005 wurde die Gaststätte Waldschänke geschlossen.

Namensentwicklung

Im Laufe der Zeit gab es folgende Varianten des Ortsnamens: Ruedegersdorff (Schreibweise zur Zeit der urkundlichen Ersterwähnung), Rugersdorff, Rigßdorff, Ruschdorf, Rudigßdorff, Rüdigsdorf (heutige Schreibweise).

Einwohnerentwicklung

Zur Zeit seiner urkundlichen Ersterwähnung (13. Jahrhundert) hatte Rüdigsdorf nur sehr wenige Einwohner.

  • 1834: 237 Einwohner
  • 2000: 228 Einwohner

Wirtschaft und Verkehr

Wirtschaft

In Rüdigsdorf dominiert die Landwirtschaft. Ein Indikator dafür sind die vielen Felder und eine Rinderzuchtanlage im Westen des Ortes, welche außerhalb der geschlossenen Ortschaft in Richtung Altmörbitz und Wüstenhain liegt.

Verkehr

Die Ortsdurchfahrt des Dorfes ist mit den Nachbarorten Linda und Kohren-Sahlis verbunden. Von dieser geht eine Straße in Richtung Altmörbitz und Pflug ab. Mit Wüstenhain ist der Ort durch eine schmale geteerte Straße verbunden. Nach Neuhof gibt es zwei Wege: einen Feldweg und die Ortsdurchfahrt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Der Schwind-Pavillon mit dem Schwindpark war ursprünglich eine Orangerie. Der Westflügel diente als Wohnung für den Gärtner, der Ostflügel beinhaltet den Schwindsaal und war somit ein Festsaal für besondere Gelegenheiten und das Verbindungsstück diente als Wintergarten. Der Schwindsaal bekam seinen Namen, weil er von dem spätromantischen Maler und Zeichner Moritz von Schwind ausgeschmückt wurde. Decken und Wände zeigen das antike Märchen Amor und Psyche. Die Pläne dafür fertigte Gottfried Semper an.
  • Das Herrenhaus mit Teich und Park im englischen Stil: Im Obergeschoss ließ Wilhelm Lebrecht Crusius einen Repräsentationsraum einrichten, der heutige Tapetensaal. Er ist mit europäischer Tapete der Firma Dufour & Leroy ausgekleidet. Sie zeigt Szenen aus den „olympischen Festen“ der griechischen Mythologie im Sepiadruck.
  • Die ursprüngliche Kirche in Rüdigsdorf war in einem sehr baufälligen Zustand. Ein Brand am 15. Oktober 1833 vernichtete den Kirchturm. 1847 verkündete Crusius, dass er eine neue Kirche im neugotischen Stil stiften wolle. 1848 wurde der Grundstein zum neuen Turm gelegt. Die Einweihung der Kirche fand am Himmelfahrtstag 1849 statt. Die Kirche wurde innen von zahlreichen derzeit berühmten Künstlern, aber auch einheimischen Handwerkern ausgestaltet.
  • Der Gellertbrunnen befindet sich in dem Wald östlich von Rüdigsdorf auf dem Weg nach Kohren-Sahlis. Er wurde nach dem deutschen Dichter Christian Fürchtegott Gellert benannt.
  • Der Stein vom Lenkersberg im angrenzenden Wald ist ein großer Findling, unter dem der Sage nach ein Schatz vergraben ist.
  • Ein versteinerter Baumstamm ist etwa 290 Millionen Jahre alt.

Literatur

  • Gert Schreiber: Aus der Geschichte von Kohren-Sahlis. Südraum-Verlag, Borna 2003, ISBN 3-937287-00-0

Weblinks


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