SKW Trostberg

SKW Trostberg
SKW Trostberg früher Süddeutsche Kalkstickstoff-Werke AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1939
Auflösung 2001
Auflösungsgrund Fusion
Sitz Trostberg

Die SKW Trostberg AG war ein Chemieunternehmen mit Sitz in Trostberg/Oberbayern. Die Vorgängergesellschaft mit dem Namen "Bayerische Stickstoffwerke AG" (BStW) wurde am 6. November 1908 gegründet. Aus dem Zusammenschluss der Bayerischen Stickstoff-Werke AG (BStW) und Bayerische Kraftwerke AG (BKW) entstand 1939 die Süddeutsche Kalkstickstoff-Werke AG, welche 1978 in SKW Trostberg AG umfirmiert wurde. Infolge der im Jahr 2000 erfolgten Fusion der SKW-Mehrheitseigentümerin VIAG mit der Veba zur neuen E.ON wurden 2001 auch deren jeweilige Chemietöchter SKW und Degussa-Hüls zur neuen Degussa AG (heute "Evonik Degussa GmbH") verschmolzen. Seit 2006 wird die Firma "SKW" nur noch von einigen ehemaligen Tochtergesellschaften, insbesondere vom inzwischen börsennotierten SKW Metallurgie Konzern, weiter genutzt. Einzig der nachgestellte Punkt aus dem SKW-Logo ist in das neue Degussa-Logo übernommen worden.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Am Beginn der Gesellschaft standen zwei maßgebliche Entwicklungen. Den Chemikern Adolph Frank und Nikodem Caro war es 1895 erstmals gelungen, den Stickstoff der Luft an die Carbide der Erdalkalien zu binden. Dies war die Voraussetzung zur Gewinnung des Kunstdüngers Kalkstickstoff sowie von weiteren N-basierten Chemieerzeugnissen. Zum Zweiten wurde Ende des 19. Jahrhunderts beschlossen den Fluss Alz zu regulieren, um die jahreszeitüblichen Überschwemmungen zu vermeiden und zugleich elektrische Energie aus Wasserkraft zu gewinnen. Für die Herstellung von Kalkstickstoff mussten nämlich zunächst Kalk, Kohle und Anthrazit in elektrischen Lichtbogenöfen bei rund 2500°C zu Calciumcarbid umgesetzt werden. Die Nähe zu günstiger elektrischer Energie begründete den Standort im Bayerischen Chemiedreieck.

Entwicklung

Das Werk in Trostberg nahm 1911 den Betrieb auf. Durch weitere Werksgründungen entlang des Alztals in den Gemeinden Hart und Schalchen wurden die Kapazitäten in den folgenden Jahren weiter ausgebaut. Aufgrund der großen Nachfrage nach Kalkstickstoff wurden außerdem weitere Werke in Piesteritz bei Wittenberg und in Chorzów, Oberschlesien, errichtet. Letzteres wurde 1922 vom polnischen Staat beschlagnahmt. Nach dem Fall der Mauer wurde das Werk Piesteritz 1993 durch die SKW wieder übernommen und ausgebaut. Im Jahr 2002 wurden die Werksanlagen dann aber an das Joint-Venture aus Ameropa Holding und Agrofert Holding veräußert. Letzterer ist seit 2006 alleiniger Eigentümer der SKW Stickstoffwerke Piesteritz.

Das Deutsche Reich als Eigentümer der damaligen BStW übertrug die Anteile 1923 an die neu gegründete Staatsholding VIAG. 1939 fusionierte die BStW mit dem Kraftwerksbetreiber "Bayerische Kraftwerke AG" zur "Süddeutsche Kalkstickstoff-Werke AG" mit Sitz in Trostberg. Danach hielt die VIAG 70% und die I.G. Farben 30% der Kapitalanteile. Die Minderheitsanteile wanderten später zur Hoechst AG, die im Zuge eines Kooperationsabkommens von 1971 bis 1982 vorübergehend sogar 50% der Anteile hielt. In den 70er Jahren wurde die international umständliche Firma durch ein Akronym ersetzt; das Unternehmen hieß seitdem "SKW Trostberg AG".

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte die SKW im Zeitablauf folgende Geschäftsfelder:

Die Geschäftentwicklung wurde ab Ende der 70er Jahre durch Unternehmenskäufe sowie Neugründungen insbesondere in Nordamerika zunehmend internationalisiert. Weitere Expansionsmaßnahmen im großen Stil erfolgten in den 90er Jahren (teilweise auch über die VIAG): 1991 der Erwerb der BHS (München), 1995 der Bioaktivitäten der Sanofi S.A. (Paris), 1996 der MBT von der Sandoz AG (Basel), 1997 der Th. Goldschmidt AG sowie 2001 der englischen Laporte plc.

Börsengang und Fusion mit Degussa

Am 24. Mai 1995 wurden im Zuge einer Kapitalerhöhung knapp 50 % der Aktien der SKW an die Börse gebracht. Mehrheitseigentümerin blieb die VIAG, die sich an der Kaptalerhöhung nicht beteiligt hatte. Im Jahr 1999 übernahm die SKW die zur VIAG gehörende Th. Goldschmidt. Nachfolgend hielt die VIAG rund 64 % der Kapitalanteile. Im Jahr 1999 erzielte die SKW einen Konzernumsatz von 6,9 Mrd. DM und beschäftigte weltweit über 18.000 Mitarbeiter; das Ergebnis (EBITDA) betrug 640 Mio. DM.

Ein Jahr später wurde der Zusammenschluss mit der Degussa-Hüls zur neuen Degussa beschlossen. Nach der Verschmelzung wurden vom neuen Degussa-Vorstand die einzelnen SKW Geschäftfelder als "nicht zum Kern gehörend" definiert und stufenweise veräußert. Die Metallurgie-Sparte wurde 2004 verkauft und firmiert seit 2006 als börsennotierte SKW Stahl-Metallurgie Holding AG. Die Bauchemie-Sparte wurde 2006 an die BASF verkauft. Ende 2006 wurde als letzter Schritt die Chemie-Sparte unter dem Namen „AlzChem Trostberg GmbH“ rechtlich verselbständigt und 2009 an BluO veräußert. Als erste Maßnahme wurden vom neuen Eigentümer die Alzkraftwerke verkauft. Die Produktion von Carbid, dem Grundstoff fast aller AlzChemprodukte ist sehr energieintensiv, die Zukunft der AlzChem gefährdet. Die Mitarbeiter sind verunsichert, Trostberger Bürger organisieren Solidaritätsveranstaltungen.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • SKW Trostberg AG — Die SKW Trostberg AG war ein Chemieunternehmen mit Sitz in Trostberg/Oberbayern. Die Vorgängergesellschaft mit dem Namen Bayerische Stickstoffwerke AG (BStW) wurde am 6. November 1908 gegründet. Aus dem Zusammenschluss der Bayerischen Stickstoff… …   Deutsch Wikipedia

  • SKW Metallurgie — Die SKW Trostberg AG war ein Chemieunternehmen mit Sitz in Trostberg/Oberbayern. Die Vorgängergesellschaft mit dem Namen Bayerische Stickstoffwerke AG (BStW) wurde am 6. November 1908 gegründet. Aus dem Zusammenschluss der Bayerischen Stickstoff… …   Deutsch Wikipedia

  • SKW — Die Abkürzung SKW kann mehrere Bedeutungen haben: Süddeutsche Kalkstickstoff Werke, ein ehemaliges Chemieunternehmen mit Sitz in Trostberg/Oberbayern, siehe SKW Trostberg SKW Metallurgie, Tochterfirma der ehemaligen SKW Trostberg SKW… …   Deutsch Wikipedia

  • SKW Piesteritz — Die SKW Piesteritz GmbH ist ein Chemieunternehmen im Wittenberger Stadtteil Piesteritz. Inhaltsverzeichnis 1 Werksstruktur 1.1 Standort Piesteritz 1.1.1 Südwerk …   Deutsch Wikipedia

  • Trostberg — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Vereinigte Industrieunternehmen AG — Die VIAG AG (ursprünglich Vereinigte Industrieunternehmungen AG) war ein zuletzt in München ansässiger Holdingkonzern. Bis Mitte der 1990er Jahre war der aktive Sitz in Bonn und früher in Berlin. Im Jahr 2000 wurde die VIAG mit dem ähnlich… …   Deutsch Wikipedia

  • Vereinigte Industrieunternehmungen AG — Die VIAG AG (ursprünglich Vereinigte Industrieunternehmungen AG) war ein zuletzt in München ansässiger Holdingkonzern. Bis Mitte der 1990er Jahre war der aktive Sitz in Bonn und früher in Berlin. Im Jahr 2000 wurde die VIAG mit dem ähnlich… …   Deutsch Wikipedia

  • Viag — Die VIAG AG (ursprünglich Vereinigte Industrieunternehmungen AG) war ein zuletzt in München ansässiger Holdingkonzern. Bis Mitte der 1990er Jahre war der aktive Sitz in Bonn und früher in Berlin. Im Jahr 2000 wurde die VIAG mit dem ähnlich… …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Mühldorf–Traunstein — Traun Alz Bahn Bahnhof Hörpolding Kursbuchstrecke (DB): 947 Streckennummer: 5730 Streckenlänge: 33,9 km …   Deutsch Wikipedia

  • Kursbuchstrecke 947 — Traun Alz Bahn Bahnhof Hörpolding Kursbuchstrecke (DB): 947 Streckennummer: 5730 Streckenlänge: 33,9 km …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”