Sabine Kuegler

Sabine Kuegler

Sabine Kuegler (* 25. Dezember 1972 in Patan, Nepal) ist die Autorin des Bestsellers Dschungelkind, der 2011 unter demselben Titel verfilmt wurde. Ihre Eltern lebten in Nepal beim Stamm der Danuwar Rai, um dessen Sprache zu studieren und Entwicklungszusammenarbeit zu leisten. Aus politischen Gründen mussten sie 1976 das Land verlassen und kehrten zurück nach Deutschland. Später ging die Familie nach Indonesien (West Papua) zum Volk der Fayu, das tief im Dschungel ohne Kontakt mit der Außenwelt lebt.

Nach ihrer Rückkehr in die westliche Welt absolvierte Sabine Kuegler eine Ausbildung in einem Schweizer Internat. Ihre Erlebnisse aus zwei sozialen Umgebungen und deren Kontroverse sowie ihre persönlichen Anpassungsschwierigkeiten beschreibt sie in ihrem ersten Buch. Ihre Lebensgeschichte und ihre Probleme sind typisch für sogenannte Drittkulturkinder, Menschen, die während ihrer Kindheit und Jugend in mehreren Kulturen aufgewachsen sind.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sabine Kuegler ist die Tochter der deutschen Missionare und Sprachforscher Klaus-Peter und Doris Kuegler. Als sie sechs Jahre alt war, zogen ihre Eltern mit ihr und ihren beiden Geschwistern (Judith und Christian) nach West Papua, dem indonesischen Teil der Insel Neuguinea. Dort waren sie die ersten Weißen, die dort zusammen mit den Eingeborenen lebten. Sabine Kuegler lernte hier den Dschungel kennen und wuchs mit den Sitten der Fayu auf, einem bis dahin nur für seinen angeblichen Kannibalismus bekannten Stamm. Von ihnen erfuhr sie unter anderem, wie man mit Pfeil und Bogen umgeht, giftige von genießbaren Pflanzen unterscheidet und sich bei einem Wildschweinangriff verhält. So entwickelte sie allmählich all die Fähigkeiten, die man braucht, um im Dschungel zu überleben, gewöhnte sich an die landesübliche Nahrung, z.B. an Schlangen und Würmer, badete, von Krokodilen belauert, im Urwaldfluss, musste mehrere Male Malaria-Erkrankungen überstehen und geriet auch mit schwierigen sozialen Riten, wie der Blutrache, in Kontakt.

1989 verließ sie West Papua und ging auf ein Schweizer Mädcheninternat. Die westliche Welt war für sie mehr als nur ein Kulturschock: Im Urwald herrsche der körperliche Krieg, in Europa aber gebe es den psychischen Krieg, und der sei schlimmer.[1] Trotz persönlicher Kontaktschwierigkeiten mit dem zivilisierten Leben - ihre Anpassungsschwierigkeiten führten sogar zu einem Selbstmordversuch - lernte sie bald ihren ersten Ehemann kennen. Seitdem lebte sie an verschiedenen Orten der Welt, unter anderem in Tokio und der Schweiz. Inzwischen ist sie geschieden und lebt mit ihren vier Kindern in der Nähe von München.

2005 veröffentlichte sie ihr erstes Buch mit dem Titel Dschungelkind, das schnell zum Bestseller wurde und ihr öffentliche Bekanntheit sowie Auftritte in zahlreichen Fernsehshows einbrachte.[2] Die Verfilmung von Dschungelkind startete am 17. Februar 2011 in deutschen Kinos.

2006 machte sie erste Erfahrungen als Schauspielerin und spielte in dem ZDF-Film Im Himmel schreibt man Liebe anders eine kleine Rolle als Krankenschwester. Noch im gleichen Jahr erschien mit ihrem zweiten Buch Ruf des Dschungels der Bericht über ihre Rückkehr zum Schauplatz ihrer Jugend, dem Stamm der Fayu und dessen heutige Gefährdung. Im Unterschied zum ersten Band ging Sabine Kuegler diesmal auch auf die geschichtliche und politische Situation in West Papua ausführlich ein. Nach eigenen Angaben riskiert sie damit ein zukünftiges Einreiseverbot durch die indonesische Regierung.[3][4]

Im Oktober 2007 veröffentlichte sie mit Gebt den Frauen das Geld! ein Buch über die Wirtschaftskreisläufe und die Rolle von Frauen und Männern in den Entwicklungsländern.[5]

Heute engagiert sich Sabine Kuegler für nachhaltige Entwicklungskooperation. Sie ist prominente Kinderpatin und Botschafterin des Starthelferprogramms des Kinderhilfswerks World Vision Deutschland.[6] Sie setzt sich speziell für Projektmaßnahmen ein, die Schwangeren und Kleinkindern zugute kommen. Außerdem ist sie Schirmherrin des Projekts Weil wir es wert sind der Tropenwaldstiftung OroVerde.

Kritik

Organisationen wie die Pazifik-Informationsstelle oder die Gesellschaft für bedrohte Völker betrachten besonders das erste Buch von Sabine Kuegler kritisch.[7] Es schildere die Verhältnisse zu sehr aus der persönlich-emotional geprägten Sicht der Autorin und vertrete statt sachlicher Informationen eher den Mythos vom „edlen Wilden“.[8]

Werke

Die beiden erstgenannten Titel sind auch als Taschenbuch und als Hörbuch erschienen.

Einzelnachweise

  1. Westfalenblatt vom 5./6. März 2011
  2. Interview bei Beckmann vom 21. Februar 2005.
  3. Bericht im ZDF-Magazin aspekte über Sabine Kueglers Rückkehr in ihre Wahlheimat Westpapua und ihr zweites Buch.
  4. Sabine Kuegler zu Gast beim mittagsmagazin des ZDF am 20. November 2006.
  5. Interview bei Beckmann vom 1. Oktober 2007.
  6. Vom Dschungelkind zur World Vision-Botschafterin. 2009, abgerufen am 8. Juli 2010.
  7. Roland Seib: Sabine Kuegler: Ruf des Dschungels. Rezension im Rundbrief Nr. 71/07 des Pazifik-Netzwerkes e. V. (PDF, ca. 2 MB), abgerufen am 15. Februar 2011.
  8. Buch von Sabine Kügler schürt Mythos vom „edlen Wilden“. Pressemitteilung der Gesellschaft für bedrohte Völker vom 18. Februar 2005, abgerufen am 15. Februar 2011.

Weblinks


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