- Salziger See
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Salziger See Geographische Lage Landkreis Mansfeld-Südharz bei Röblingen Zuflüsse Weida, Salzke Abfluss Salzke Daten Koordinaten 51° 28′ 17″ N, 11° 43′ 23″ O51.47138888888911.723055555556Koordinaten: 51° 28′ 17″ N, 11° 43′ 23″ O Fläche 8,5 km² (ursprünglich) Besonderheiten wird zur Zeit noch ständig abgepumpt und liegt damit zur Zeit größtenteils trocken
Der Salzige See war einer der Mansfelder Seen südöstlich von Eisleben, im heutigen Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt. Im frühen Mittelalter reichte deren Wasserfläche nur wenig unterbrochen von den Langenbogener Teichen über den Süßen, den Salzigen, den Bindersee und den Faulen See bis vor die Tore der Stadt Eisleben.
Die Fläche des Sees von ursprünglich 850 ha (rd. 8,5 km²) ging in den Jahren 1892/93 rapide um 300 ha zurück. Mehr als 4 m seiner Tiefe verlor er allein im Sommer 1893. 30 Mio. m³ Seewasser versiegten in freigewordene unterirdische Gänge. Der Salzige See wurde trockengelegt, um eine Gefährdung des Bergbaus durch hereinbrechende Wassermassen auszuschließen. Seit Stilllegung des Bergbaues und Einstellung der Wasserhaltung in den 1970er Jahren stieg das Grundwasser wieder allmählich an und erreichte ab 1985 das Niveau der tiefsten Bereiche des ehemaligen Seebodens. Die vernässten Bereiche haben zu einzelnen Seeflächen geführt, die heute ca. 15 % der ehemaligen Seefläche bedecken.
Inhaltsverzeichnis
Geologie
An der tiefsten Stelle der Eislebener Niederung haben sich vor ca. 8000 Jahren die Mansfelder Seen gebildet. Zur Entstehung der Niederung und der Seen gibt es verschiedene Hypothesen:
- Tiefenbohrungen zur Untersuchung des Kupferschiefers ergaben, dass im Untergrund des Seegeländes bis nach Eisleben hin eine ausgedehnte und mächtige Masse von Steinsalz liegt. Der große Wasserverlust durch Salzauslaugung in der Tiefe bedingte eine Senkung der auflagernden Steinsalze und bewirkte damit an der Oberfläche die Bildung einer Hohlform. Die Auslaugung und die von ihr verursachte Geländesenkung sind auf das Gebiet des Salzspiegels begrenzt. Dieser verläuft von Eisleben bis Wansleben ziemlich einheitlich bei 145 –150 m unter NN, also etwa 225 m unter dem trockenen Boden des ehemaligen Salzigen Sees, entstanden durch unterirdische Auslaugungen des ehemals hohen Oberteils der Salzmasse. Die Talsenke der Mansfelder Mulde ist also durch Senkung infolge Salzauslaugung entstanden.
- Süßer und Salziger See sind Überbleibsel früherer Flussläufe, wofür die regelmäßigen rinnenartigen Vertiefungen der Seen sprechen. Wahrscheinlich wandte sich die Unstrut vom Einfluss der Helme aus dem jetzigen Mansfelder Land zu, durchfloss die jetzt vom Salzigen See eingenommene Senke und erreichte im heutigen Salzabett die Saale. Im Geröll des Sees und auch der Salza findet man Steine, die aus dem Thüringer Becken stammen und nicht durch die gegenwärtigen Gewässer herangeschafft worden sein können. Als sich der Hornburger Sattel und seine Nachbarhöhen erhoben, wurde der Unstrut der bisherige Abfluss versperrt, so dass sie sich durch das Freyburger Tal eine neue Mündung verschaffte.
Auswirkungen des Bergbaus
In die kontinuierliche Wasserführung vom Westrand der Mansfelder Mulde in das Steinsalzflöz von 1000 m Mächtigkeit und der ständigen Wasserbewegung (bis zu 30 Solquellen) griff der Mensch durch den Bergbau ein. Mit Vertiefung des Kupfererzabbaus verstärkte man die Entwässerungsmaßnahmen, unterbaute den Zirkulationsweg des Wassers, so dass vertikale Verbindungen zwischen den Bergwerken und dem im Gestein zirkulierenden Wasser entstanden, die katastrophale Wassereinbrüche in den Gruben zur Folge hatten.
Die für 17.000 Bergarbeiter mit ihren 40.000 Angehörigen verantwortliche Mansfelder Gewerkschaft erwarb das Recht, den Salzigen See künstlich zu beseitigen, um eine Gefährdung der Schächte durch eventuell hereinbrechende Wassermassen auszuschließen. Im Januar 1894 war das Seebecken völlig trockengelegt, so dass die Brunnen in den Dörfern versiegten, Mühlbäche und Uferzonen versandeten und die Bevölkerung der gesamten Seegegend unter dem allgemeinen Wassermangel litt. Das gesamte natürliche Vorflutsystem des Sees musste geändert werden. Man führte die größeren Zuflüsse in einem nördlichen und südlichen Ringkanal um die Seefläche herum, kleine Zuflüsse in offenen Gräben zum Pumpwerk. Der südliche Ringkanal versorgte die Dörfer Erdeborn, Röblingen und Amsdorf, die Gruben Wilhelmine und Laura bei Oberröblingen sowie das Montanwerk Amsdorf.
Die neue Landfläche bot zu Beginn des 20. Jahrhunderts Raum für die Landwirtschaft und wurde auch für das Abteufen von Kalischächten und als Lagergruben der Kohlenindustrie genutzt. Dabei hatte die Trockenlegung des Sees nur geringen Einfluss auf die Wasserabgabe an den Untergrund. Die im Seengebiet ehemals vorhandenen natürlichen Quellen wirkten wie Schlucklöcher für das Wasser des Sees. Die vertikalen Verbindungen in der Tiefe blieben nach der Trockenlegung des Sees erhalten. Das zeigen die Wasserverluste des Bindersees 1961 und 1968.
Seit der endgültigen Einstellung des Bergbaus 1981 leitet man die Wasser über den Schlüsselstollen ab. Der Wasserstrom geht zum Teil wieder in Richtung Seengebiet. Das hydraulische Gleichgewicht ist wieder hergestellt: würde die Menge des Salzwasserabflusses über den Schlüsselstollen reduziert, käme es zu einem beschleunigten Anstieg des Wassers im Seengebiet.
Historisches
In dem Buch "Die Erhaltung der Mansfelder Seen." [1]beschreibt Wilhelm Krebs die Landschaft:
„Dort liegt eine Kette von drei Seen. Der nördlichste, der Süße See, füllt sein langgestrecktes Becken auf einer um fünf Meter höheren Bodenstufe als die beiden anderen aus. Bisher hatte er durch zwei Bachbetten Gelegenheit, einen Überschuß seiner Zuflüsse den beiden südlichen Seen abzugeben. Diese hingen durch einen breiten Kanal zusammen. Der mittlere, der Bindersee, erschien nur als Anhängsel des größeren, des Salzigen Sees, welcher früher, was er als Überschuß, besonders von der aus Süden ihm zuströmenden Weida erhielt, auch seinerseits an den Bindersee und durch diesen an den gemeinsamen Abfluss, die Salzke, abgab. Dieses Flüsschen geht bei Salzmünde der Saale zu und soll im Diluvium der Endlauf der jetzt weiter südlich mündenden Unstrut gewesen sein, so daß man im Salzigen See den ansehnlichen Rest eines aufgestauten alten Unstrutlaufes erblicken kann. Dieser größte See, etwa dreimal so groß als der Süße, zehnmal als der Bindersee, war durch seinen Wasserreichtum und den bis in neuere Zeit seinem Namen entsprechenden Salzgehalt ansehnlich genug, um im Jahre 1850 den Leipziger Arzt FRANKE zur Gründung einer Badegesellschaft auf Aktien zu veranlassen...“
– Wilhelm Krebs: Die Erhaltung der Mansfelder Seen[1]
Perspektiven
Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt beschloss Anfang 1995, den Prozess der Wiederentstehung des Salzigen Sees zu unterstützen. Ausdruck für diese Unterstützung sind die kontinuierliche Bereitstellung von Finanzmitteln (1996-1998 insgesamt 11,3 Mio. DM) sowie die Arbeitsaufnahme der für dieses Vorhaben eigens gegründeten Entwicklungsgesellschaft Seengebiet Mansfelder Land mbH.
Die Wiederentstehung eines verschwundenen Sees mit einer Fläche von etwa 850 ha nach über 100 Jahren berührt landeskulturelle, wirtschaftliche, organisatorische, rechtliche, soziale und finanzielle Belange. Das Vorhaben beinhaltet Änderungen von inzwischen manifestierten Zuständen wie dem Charakter von Gewässern einschließlich des Grundwasserbereiches, Landschafts- und Naturgestaltung sowie Flächennutzungen und Infrastrukturen.[2]
Einzelnachweise
- ↑ a b Wilhelm Krebs: Die Erhaltung der Mansfelder Seen, Gustav UHL Verlag Leipzig, 1894
- ↑ Willkommen an den Mansfelder Seen
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