Schadprogramm

Schadprogramm

Als Schadprogramm oder Malware [ˈmælwɛə] (Kofferwort aus engl. malicious, „bösartig“ und Software) bezeichnet man Computerprogramme, die entwickelt wurden, um vom Benutzer unerwünschte und ggf. schädliche Funktionen auszuführen. Dieser Begriff bezeichnet keine fehlerhafte Software, obwohl auch diese Schaden anrichten kann. Malware wird von Fachleuten der Computersicherheitsbranche als Über- oder Sammelbegriff verwendet, um die große Bandbreite an feindseliger, intrusiver und/oder unerwünschter Software oder Programmen zu beschreiben.

Der Begriff Computervirus wird umgangssprachlich oft irrtümlich (auch von Fachleuten) als Synonym von Malware verwendet, was darauf zurückzuführen sein kann, dass Viren die ersten Schadprogramme mit weiter Verbreitung waren, und in Folge der Malware-Entwicklung Anfang/Mitte der 1990er Jahre mussten die Antiviren-Hersteller die Erkennung auf weitere Malwaretypen ausdehnen – der Begriff Virus bzw. Antivirus war dann bereits etabliert.

Die Schadfunktionen sind gewöhnlich getarnt oder die Software läuft gänzlich unbemerkt im Hintergrund (Typisierung siehe unten). Schadfunktionen können zum Beispiel die Manipulation oder das Löschen von Dateien oder die technische Kompromittierung der Sicherheitssoftware und anderen Sicherheitseinrichtungen (wie z. B. Firewalls und Antivirenprogramme) eines Computers sein, aber auch in diesem Zusammenhang das ungefragte Sammeln von Daten zu Marketing-Zwecken. Es ist bei Malware auch üblich, dass eine ordnungsgemäße Deinstallation mit den generell gebräuchlichen Mitteln fehlschlägt, so dass zumindest Software-Fragmente im System verbleiben. Diese können möglicherweise auch nach der Deinstallation weiterhin unerwünschte Funktionen ausführen.

Inhaltsverzeichnis

Klassifizierung

Malware wird unterschieden in folgende Typen:

  • Computerviren sind die älteste Art der Malware, sie verbreiten sich, indem sie Kopien von sich selbst in Programme, Dokumente oder Datenträger schreiben. Ein teilweise defektes Virus nennt man „Intended Virus“. Dieses bewirkt meist nur eine „Erstinfektion“ einer Datei, ist jedoch nicht fähig sich weiter zu reproduzieren.
  • Ein Computerwurm ähnelt einem Computervirus, verbreitet sich aber direkt über Netze wie das Internet und versucht, in andere Computer einzudringen.
  • Ein Trojanisches Pferd (kurz Trojaner) ist eine Kombination eines (manchmal nur scheinbar) nützlichen Wirtsprogrammes mit einem versteckt arbeitenden, bösartigen Teil, oft Spyware oder eine Backdoor. Ein Trojanisches Pferd verbreitet sich nicht selbst, sondern wirbt mit der Nützlichkeit des Wirtsprogrammes für seine Installation durch den Benutzer.
  • Eine Backdoor ist eine verbreitete Schadfunktion, die üblicherweise durch Viren, Würmer oder Trojanische Pferde eingebracht und installiert wird. Sie ermöglicht Dritten einen unbefugten Zugang („Hintertür“) zum Computer, jedoch versteckt und unter Umgehung der üblichen Sicherheitseinrichtungen. Backdoors werden oft genutzt, um den kompromittierten Computer als Spamverteiler oder für Denial-of-Service-Angriffe zu missbrauchen.
  • Spyware und Adware forschen den Computer und das Nutzerverhalten aus und senden die Daten an den Hersteller oder andere Quellen, um diese entweder zu verkaufen oder um gezielt Werbung zu platzieren. Diese Form von Malware wird häufig zusammen mit anderer, nützlicher Software installiert, ohne den Anwender zu fragen und bleibt auch häufig nach deren Deinstallation weiter tätig.
    • Als Spyware bezeichnet man Programme, die Informationen über die Tätigkeiten des Benutzers sammeln und an Dritte weiterleiten.
    • Adware wird Software genannt, die – häufig zusammen mit gewünschten Installationen oder Webabrufen – ohne Nachfrage und ohne Nutzen für den Anwender Funktionen startet, die der Werbung oder auch Marktforschung dienen.
  • Scareware ist darauf angelegt, den Benutzer zu verunsichern und ihn dazu zu verleiten, schädliche Software zu installieren oder für ein unnützes Produkt zu bezahlen. Beispielsweise werden gefälschte Warnmeldungen über angeblichen Virenbefall des Computers angezeigt, den eine käuflich zu erwerbende Software zu entfernen vorgibt.
  • Grayware wird teils als eigene Kategorie benutzt, um Software wie Spyware und Adware oder andere Varianten, die Systemfunktionen nicht direkt beeinträchtigen, von eindeutig schädlichen Formen abzugrenzen (nicht zu verwechseln mit Grauware oder Reimport von Waren am offiziellen Importeur vorbei).
  • Teils werden auch Dialer (Einwahlprogramme auf Telefon-Mehrwertrufnummern) unter Malware genannt, obwohl sie im engeren Sinne nicht dazu zählen. Illegale Dialer-Programme führen die Einwahl heimlich, d. h. im Hintergrund und vom Benutzer unbemerkt, durch und fügen dem Opfer finanziellen Schaden zu, der etwa über die Telefonrechnung abgerechnet wird. Strafrechtlich handelt es sich hier um Betrug.

Verbreitung

Im Jahr 2008 wurden von Sicherheits-Unternehmen wie F-Secure „eine Million neuer Schädlinge“ erwartet. Täglich erreichen demnach etwa 25.000 neue Schadprogramme – sogenannte Unique Samples, also Schädlinge mit einzigartigem „Fingerabdruck“ nach MD5 – speziell hierfür eingerichtete Server, z. B. Honeypots. Dagegen konnte AV-Test bereits Mitte April 2008 zehn Millionen neue Schadprogramme im Jahr 2008 zählen. Es sei eine starke Veränderung bei der Verbreitung von Schadsoftware zu erkennen: Trojanische Pferde in E-Mail-Dateianhängen werden immer seltener, während die Angriffe über das Web etwa mittels Drive-by-Download zunehmen. Außerdem käme der Einsatz von Rootkit-Techniken zum Verstecken der Schädlinge immer häufiger vor.[1] [2]

Abhängigkeit vom Betriebssystem

Auf die Frage, ob Apple- oder Linux-Rechner sicherer sind, gibt es unterschiedliche Positionen. So erklären vor allem Hersteller von kommerziellen Viren-Scannern dies nur zu einer Frage der Verbreitung der jeweiligen Betriebssysteme. Jewgeni Kasperski erklärte in einem Interview: „Nur, weil sie von den Cyber-Kriminellen bisher kaum beachtet wurden. Aber das kann sich ändern.“[3]

Die Verwendung eines Paketmanagers, wie er in Linux-Distributionen üblich ist, senkt nach verbreiteter Ansicht das Risiko von Malware. Für diese Meinung gibt es aber keine technisch nachvollziehbare Begründung. Betriebssystemunabhängig ist die Möglichkeit zur Einsicht in den Quelltext, wie sie bei Open-Source-Software typisch ist, ein starkes Indiz dafür, dass ein bestimmtes Programm – zumindest in der Originalversion – keine Malware beinhaltet. Binärinfektionen und nachträgliche Manipulationen bleiben selbstverständlich weiter möglich (siehe auch Rootkit, Dropper, Injector).

Siehe auch

Fußnoten

  1. heise.de: F-Secure erwartet dieses Jahr 1 Million Schädlinge
  2. Spiegel-Online: Virenjäger Kaspersky: „[…] die Zeit der E-Mail-Viren ist vorbei […]. Heute braucht niemand mehr eine E-Mail, um einen Virus in Umlauf zu bringen. Kriminelle verteilen ihre Viren über gekaperte Web-Seiten: Da reicht schon der Besuch, um den Rechner zu infizieren. Sie verbergen ihre Programme in Multimediadateien und bringen diese über soziale Netzwerke (→ Soziale Software) in Umlauf. Sie hinterlassen Links in Gästebüchern oder bei Wikipedia, und wenn man darauf klickt, fängt man sich etwas.“
  3. Spiegel-Online: Virenjäger Kaspersky: „Apple-Nutzer tragen Hawaii-Hemden“

Literatur

  • Eugene Kaspersky: Malware: Von Viren, Würmern, Hackern und Trojanern und wie man sich vor ihnen schützt Hanser-Verlag, München 2008, ISBN 3-446-41500-9.

Weblinks


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