- Schlacht von Balaklawa
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Schlacht von Balaklawa Teil von: Krimkrieg
Charge of the Light Brigade, Gemälde von Richard Caton Woodville juniorDatum 25. Oktober 1854 Ort Balaklawa, Krim Ausgang Unentschieden Konfliktparteien Alliierte:
Großbritannien
Frankreich
Osmanisches ReichRussland Befehlshaber Lord Raglan General Liprandi Truppenstärke 20.000 Mann 23.000 Mann Verluste 600 Tote und Verwundete 1.000 Tote und Verwundete Krimkrieg (1853–1856) Schlacht von Oltenița – Schlacht von Cetate – Belagerung von Silistra – Seeschlacht bei Sinope – Schlacht von Kurekdere – Belagerung von Petropawlowsk-Kamtschatski – Schlacht an der Alma – Belagerung von Sewastopol – Schlacht von Balaklawa – Schlacht von Inkerman – Schlacht von Jewpatorija – Belagerung von Taganrog – Schlacht am Çorğun – Belagerung von Kars – Schlacht um Malakow – Schlacht von Kinburn (1855) – Dritter Pariser Frieden
Die Schlacht von Balaklawa war eine militärische Auseinandersetzung am 25. Oktober 1854 zwischen den Alliierten (Briten, Franzosen, Osmanisches Reich) und dem Russischen Kaiserreich während der Belagerung von Sewastopol im Krimkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund und Ausgangslage
Die Schlacht fand fast sieben Wochen, nachdem Briten, Franzosen und ein türkisches Kontingent auf der Krim gelandet waren, statt. Während der Belagerung von Sewastopol hatten die Briten ihre Basis in der Hafenstadt Balaklawa. Sie bauten deshalb später (1855) hier die erste strategische Bahnstrecke in der Geschichte der Kriegsführung, um ihren Nachschub von Balaklawa zum Lager der britisch-französischen Belagerungsarmee vor Sewastopol zu transportieren.
Vor der Stadt liegen zwei parallele Täler, das Nord- und das Südtal. Getrennt sind beide von einer Hügelkette, die Kadikioj Höhen bzw. Causeway Heights genannt wird. Auf diesen Hügeln, fast zwei Meilen vor ihren Stellungen, hatten die Alliierten vier Redouten errichtet. Diese waren von 3.000 Türken bemannt und mit neun Zwölfpfünder-Geschützen ausgerüstet. Das 93. Highlander-Regiment sperrte bei dem Dorf Kadikioj den Weg nach Balaklawa. Die leichte und die schwere britische Kavalleriebrigade stand am Fuß der Hügelkette, direkt nordwestlich dahinter die französische Kavallerie und Artillerie. Die Russen hatten eine Entsatzarmee aus Bessarabien herangeführt und sich etwa 8 Kilometer entfernt mit 25.000 Mann und 78 Kanonen unter ihrem Befehlshaber Graf Liprandi versammelt.
Gliederung der Armeen
Alliierte
- Britische Armee (Lord Raglan)
- Kavalleriedivision (Lord Lucan)
- schwere Brigade (Scarlett)
- leichte Brigade (Earl of Cardigan)
- 1. Infanteriedivision (George, 2. Duke of Cambridge)
- Guards Brigade (Bentinck)
- Highland Brigade (Garnison Balaklawa) (Colin Campbell)
- 4. Infanteriedivision (Cathcart)
- 1. Brigade (Goldie)
- 2. Brigade (Torrens)
- Kavalleriedivision (Lord Lucan)
- Französische Armee (Canrobert)
- 1. Kavalleriebrigade (d'Allonville)
- Observationskorps (Bosquet)
- 1. Brigade (Espinasse)
- 2. Brigade (Vinoy)
Gesamtstärke: 20.000 Mann, 41 Geschütze
Russen
- Russische Armee (Liprandi)
- Kavallerie (Ryzhov)
- Nord-Kolonne (Skiuderi)
- Linke Zentrumskolonne (Semiakin)
- Rechte Zentrumskolonne (Levutski)
- Süd-Kolonne (Gribbe)
- Reserve (Zhaboritski)
Der Verlauf der Schlacht
The Thin Red Line
Um fünf Uhr morgens setzte sich Liprandi mit zwei Dritteln seiner Truppen in Marsch. Er besetzte zunächst die Fedioukine Heights, gegenüber den alliierten Stellungen auf den Causeway Heights, und griff dann die östlichen drei Befestigungen an. Nach anfänglichem Widerstand gaben die türkischen Soldaten die Stellungen auf und zogen sich in die westlichen Befestigungen zurück. Gegen 7 Uhr morgens schien der Weg zum Hafen Balaklawa frei zu sein.
Allerdings zögerten die Russen, so dass Lord Raglan Zeit hatte seine Truppen heranzuführen. Die 93. (Sutherland) Highlanders, unter Sir Colin Cambell, formierten sich in zwei Linien (The Thin Red Line) und rückten auf die Höhen in Richtung der Redouten vor. Dort hielten sie dem Angriff der Russen so lange stand, bis die ca. 700 Mann der britischen schweren Kavalleriebrigade den Russen in die Flanke fallen konnten. Diese griffen die Russen an und zerstreuten in einem erfolgreichen Angriff die dreimal so starken russischen Husaren.
Gegen 10:30 Uhr trafen die 1. Division des Duke of Cambridge, die 4. Division Cathcarts, Bosquets französische Division und die Brigade der Chasseurs d'Afrique ein. Lord Raglan konnte von einem westlich gelegenen Plateau aus das Schlachtfeld im Tal und auf den Hügeln gut überblicken. Als er sah, wie die Schwere Brigade die russische Kavallerie angriff, schickte er die 4. Division, um die Russen in der Flanke anzugreifen. Dies führte zum beinahe fluchtartigen Rückzug der Russen. Um diesen auszunutzen und die von den Russen erbeuteten Kanonen zurückzugewinnen, beschloss Raglan, die leichte Kavallerie einzusetzen.
Die Attacke der Leichten Brigade
Hauptartikel: Attacke der Leichten Brigade
Die Attacke der Leichten Brigade (engl. Charge of the Light Brigade) gilt als die Besonderheit dieser Schlacht, die auch zu ihrer relativen Berühmtheit führte. Aufgrund von Missverständnissen bei der Befehlsübermittlung griff die leichte Brigade unter Lord Cardigan die gut befestigten Stellungen am Ende des nördlichen Tals an. Auf den Fedioukine Heights, die das Tal nach Norden schlossen, befanden sich außerdem die am Morgen durch die Russen eroberten Geschützstellungen.
Die Attacke begann mit 673 Mann der 13. Dragoner, 17. Lancers und 11. Husaren. Das Bild der unter Beschuss von vorne und von beiden Seiten galoppierenden Truppen kommentierte der französische General Bosquet mit den heute berühmten Worten: « C’est magnifique, mais ce n’est pas la guerre, c'est de la folie. » (deutsch: „Das ist großartig, aber Krieg ist das nicht, es ist Wahnsinn.“)[1]. 200 Mann der Angreifer erreichten tatsächlich die Kanonenstellungen und begannen zum Erstaunen der Russen diese zu attackieren. Schließlich mussten sie aber vor einem Gegenangriff der russischen Schweren Kavallerie den Rückzug antreten. Insgesamt wurden bei der Attacke 156 Mann der Leichten Brigade getötet und 122 verwundet.
Der zweite Tag
Am 26. Oktober erfolgte ein Ausfall von 8.000 Mann aus der belagerten Stadt. Nach anfänglichen Erfolgen wurden sie aber von der 2. britischen Division zurückgeworfen. Während dieser Kämpfe fanden bei Balaklawa aber keine Gefechte mehr statt.
Ergebnis und Folgen
Der Ausgang der Schlacht kann als unentschieden gewertet werden, auch wenn die Russen durch die Eroberung der drei Befestigungen im Vorteil waren. Die Schlacht hatte im Ergebnis durch den weiteren Kriegsverlauf keine weitere Bedeutung. Nach sechs Wochen wurde Balaklawa von den Russen geräumt.
Durch die Schlachtdichtungen von Alfred Tennyson und anderen ist diese Schlacht und insbesondere die Attacke der Leichten Brigade mystifiziert worden. Lange galt, dass bei der Attacke die Leichte Brigade vollständig aufgerieben beziehungsweise auf ein Drittel reduziert worden sei. Durch den hohen Verlust an Pferden waren tatsächlich nur noch 195 Reiter einsatzbereit. Die erlittenen Verluste waren schwer, aber nicht ungewöhnlich für einen Reiterangriff. Auch wird im Fehlschlag der Beginn des Niedergangs der Kavallerie als effektive Waffengattung gesehen. Bis zur Entwicklung motorisierter Einheiten blieb aber die Schnelligkeit der Kavallerie für Aufklärung und Umfassung von hoher militärischer Bedeutung.
Zum Einsatz der britischen Infanterie urteilte Friedrich Engels:
„Eine englische Schlachtlinie tut, was kaum von einer anderen Infanterie je geleistet worden ist: Kavallerie in Linie empfangen, ihre Musketen bis zum letzten Augenblick geladen halten und erst einen Kugelregen abfeuern, wenn sich der Feind auf 30 Yards genähert hat, und fast immer mit dem größten Erfolg. Die britische Infanterie feuert mit einer solchen Kaltblütigkeit selbst im kritischsten Augenblick so, daß ihr Feuer in seiner Wirkung das aller andern Truppen übertrifft. So trieben die Hochländer, in Linie formiert, die russische Kavallerie bei Balaklawa zurück“
Eingang in den Sprachgebrauch
Einige Begriffe aus der Schlacht von Balaklawa hielten Einzug in den englischen Wortschatz:
- Charge of the Light Brigade wird noch heute verwendet, um ironisch eine Unternehmung zu kennzeichnen, die mit großem Mut und hoher Disziplin, jedoch mit mangelhafter Vorbereitung und untauglichen Mitteln durchgeführt wird. Ein Scheitern wird nicht nur als wahrscheinlich, sondern als sicher gesehen.
- Der Widerstand der Highlander steht als The Thin Red Line für das Standhalten gegen eine Übermacht.
- Skimasken werden im Englischen auch balaclavas oder balaclava helmets genannt, da aufgrund der großen Kälte diese Kleidungsstücke im Krimkrieg und somit auch in Balaklawa zum Einsatz kamen.
Filmhistorisches
Die Attacke der Leichten Brigade lieferte mindestens zweimal die Vorlage für Spielfilme: 1936 für den amerikanischen Film Der Verrat des Surat Khan (Originaltitel: The Charge of the Light Brigade) von Michael Curtiz sowie 1968 für das britische Remake Der Angriff der leichten Brigade (Originaltitel ebenfalls The Charge of the Light Brigade) von Tony Richardson.
Literatur
- German Werth: DER KRIMKRIEG, Frankfurt/M 1989, ISBN 3-548-34949-8
- John & Boris Mollo: Into the Valley of Death, London 1991, ISBN 1-872004-75-X
- Alexander Rodger Battle Honours of the British Empire, 2003, ISBN 1-86126-637-5
- Kinglake, The Invasion of the Crimea (neun Bände), London 1863-87, ISBN 978-1843424970
- Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Berlin 1961, ISBN 3-320-00206-6
- Alfred Baron Tennyson - "Der Reiterangriff von Balaklawa" (Übers. ins Deutsche von A. Strodtmann, ca. 1900)
- ↑ Clive Ponting: The Crimean War. The Truth Behind the Myth. Chatto & Windus, London 2004, ISBN 0-70117-390-4
- ↑ Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 11, S. 409-480
Weblinks
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