- Schlacht von Sevastopol
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Stadt Sewastopol місто Севастополь Basisdaten Oblastzentrum: Sewastopol Einwohner: 378.978 (1. Dezember 2005) Bevölkerungsdichte: 438,63 Einwohner je km² in Städten: 94,2 % Fläche: 864 km² Verwaltungsgliederung Rajone: - Städte: 2 durch Oblast verwaltet: 0 durch Rajon verwaltet: 2 Stadtrajone: 4 Siedlungen städtischen Typs: 1 Dörfer: 29 Siedlungen: 1 Kontakt Adresse: вул. Леніна 3
99011 м. СевастопольWebsite: Offizielle Webseite Karte Statistische Informationen Sewastopol (ukrainisch und russisch Севастополь, von griech. Sebastopolis) ist die größte Stadt auf der ukrainischen Halbinsel Krim. Sie liegt am Schwarzen Meer, auf derselben geographischen Breite wie Mailand oder Lyon. Die ehemals geschlossene Stadt liegt am südwestlichen Rand der Krim auf den Ausläufern des Krimgebirges. Sie ist durch einen Vertrag mit Russland bis zum Jahre 2017 auch Heimathafen der Schwarzmeerflotte.[1] Die Einwohnerzahl der Agglomeration beträgt rund 379.000 (Dezember 2005).
Inhaltsverzeichnis
Herkunft des Namens
Ursprünglich war die Stadt unter dem Namen Achtiar (Ахтиар) bekannt, einer alten tatarischen Siedlung. Im Türkischen heißt sie deshalb heute noch Akyar. Der krimtatarische Name ist Aqyar.
Sewastopol kommt aus dem griechischen Wort „Sebastópolis“ (Себастополис), einer Zusammensetzung aus „Sebastos“ (griechisch σεβαστóς) und Polis (πóλις). Aus der römischen Antike sind drei Orte dieses Namens bekannt - einer in Kleinasien, das heutige Sivas, einer in Thrakien und einer an der Ostküste des Schwarzen Meers, das heutige Sochumi. Sebastós ist nach der Verleihung des Titels „Augustus“ (27. v. Chr.) an Octavian als ersten Herrscher der römischen Kaiserzeit die offizielle griechische Übersetzung dieses Beinamens in seinen Bedeutungen „Heiliger“, „Unverletzlicher“ und sinngemäß „Majestät“. Sewastopol/Sebastopolis besagt folglich „Majestätsstadt“ oder auch „Kaiserstadt“. Diesen Namen erhielt die Stadt 1784 vom russischen Fürst Potjomkin.
Geographie
Sewastopol liegt im äußersten Südwesten der Krim-Halbinsel und verteilt sich mit einer Fläche von ca. 864 km² rund um 38 Buchten, unter Einbeziehung der Buchten sogar 1000 km². Deren größte, die Bucht von Sewastopol (Sewastopolskaja buchta), teilt die Stadt in eine Nord- und eine Südhälfte. Auf letzterer erstreckt sich das Zentrum der Stadt über mehrere Hügel. Das riesige Territorium von Sewastopol – in Länge und Breite bis zu 50 Kilometer groß – entspricht der Fläche von Moskau, New York oder Shanghai. Zum Vergleich: Zürich oder Paris sind mit 91,9 respektive 105,4 km² rund zehnmal kleiner als Sewastopol.
Klima
Das Klima von Sewastopol ist nahezu subtropisch. Die Südküste wird durch das Krimgebirge vor dem Eindringen kalter Luftmassen aus dem Norden geschützt, die Luft ist trocken. Die jährliche Regenmenge beträgt 500 bis 700 Millimeter.
Im Sommer steigen die Temperaturen bis 40 Grad, die aber von einer leichten Brise gemildert werden – tagsüber vom Meer Richtung Land, in der Nacht in umgekehrter Richtung. Im Winter bewegen sich die Temperaturen zwischen -2 und +7 Grad Celsius. In den Wintermonaten kommt es an der Schwarzmeerküste zu Eisbildung; Sewastopol ist aber im Gegensatz zu anderen Häfen der Ukraine ganzjährig eisfrei.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte der Stadt Sewastopol
Von der Antike bis zur Sowjetunion
Die küstennahen Regionen der Krim wurden ab dem 7. Jh. v. Chr. von griechischen Kolonisten besiedelt. In der Nähe des heutigen Stadtzentrums errichteten Griechen aus Milet zunächst ein Emporion (Stapelplatz), ab dem späten 5. Jh. v. Chr. bauten Siedler aus Herakleia Pontike die Siedlung mit dem Namen Kalamita zur bedeutendsten Polis der Taurischen Chersonesos aus. Unter der Herrschaft Roms und Byzanz` bewahrte die Stadt ihren griechischen Charakter bis zur Zerstörung im 14. Jh. und der nachfolgenden Besiedlung durch Tataren. Nach der russischen Eroberung der Krim wurde die Stadt im Jahre 1783 neu begründet.
Auf Grund ihrer militärischen Bedeutung war die blühende Handelsstadt Sewastopol im Krimkrieg schwer umkämpft. Nach der elfmonatigen Belagerung von Sewastopol war sie am 8. September 1855 nur noch ein Trümmerhaufen und gelangte daraufhin nie mehr zum früheren Wohlstand.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die als stärkste Festung der Welt geltende Stadt von deutschen Truppen belagert und nach schweren Kämpfen in der Schlacht um Sewastopol 1941–1942 erobert. Nach der Schlacht waren im Juni 1942 nur noch neun Gebäude unbeschädigt. Nach der Eroberung am 1. Juli 1942 durch die deutsche Wehrmacht plante das nationalsozialistische Reichskommissariat Ukraine die Umbenennung des Ortes in Theoderichhafen. Dies wurde jedoch nicht mehr durchgeführt.
1954 übereignete Nikita Chruschtschow die Halbinsel Krim und die Hafenstadt Sewastopol aus dem Besitz der russischen an die ukrainische Sowjetrepublik.
Postsowjetische Zeit
Als Heimathafen der sowjetischen Schwarzmeerflotte war Sewastopol bis 1991 eine geschlossene Stadt, in die auch die Krimbewohner nur mit einem Passierschein einreisen konnten. Noch heute markiert das kleine weiße Gebäude der Polizeistation an der Stadtgrenze die ehemals geschlossene Stadt. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 verlor die Russische Föderation den Anspruch auf den Heimathafen für die traditionsreiche Schwarzmeerflotte. Aber auch die Bewohner von Sewastopol wollten weiterhin zu Russland und nicht zur Ukraine gehören. Erst der Vertrag von 1997 regelte die Aufteilung der Flotte und den Verbleib der russischen Marine auf der Krim bis 2017 und entspannte damit die Situation. Heute liegen die Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte neben jenen der ukrainischen Flotte. Sie lassen sich einfach voneinander unterscheiden: Bei den ukrainischen Schiffen beginnt die Schiffsnummer mit einem großen lateinischen „U“, zudem tragen sie die blau-gelbe Flagge der Ukraine und sind in der Regel in einem deutlich schlechteren Zustand als die russischen Schiffe. Besonders gut können die ehemaligen Militäranlagen im Süden von Sewastopol in Balaklawa besichtigt werden. Dort befindet sich auch eine in den Berg getriebene unterirdische U-Boot-Werft.
Nach einem Ukas des ersten und letzten Krimpräsidenten, dem Russen Juri Meschkow, öffnete sich die Stadt 1994 zuerst für die Krimbewohner, später auch für die restlichen Ukrainer sowie auch für ausländische Touristen. Sewastopol untersteht direkt der ukrainischen Zentralregierung in Kiew und nicht der Regierung der Autonomen Republik Krim. In der Ukraine hat nur noch die Hauptstadt Kiew diesen Sonderstatus. Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob und wie Sewastopol zu einer Freihandelszone erklärt werden kann.
Aktuelle politische Situation
Trotz der Zugehörigkeit von Sewastopol zur Ukraine dominieren das russische Flottenkommando, pro-russische Behörden und Organisationen das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben in der Hafenstadt. So fördert zum Beispiel die Moskauer Stadtregierung unter Bürgermeister Juri Michailowitsch Luschkow pro-russische Aktivitäten in wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereichen. Mit diesen Aktivitäten unterstützt Moskau Bestrebungen für eine Unabhängigkeit der Krim vom Rest der Ukraine.
Der pro-russische Stadtrat von Sewastopol seinerseits vermeidet jede Konfrontation mit dem russischen Flottenkommando und russischen Behörden respektive Organisationen. Er lehnte sogar ein Darlehen der EBRD (European Bank for Reconstruction and Development – Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklungshilfe) zur dringend notwendigen Sanierung des Abwassersystems ab, weil es die Bindung Sewastopols an die Ukraine und Westeuropa verstärkt hätte.
Die wichtigsten Daten im Überblick
Jahr Ereignis 300.000
v. Chr.Erste Besiedlung durch frühe Vertreter der Hominiden (Neandertaler) 422 v. Chr. Griechische Kolonisten aus Herakleia Pontike besiedeln Kalamita und Chersones (Stadt) 1783 Stadtgründung unter russischer Besetzung 1854 bis 1855 Krimkrieg 1942 Belagerung und anschließende Eroberung von Sewastopol durch die deutsche Wehrmacht 1945 Sewastopol wird zur Heldenstadt erklärt 1954 Nikita Chruschtschow übereignet die Krim mit Sewastopol der Ukrainische SSR 1991 Zusammenbruch der Sowjetunion 1994 Öffnung der geschlossenen Stadt Sewastopol für Krimbewohner 1996 Öffnung der geschlossenen Stadt Sewastopol für alle Ukrainer und Ausländer 1997 Vertrag zwischen der Ukraine und Russland über den Verbleib der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol 2017 Der Vertrag über den Verbleib der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol läuft aus. Bevölkerung
Offiziell leben in Sewastopol rund 378.000 Personen (Stand 2004). Rund 74 Prozent der Bevölkerung sind ethnisch Russen, 21 Prozent Ukrainer und 5 Prozent gehören ethnischen Minderheiten an (Belarussen, Krimtataren, Juden, Armenier, Griechen, Deutsche, Bulgaren, Moldauer, Polen, Esten, Letten, Koreaner etc.). Dass Sewastopol als russische Stadt empfunden wird, liegt nicht zuletzt an der russischen Marine mit ihren (samt Familien) etwa 30.000 Angehörigen. Auf den Straßen Sewastopols begegnet man auf Schritt und Tritt russischen Marineoffizieren und -soldaten.
Sprache
Die Amtssprache ist Ukrainisch, als Umgangssprache dient aber aufgrund der Bevölkerungszusammensetzung Russisch. Sprachen der Minderheiten sind unter anderen Krimtatarisch und – als Überbleibsel der süddeutschen und schweizerischen Auswanderer nach Zürichtal vor rund 200 Jahren – Deutsch.
Religion
Die autochthonen, traditionell vorherrschenden Religionen sind die russisch-orthodoxe Kirche, die dem Moskauer Patriarchat verpflichtet ist, und der Islam. Aber erst seit 1989 gibt es in Sewastopol wieder eine offizielle islamische Gemeinde, der hauptsächlich die aus den Deportationsgebieten zurückkehrenden Krimtataren angehören. Als multikulturelle Vielvölkerstadt verfügt Sewastopol über weitere religiöse Gruppierungen, von denen längst nicht alle offiziell registriert sind.
Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohnerzahlen 1853 (vor dem Krimkrieg) 43.000 1860 (nach dem Krimkrieg) 5.750 Jahr Einwohnerzahlen 1989 (vor der Wende) 356.000 2005 (nach der Wende) 332.954 Politik
Sewastopol besitzt innerhalb der Ukraine und auch innerhalb der autonomen Halbinsel Krim einen Sonderstatus: Sewastopol ist als einzige Stadt direkt der ukrainischen Regierung in Kiew unterstellt, während der Rest der Halbinsel der Regierung der Autonomen Republik Krim in Simferopol unterstellt ist.
Der Stadtrat ist mehrheitlich pro-russisch mit dem Bürgermeister Leonid Michailowitsch Schunko.
Verwaltungsgliederung
Die Stadt besteht heute aus den vier Stadtrajonen Rajon Lenin, Rajon Nachimow, Rajon Haharin, und Rajon Balaklawa, wobei die früheren Städte Inkerman und Balaklawa und 46 mittlerweile eingemeindete Dörfer inbegriffen sind. Der Stadtrand von Sewastopol ist – vom Zentrum her kommend in dieser Reihenfolge – von Trabantensiedlungen, Weinfeldern und Datschensiedlungen geprägt.
Nachbargemeinden
Sewastopol grenzt an folgende Städte und Gemeinden (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden):
Berehowe, Bachtschyssaraj, Sokolyne und Foros.Wirtschaft
Russische Marine
Die russische Marine mit ihrer Schwarzmeerflotte ist bis heute der wichtigste Arbeitgeber in der Region und finanziert 25 Prozent des Stadtbudgets. Alleine für die Pacht des Hafens für die Schwarzmeerflotte zahlt Russland 100 Millionen US-Dollar jährlich an die Ukraine.
Industrie
Traditionell sind die Werften der stärkste Industriezweig von Sewastopol.
Forstwirtschaft und Fischerei
Sewastopol ist der wichtigste ukrainische Hafen für die Fischerei. Das Schwarze Meer ist aber durch den Eintrag von Chemikalien aus Landwirtschaft und Industrie zum Teil stark belastet.
Tourismus
Sewastopol wird heute jährlich von über 500.000 Touristen besucht. Viele Ukrainer und Russen bereisen die ehemals verbotene Stadt, Westeuropäer sind im Stadtbild noch eher selten zu sehen.
Kulinarische Spezialitäten
- Malakow heißt eine besondere Torte, die aus Löffelbiskuits, Vanillecreme und Schlagsahne besteht. Nach dem Sieg im Krimkrieg und der Eroberung von Fort Malakow (Малахов курган) (am 8. September 1855) auf einem Hügel in Sewastopol wurde der französische Marschall Aimable Jean Jacques Pélissier, zum Herzog von Malakow ernannt. Zu seiner Ehre wurde die Torte kreiert, die bis heute in ganz Mitteleuropa als Malakow-Torte bekannt ist – in Sewastopol jedoch ist sie völlig unbekannt.
- Malakoff heißen im schweizerischen Waadtland auch Käsebällchen. Sie sind ebenso wie die Torte nach dem Fort Malakow in Sewastopol benannt. Dieser Hügel wurde im Krimkrieg von den Truppen Napoleons III. eingenommen, in denen auch Waadtländer Soldaten mitkämpften.
Infrastruktur
Verkehr
Innerhalb der Stadt ermöglicht ein Oberleitungsbus den öffentlichen Verkehr. Daneben verkehren auch Dieselbusse und sogenannte Marschrutnyje taxi oder Marschrutki, privat betriebene Sammeltaxis. Diese Kleinbusse sind etwas teurer als die öffentlichen Verkehrsmittel, aber besonders auf längere Distanzen erheblich schneller.
Die Nord- und die Südhälfte der Bucht von Sewastopol (Sewastopolskaja buchta) sind mit einer regelmäßig verkehrenden Fähre miteinander verbunden. Sewastopol besitzt keinen eigenen Flughafen. Der nahe gelegene internationale Flughafen Zentralnyj in Simferopol wird von Ukraine International Airlines (nur von Mai bis Oktober) direkt von Frankfurt/Main angeflogen, die restlichen Monate über Kiew. Ganzjährig wird Zentralnyj zudem von Turkish Airlines über Istanbul angeflogen.
Der Militärflughafen Utschkujewka in Belbek (BQB), 11 km nördlich der Stadt, wird als Sevastopol International Airport bezeichnet [1] und von Dniproavia angeflogen.
Von Simferopol gelangt man mit Bus oder Taxi in einer Stunde nach Sewastopol. Günstiger ist die Elektritschka (электричка), ein meist überfüllter, elektrisch betriebener Nahverkehrszug mit sehr altem Rollmaterial aus der Waggonfabrik in Riga. Eine andere Anreise besteht über Istanbul, von wo aus eine Fähre direkt nach Sewastopol verkehrt. Die Fahrt dauert rund 24 Stunden.
Hochschulen
Sewastopol ist das Bildungszentrum der Krim. Eine ganze Reihe wissenschaftlicher Institute und Organisationen haben ihren Sitz in der Hafenstadt, z. B. zwei Institute der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften, die Staatliche Polytechnische Universität Sewastopol (10.000 Studenten), das Atomenergieinstitut Sewastopol und das Meeresinstitut Sewastopol.
- Ukrainische Akademie der Wissenschaften
- Staatliche Polytechnische Universität Sewastopol
- Atomenergieinstitut Sewastopol
- Meeresinstitut Sewastopol
- Kowalewski-Institut für Biologie der südlichen Meere
Andere Schulen
Zum Bildungsangebot gehören auch zwölf Berufsschulen und 60 weitere Schulen und Gymnasien.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Denkmäler
In der „Heldenstadt“ Sewastopol stehen rund 2.000 Denkmäler, aber auch viele repräsentative Bauten aus der Nachkriegszeit. Darunter befindet sich etwa die Adler-Säule, die im Jahre 1904 auf einem Fels im Hafenbecken errichtet wurde. Sie soll an die 1854 im Krimkrieg absichtlich in der Hafeneinfahrt versenkten Russischen Schiffe erinnern. Dadurch sollten die Schiffe der Angreifer an der Einfahrt gehindert werden. Ein weiteres, bekanntes Denkmal ist die 1959 errichtete Statue des Russischen Admirales Pawel S. Nachimow, dem Oberbefehlshaber der verteidigenden Militärverbände bei der Belagerung Sewastopols im Zuge des Krimkrieges.
Sehenswürdigkeiten
- Sewastopol-Panorama „Die Verteidigung Sewastopols 1854–1855“, siehe auch Bourbaki-Panorama in Luzern
- Diorama „Der Sturmangriff auf den Sapun-Berg am 7. Mai 1944“
- Verteidigungs-Turm auf dem Malakow-Hügel
- Haus der Untergrundkämpfer von Sewastopol 1942–1944
- Wladimir-Kathedrale (Ruhestätte berühmter Admiräle)
Das Panorama-Museum von Sewastopol ist ein Rundbau auf einem der Hügel, die einst als „Festungshügel“ der Verteidigung der Stadt dienten. Vom zentralen Uschakow-Platz (russisch Ушакова пл.) aus liegt es bergauf am Ende des Istoritscheski bulwar (russisch Исторический бульвар). Hier wird nur ein einziges Gemälde ausgestellt, das aber die gesamte Fläche der Innenwand des imposanten Rundbaus ausfüllt: ein Panoramabild von Franz Alexejewitsch Roubaud (1856–1928), einem russischen Schlachtenmaler mit deutsch-französischen Wurzeln.
Auf seinem 100 Meter langen und 14 Meter hohen Kolossalgemälde stellt Roubaud den Morgen des 6. Juni 1855 dar, als die russische Armee die englischen und französischen Truppen ein letztes Mal zurückhalten konnte, bevor diese die Stadt stürmten. Die französische Armee hatte dieses Datum gewählt, weil sie genau 40 Jahre zuvor die Schlacht von Waterloo schmählich verloren hatte. Die Franzosen wollten den Sieg deshalb um jeden Preis. Es ist ein russisches Paradox, dass das Russische Reich die blutige Schlacht um Sewastopol verlor, sie aber zum nationalen Symbol des stolzen Widerstandes erkor.
Als Begründer der russischen Panorama-Schule erhielt Roubaud einige Jahrzehnte später den Auftrag, ein monumentales Denkmal zu schaffen, das an das Heldentum der Verteidiger Sewastopols erinnert. Roubaud lebte um 1900 in München, wo er speziell für diesen Auftrag einen Pavillon bauen ließ. Drei Jahre lang hat er zusammen mit Studenten der bayerischen Kunst-Akademie das Panorama gemalt und aufgebaut. Weltweit gibt es übrigens rund 40 solcher Panoramen.
In der Zwischenzeit wurde am Istoritscheski bulwar in Sewastopol ein Gebäude für dieses Panorama errichtet. Zum 50. Jahrestag der heldenhaften Verteidigung Sewastopols wurde am 14. Mai 1905 der Rundbau mit dem antik wirkenden Eingangsportal eröffnet und das Panorama aus München in die damals russische Hafenstadt transportiert. An der Außenfassade finden sich Marmorbüsten der wichtigsten Offiziere des Krimkrieges, darunter auch eine des Schriftstellers Lew Tolstoi, der sich an der Verteidigung Sewastopols beteiligt hatte.
Zwei Stockwerke hoch ist das Museum, und auf dem Podest im oberen Stockwerk stehend hat man den Eindruck, als stehe man mitten auf dem Schlachtfeld. Vor dem Wandgemälde hat Roubaud Modelle von zerstörten Bunkern, Pferdekarren, Kanonen und gefallenen Soldaten aufgebaut, die ein beklemmendes Gefühl von Dreidimensionalität schaffen.
Rund 4000 Figuren sind auf dem Gemälde verewigt, darunter neben vielen Offizieren auch einige zivile historische Figuren: Der damals berühmteste russische Chirurg N. I. Pirogow, die erste russische Krankenschwester P. I. Grafowa und die Dascha von Sewastopol – eine junge Frau, welche die Kämpfenden mit Wasser versorgte.
Während des Zweiten Weltkrieges, am 25. Juni 1942, wurde das Rundgebäude mit dem Panorama in Schutt und Asche gelegt. Nur 86 Leinwandteile konnten gerettet und mit dem russischen Zerstörer „Taschkent“ über den Seeweg in Sicherheit gebracht werden. Diese Originale konnten aber nicht mehr restauriert werden, so dass man in Moskau 17 Künstler damit beauftragte, das Panorama auf einer neuen Leinwand komplett neu zu malen und aufzubauen. Wie Roubaud mit seinen Kunststudenten in München fünfzig Jahre zuvor waren die Moskauer Künstler bis 1954 drei Jahre lang an der Arbeit. Am 16. Oktober 1954 wurde das Panorama – 100 Jahre nach der ersten Verteidigung von Sewastopol – im komplett neu aufgebauten Rundgebäude wieder eröffnet.
Weitere Museen
- Museum der Schwarzmeerflotte
- Kunstmuseum
Ein kleines Kunstmuseum ist am Nachimowa pr. 9 zu finden. Es zeigt Bilder russischer und westeuropäischer Maler vom 17. bis in das frühe 19. Jahrhundert. Im Erdgeschoss werden Wechselausstellungen gezeigt.
Kirchen
- Wladimir-Kathedrale - Peter-und-Paul-Kirche - Pokrowski-Kathedrale - Wladimir-Kathedrale im Chersonesus
Die drei bekanntesten und schönsten Kirchen Sewastopols stehen mitten im Zentrum der Stadt. Über der ganzen Stadt leuchtet das goldene Kreuz der Wladimir-Kathedrale, das auf allen internationalen Seekarten eingezeichnet ist.
Aus diesem Grund hat es sogar die Bolschewiki und den staatlich verordneten Atheismus der Sowjetunion überstanden. Der Grundstein zur Wladimir-Kathedrale wurde schon im Krimkrieg gelegt, der Bau im byzantinischen Stil aber erst im Jahre 1888 abgeschlossen. Traditionell finden hier die Admirale der Schwarzmeerflotte ihre letzte Ruhe, weshalb das Gotteshaus auch Admirals-Kathedrale genannt wird. Die Kathedrale ist im Innern seit Jahren eine Baustelle, was aber die Gläubigen zwischen den Holzgerüsten nicht stört.
Ausgrabungen
Auf dem Kap von Sewastopol liegen die Ruinen der im Jahre 421 u.Z. gegründeten griechischen Siedlung Chersones.
Parks
Der zentralste Park ist der historische Boulevard, mit Aussicht auf die Stadt und die Buchten. Ein 24 Meter langes Rundbild der Schlacht um Sewastopol während des Krimkrieges, befindet sich in einem angrenzenden Gebäude.
Theater
- Lunatscharski-Theater
- Theater der Schwarzmeerflotte
Sewastopol ist das wichtigste Zentrum des Kulturschaffens auf der Krim, was sich auch an den vier Theatern zeigt, darunter mit dem Lunatscharski-Theater (russisch Театр Луначарского) eines der ältesten russischen Theater überhaupt.
Bibliotheken
Die wichtigste Bibliothek Sewastopols ist die Morskaja Biblioteka, die Bibliothek der Schwarzmeerflotte.
Kino
In der Stadt Sewastopol findet man vier Kinos mit mehreren Kinosälen, die je zur Hälfte der Stadt und Privatleuten gehören, sowie drei kleinere private Kinos mit je vierzig bis sechzig Plätzen. In den Kinos von Sewastopol werden vor allem russische Filme gezeigt.
Persönlichkeiten
- Lew Tolstoi, russischer Schriftsteller, war selbst im Krimkrieg bei der Verteidigung Sewastopols beteiligt.
- Giuseppe Bernardazzi plante im Krimkrieg die Befestigungs- und Sicherungsarbeiten von Sewastopol.
- James Robertson, Fotograf (Seine Fotos aus dem im Krimkrieg zerstörten Sewastopol zählen zu den ersten fotografischen Kriegsreportagen der Geschichte.)
Söhne und Töchter der Stadt
- Anastassija Eduardowna Baburowa, Journalistin und Opfer politischer Gewalt
Andere Verwendung des Namens
- Sebastopol sind Städte in Kalifornien und in Mississippi
- Sebastopol ist der Name einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Meinerzhagen in Nordrhein-Westfalen.
- Ein Ort auf Mauritius trägt auch den Namen Sewastopol.
- Als „Sewastopol“ bezeichnet sich auch eine bundesweit bekannte Orientierungsfahrt in Oberfranken/Bayern. Sie leitet ihren Namen von einem fahrenden Handwerker und dem nach ihm im Volksmund benannten Ortsteil der Stadt Helmbrechts her [2].
Bildergalerie
Siehe auch
Weblinks
Quellen
Literatur
Zitate
- Mark Twain: „Das zerstörte Pompeji befindet sich in einem guten Zustand verglichen mit Sewastopol.“ – als er 1865 die Stadt nach dem Krimkrieg besuchte.
- Mark Twain: „Hier kann man in jede beliebige Richtung blicken, und das Auge trifft kaum auf etwas anderes als Zerstörung, Zerstörung, Zerstörung! Häuserruinen, zerbröckelte Mauern, zerfetzte und zerklüftete Hügel, Verwüstung überall…!“.
- Boris Tschaikowski, sowjetischer Komponist, gestaltete das Schicksal der mehrmals belagerten Stadt in seiner 3. Sinfonie.
Sewastopol-Zyklus
- Lew Nikolajewitsch Tolstoi konfrontierte 1855 und 1856 im sogenannten Sewastopol-Zyklus (russisch Sewastopolskije rasskasy, Sewastopolsker Erzählungen) auf drastische Weise die patriotischen Ideale der Verteidiger der Festung Sewastopol mit der grausamen Realität des Krimkrieges.
Die Belagerung von Sewastopol
- Niel: Siège de Sébastopol. Paris 1858.
- Weigelt: Die Belagerung von Sewastopol. Berlin 1861.
- Totleben: Die Verteidigung von Sewastopol. 4 Bde. Berlin 1864–72.
Aktuelles literarisches Stadtporträt
- Steinleitner: Sewastopol Sekond Hend, München 2004
Gebiete (Oblast): Charkiw | Cherson | Chmelnyzkyj | Tscherniwzi | Dnipropetrowsk | Donezk | Iwano-Frankiwsk | Kiew | Kirowohrad | Lwiw | Luhansk | Mykolajiw | Odessa | Poltawa | Riwne | Saporischschja | Schytomyr | Sumy | Ternopil | Transkarpatien | Tscherkassy | Tschernihiw | Wolhynien | Winnyzja
Städte mit Subjektstatus: Stadt Kiew | Stadt Sewastopol
Autonome Republik: Krim44.5949533.52165Koordinaten: 44° 36′ N, 33° 31′ O
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