- Schlachte
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Als Schlachte wird in der Bremer Altstadt die historische Uferpromenade an der Weser bezeichnet. Im amtlichen Sinne ist die Schlachte ein parallel zum Ufer verlaufender Straßenzug, der an der Ecke Erste Schlachtpforte (bei der St.-Martini-Kirche) beginnt und etwa 660 Meter weiter nordwestlich beim Haus der Jugend, Ecke Kalkstraße endet. Die Schlachte gilt heute als Gastronomie- und Biergartenmeile in Bremen.
Inhaltsverzeichnis
Namensgebung
Der Begriff „Schlachte“ leitet sich vom niederdeutschen Wort „slait“ (= „schlagen“) ab: Mittelalterliche Bremer Kaufleute kauften den langgezogenen Bereich an der Weser und schlugen schwere Holzstämme in den Grund, um so einen stabilen Anlegeplatz für ihre Handelsschiffe zu schaffen.
Geschichte
Seit dem 11. Jahrhundert war die Schlachte der Hafen von Bremen. Um 1244 wird von der Schlachte eine Brücke über die Weser zur linken Uferseite gebaut. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Schlachte als Hafen Bremens immer weiter ausgebaut und befestigt, bis ins sechzehnte Jahrhundert war sie der bremische Haupthafen. 1646 wurde sie mit Natursteinen gepflastert.
Im Befestigungssystem von Bremen mit seiner Stadtmauer war der offene Schlachtebereich eine Schwachstelle. Nachfolgende Schlachtpforten führten zum Schlachtehafen: 1. Schlachtpforte, Josephsgang, Ulenstein, 2. Schlachtpforte, Heimlichenpforte, Ansgaritränkpforte, Kranpforte, Düsternpforte, Zingelpforte, Letzte Schlachtpforte. Die Pforten schlossen zur Weser bündig mit den angrenzenden Häusern an der Schlachte ab. Die stärker werdenden Kanonen macht es erforderlich, das Bremer Befestigungssystem grundlegend umzubauen. 1627 wurden die Anlagen mit Bastionen links der Weser auf der Basis der Pläne von Johan van Rijswijck und Johan van Valckenburgh vollendet.
Im 19. Jahrhundert verlagerte sich der Schwerpunkt der Handelsschifferei im Großraum Bremen in die westlich der Altstadt neu angelegten Hafenanlagen und in das neu gegründete Bremerhaven. Die Schlachte bot für die immer größer werdenden Transportschiffe nicht mehr ausreichend Platz und wurde größtenteils nur noch für die Binnenschifffahrt genutzt.
Untersuchungen, die sich auf das 18. und 19. Jahrhundert bezogen, zeigten, dass sich an der Schlachte bereits in dieser Zeit ein Zentrum der Gastronomie befunden haben muss. So müssen sich 1822 mehrere Kaffee-, Bier- und Weinschenken in der Hälfte der Häuser befunden haben. Dies umfasste sowohl genehmigte als auch ungenehmigte Lokale und Restaurants sämtlicher Preis- und Qualitätsstufen.[1]
Aufbau
Die Schlachte besteht aus zwei Hauptebenen: Die untere besteht aus den Anlegestellen für die Schiffe und einer gepflasterten unteren Promenade. Etwa vier Meter höher liegt dahinter die auf Höhe der restlichen Innenstadt befindliche obere Promenade. Entlang einer Mauer befinden sich Freiluft-Sitzplätze für die ortsansässige Gastronomie. Dahinter verläuft die größtenteils dem Fußgängerverkehr vorbehaltene Straße, die ebenfalls "Schlachte" heißt, auf der anderen Straßenseite befinden sich die diversen gastronomische Einrichtungen. Der Freiluftbetrieb der Gaststätten ist zum Schutz der Anwohner auf die Zeit bis 24 Uhr beschränkt.
Umgestaltung
Nachdem die Gebäude entlang der Schlachte über Jahrzehnte überwiegend als Handelskontore und Lagerhäuser genutzt wurden und das Straßenleben trotz der attraktiven Lage an der Weser entsprechend gering war, unterlag sie ab Ende des 20. Jahrhunderts einem umfassenden Umbauprozess. Nach einer ersten Umwidmung zu einer Fußgängerzone im Jahre 1985 wurden zwischen 1993 und 2000 im Rahmen des Expo-Projektes „Stadt am Fluß“ weite Teile baulich neu gestaltet.
Die untere Ebene der Schlachte einschließlich der flussabwärts und flussaufwärts in Verlängerung der Schlachte liegenden Wege im Ortsteil Altstadt wurde als moderne Promenade hergerichtet. Dort kann man nun über eine Strecke von zwei Kilometern auf gepflasterter Straße an der Weser entlang spazieren.
Der flussaufwärts gelegene Abschnitt von der Ecke Erste Schlachtpforte bis zur Bürgermeister-Smidt-Brücke wurde zu einer Promenade mit historischem Flair umgestaltet. In den ehedem größtenteils als Lagerhäuser genutzten Gebäuden wurden erdgeschossig Restaurants, Bars und Kneipen mit ca. 2.000 Sitzplätzen unter freiem Himmel eingerichtet, darüber siedelten sich junge Betriebe wie Mediengestalter und Werbefirmen an. Die Anbindung an die Innenstadt wurde durch die Neugestaltung der Durchgänge zwischen Obernstraße, Martinistraße und Schlachte verbessert.
Modernisierte Anleger an der Weser bieten nunmehr Platz für mehrere Schiffe, darunter auch Ausflugsboote und den Nachbau einer Hansekogge aus dem 14. Jahrhundert.
Mit dem gegenüberliegenden Teerhof wurde die Schlachte durch eine neu errichtete Fußgängerbrücke verbunden.
In kurzer Zeit entwickelte sich die Schlachte zu einer Vergnügungsmeile, auf die ab 2004 auch der früher dem nahegelegenen Marktplatz vorbehaltene Weihnachtsmarkt ausgedehnt wurde. Dies wurde wiederum vielfach kritisiert; vor allem die am Marktplatz ansässigen Markttreibenden befürchteten einen Kundenschwund, was sich jedoch als unbegründet erwies.
Derzeit (2007) ist eine zweite Ausbauphase geplant, welche den noch ausstehenden Teil der oberen Ebene der Schlachte, den flussabwärts des Stadtzentrums gelegenen Abschnitt zwischen Bürgermeister-Smidt-Brücke und Ecke Diepenau, betrifft. Nach den Stadtentwicklungsmaßnahmen im Faulenquartier und vor allem wegen der Ansiedlung von Radio Bremen an diesem Teil der Schlachte soll die bisher bestehende städtebauliche Lücke geschlossen werden.[2] Der Abschluss der Arbeiten ist für Februar 2008 angestrebt.[3]
Die „Roland von Bremen“ an der Schlachte ist ein Nachbau der Bremer Kogge von 1380
Das Fahrgastschiff „Oceana“ der Hal över GmbH mit den typischen Treppenstufen und der typischen Bebauung der Schlachte
Denkmalschutz
Folgende Bauten an der Schlachte stehen unter Denkmalschutz:
- Martinikirchhof 3 und 6: Martinikirche und Neanderhaus, 1229/1250
- Schlachte 2 bis 32 als Ensemble
- Schlachte 3 bis 5: Geschäftshaus, 1949-1951
- Schlachte 10, 11: Verlags- und Kontorhaus, 1925-1927
- Schlachte 15 bis 18: Geschäftshaus Bachmann, 1913
- Schlachte 30A: Geschäftshaus, um 1960
- Schlachtemauer als Hafenmauer, 16. bis 19. Jh.
- Erste Schlachtpforte 1: Geschäftshaus, um 1955
→ Siehe dazu die Liste der Kulturdenkmäler in Bremen-Mitte#Schlachte
Einzelnachweise
- ↑ Lydia Niehoff, „Zum goldenen Anker“ - Bier schenken in den Schenken an der Schlachte, in: Christian Marzahn/Astrid Schneider (Hrsg.), Genuß und Mäßigkeit, Beiträge zur Sozialgeschichte Bremens, Heft 17, Edition Temmen, Bremen 1995, ISBN 3-86108-228-4, S. 29-52
- ↑ Bremer Nachrichten vom 25. Januar 2007: Fangturm muss noch warten
- ↑ Die Welt online vom 18. Januar 2007: Deputation beschließt Schlachte-Ausbau
Weblinks
53.0761111111118.8022222222222Koordinaten: 53° 4′ 34″ N, 8° 48′ 8″ O
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