Schlachte (Bremen)

Schlachte (Bremen)
Geschäftshäuser westlich der Teerhofbrücke
Bremen um 1600 mit Schlachte und Martini-Kirche von Frans Hogenberg

Als Schlachte wird in der Bremer Altstadt die historische Uferpromenade an der Weser bezeichnet. Im amtlichen Sinne ist die Schlachte ein parallel zum Ufer verlaufender Straßenzug, der an der Ecke Erste Schlachtpforte (bei der St.-Martini-Kirche) beginnt und etwa 660 Meter weiter nordwestlich beim Haus der Jugend, Ecke Kalkstraße endet. Die Schlachte gilt heute als Gastronomie- und Biergartenmeile in Bremen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Schlachte um 1862
Der Name

Der Name Schlachte kommt von slagte, also vom Einschlagen der Uferpfähle, die mit Balken und Faschinenpflechtwerk gehalten wurden und für die Uferbefestigung sorgten. Die Bezeichnung stammt aus dem Niederdeutschen und ist in anderer Form – wie beispielsweise dem ursprünglicheren Schlagde – für ähnliche Uferbereiche im gesamten norddeutschen Raum verbreitet. 1247 wurde dieser Bereich erstmalig als slait urkundlich erwähnt, später wurde er auch als slagte und als slacht bezeichnet.

Schlachte als Hafen

Bei der ersten Erwähnung der slait wurden die Wassermüller verpflichtet, für die Instandhaltung der noch recht einfachen Uferschutzanlage zu sorgen, und hatten dafür das Recht des freien Fischfangs an diesem Uferbereich. In der ersten Urkunde findet Johann Werve Erwähnung und ist somit der erste namentlich dokumentierte Anwohner. In dem Bereich dürfte seit etwa 1050 eine Anlegestelle für kleine Weserboote gelegen haben. Seit dem späteren 11. Jahrhundert war die Schlachte zunächst Anlegestelle und dann zunehmend der Hafen von Bremen. Um 1244 wurde von der Schlachte eine Brücke über die Weser zur linken Uferseite gebaut. Der erste befestigte Anlegebereich soll zwischen der 2. Schlachtpforte (etwa Schünemannhaus) und der Kranpforte gelegen haben und sich dann stromab- und aufwärts erweitert haben. Es gab zur Weser hin keine Stadtmauer. Durch acht Pforten führte der Zugang von der Stadt durch die Häuserfront an den Weserhafen.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Schlachte als Hafen Bremens immer weiter ausgebaut und befestigt; bis ins sechzehnte Jahrhundert war sie der bremische Haupthafen. 1646 wurde sie mit Natursteinen gepflastert.

Veränderungen seit dem 18./19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert verlagerte sich der Schwerpunkt der Handelsschifferei im Großraum Bremen in die westlich der Altstadt neu angelegten Hafenanlagen und in das neu gegründete Bremerhaven. Die Schlachte bot für die immer größer werdenden Transportschiffe nicht mehr ausreichend Platz und wurde größtenteils nur noch für die Binnenschifffahrt genutzt.

Untersuchungen, die sich auf das 18. und 19. Jahrhundert bezogen, zeigten, dass sich an der Schlachte bereits in dieser Zeit ein Zentrum der Gastronomie befunden haben muss. So müssen sich 1822 mehrere Kaffee-, Bier- und Weinschenken in der Hälfte der Häuser befunden haben. Dies umfasste sowohl genehmigte als auch ungenehmigte Lokale und Restaurants sämtlicher Preis- und Qualitätsstufen.[1]

Aufbau

Das westliche Drittel der Schlachte
Das östliche Drittel der Schlachte mit der St.-Martini-Kirche
Jugendherberge an der Kalkstraße / Ecke Schlachte

Die Schlachte besteht aus zwei Hauptebenen: Die untere besteht aus den Anlegestellen für die Schiffe und einer gepflasterten unteren Promenade. Etwa vier Meter höher liegt dahinter die auf Höhe der restlichen Innenstadt befindliche obere Promenade. Entlang einer Mauer befinden sich Freiluft-Sitzplätze für die ortsansässige Gastronomie. Dahinter verläuft die größtenteils dem Fußgängerverkehr vorbehaltene Straße, die ebenfalls "Schlachte" heißt, auf der anderen Straßenseite befinden sich die diversen gastronomischen Einrichtungen. Der Freiluftbetrieb der Gaststätten ist zum Schutz der Anwohner auf die Zeit bis 24 Uhr beschränkt.

Umgestaltung

Nachdem die Gebäude entlang der Schlachte über Jahrzehnte überwiegend als Handelskontore und Lagerhäuser genutzt wurden und das Straßenleben trotz der attraktiven Lage an der Weser entsprechend gering war, unterlag sie ab Ende des 20. Jahrhunderts einem umfassenden Umbauprozess. Nach einer ersten Umwidmung zu einer Fußgängerzone im Jahre 1985 wurden zwischen 1993 und 2000 im Rahmen des Expo-Projektes „Stadt am Fluß“ weite Teile baulich neu gestaltet.

Die untere Ebene der Schlachte einschließlich der flussabwärts und flussaufwärts in Verlängerung der Schlachte liegenden Wege im Ortsteil Altstadt wurde als moderne Promenade hergerichtet. Dort kann man nun über eine Strecke von zwei Kilometern auf gepflasterter Straße an der Weser entlang spazieren.

Der flussaufwärts gelegene Abschnitt von der Ecke Erste Schlachtpforte bis zur Bürgermeister-Smidt-Brücke wurde zu einer Promenade mit historischem Flair umgestaltet. In den ehedem größtenteils als Lagerhäuser genutzten Gebäuden wurden erdgeschossig Restaurants, Bars und Kneipen mit zirka 2.000 Sitzplätzen unter freiem Himmel eingerichtet, darüber siedelten sich junge Betriebe wie Mediengestalter und Werbefirmen an. Die Anbindung an die Innenstadt wurde durch die Neugestaltung der Durchgänge zwischen Obernstraße, Martinistraße und Schlachte verbessert.

Modernisierte Anleger an der Weser bieten nunmehr Platz für mehrere Schiffe, darunter die Friedrich und die Roland von Bremen, der Nachbau einer Hansekogge aus dem 14. Jahrhundert.

Mit dem gegenüberliegenden Teerhof wurde die Schlachte durch eine 1996 neu errichtete Fußgängerbrücke – die so benannte Teerhofbrücke – verbunden. Die Teerhofbrücke ist Ergebnis eines Architektenwettbewerbs, der ausgeführte Entwurf stammt vom Bremer Architekten Dieter Quiram.

In kurzer Zeit entwickelte sich die Schlachte zu einer Vergnügungsmeile, auf die ab 2004 auch der früher dem nahegelegenen Marktplatz vorbehaltene Teil des „historischen“ Weihnachtsmarktes ausgedehnt wurde. Der zunächst hauptsächlich von einigen am Marktplatz ansässigen Markttreibenden befürchtete Kundenschwund erwies sich jedoch als unbegründet.

2007/2008 wurde auch der westliche Teil der Schlachte umgestaltet. Die städtebaulichen Maßnahmen betrafen den bis dahin noch ausstehenden Teil der oberen Ebene der Schlachte, den flussabwärts des Stadtzentrums gelegenen Abschnitt zwischen Bürgermeister-Smidt-Brücke und Ecke Diepenau. Nach den Stadtentwicklungsmaßnahmen im Stephaniviertel und vor allem wegen der Ansiedlung von Radio Bremen an diesem Teil der Schlachte ist die bisher bestehende städtebauliche Lücke geschlossen worden.[2] Die Arbeiten wurden im Februar 2008 abgeschlossen.[3]

Gebäude

Eingangsportal des Bachmann-Hauses an der Schlachte
Fassade des Pflügerschen Hauses, heute am Markt

Heutige Gebäude

  • Schlachte 3 bis 5: Das rotsteinsichtige konservative Geschäftshaus mit seinen drei Giebeln wurde 1949/51 nach Plänen von Arthur Bothe für die Firma Golluecke und Rothfos gebaut.
  • Schlachte 15 bis 18: Firmensitz der Handelsfirma J.H. Bachmann, wurde 1913 nach Plänen von Richard Bielenberg und Josef Moser erbaut. Das sechsgeschossige, backsteinsichtige Kontorhaus mit seinen drei Schweifgiebeln brannte 1944 aus und wurde 1948 wieder aufgebaut. Es beherbergt heute die DSV Air & Sea GmbH. und das Dänische Konsulat.
  • Schlachte 23–26 (auch Langenstrasse 38/42): Die Kontorhäuser im opulenten Dekorationsstil mit Barock- und Renaissanceformen waren früher Sitz der Reisbörse und der Argo Reederei. Sie wurden 1904/05 nach Plänen von Johann Georg Poppe gebaut. Die Umbauten von 1947 bis 1951 stammen von Karl Walter.
  • Schlachte 30A: Das Geschäftshaus wurde um 1960 gebaut.
  • Schlachte 36–38: Im Keller des Hotels Überfluss von 2004 sind Mauerreste eines um 1183 errichteten Steingebäudes sichtbar.
  • Schlachte Nr. 41–44: Wohn- und Geschäftshaus von 1981 nach Plänen von Gert Schulze

Frühere Gebäude

  • Schlachte 1: Gebäude von 1819 nach Plänen von Jacob Ephraim Polzin; nicht erhalten
  • Schlachte 31B: Das Pflügersche Kontorhaus wurde nach Plänen des Bildhauers Theophilus Wilhelm Frese um 1755 im Stil des Rokokos von dem Weinhändler und Ratsherrn Johann Georg Hofschlaeger erbaut. Es hatte fünf Geschosse. 1836 kaufte Georg Friedrich Pflüger das Haus und richtete den Gaststhof Stadt Paris ein. 1874 übernahm Gütermesser Carl Wilhelm Meyer das Gebäude. Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde nach Plänen von Albert Dunkel ein Neubau errichtet unter Wiederverwendung der Rokokofassade. Das Haus brannte 1944 aus. Die Fassade wurde 1957/58 für den Neubau Haus der Stadtsparkasse am Marktplatz Ecke Langenstraße wiederverwendet.

Denkmalschutz

→ Siehe dazu die Liste der Kulturdenkmäler in Bremen-Mitte

Die Schlachte als Gesamtanlage[4] und folgende Bauten stehen unter Denkmalschutz:

  • Martinikirchhof 3 und 6: Martinikirche und Neanderhaus, 1229/1250
  • Schlachte 2 bis 32 als Ensemble
  • Schlachte 3 bis 5: Geschäftshaus, 1949-1951
  • Schlachte 10, 11: Verlags- und Kontorhaus, 1925-1927
  • Schlachte 15 bis 18: Geschäftshaus J.H. Bachmann von 1913, 1948 wieder aufgebaut
  • Schlachte 30A: Geschäftshaus, um 1960
  • Schlachtemauer als Hafenmauer, 16. bis 19. Jh.
  • Erste Schlachtpforte 1: Geschäftshaus, um 1955

Literatur

  • Friedrich Prüser: Die Schlachte. Bremens alter Uferhafen. Verlag Robert Bargmann, Bremen 1957.

Einzelnachweise

  1. Lydia Niehoff, „Zum goldenen Anker“ - Bier schenken in den Schenken an der Schlachte, in: Christian Marzahn/Astrid Schneider (Hrsg.), Genuß und Mäßigkeit, Beiträge zur Sozialgeschichte Bremens, Heft 17, Edition Temmen, Bremen 1995, ISBN 3-86108-228-4, S. 29-52
  2. Bremer Nachrichten vom 25. Januar 2007: Fangturm muss noch warten
  3. Die Welt online vom 18. Januar 2007: Deputation beschließt Schlachte-Ausbau
  4. Denkmaldatenbank des LfD

Weblinks

 Commons: Die Schlachte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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