Schlaff

Schlaff

Martin Schlaff (* 6. August 1953 in Wien) ist ein österreichischer Unternehmer und Netzwerker[1].

Martin Schlaff ist der Sohn von jüdischen Flüchtlingen, die 1945 in Wien gestrandet sind und jetzt ihren Lebensabend in Israel verbringen[2].

Gemeinsam mit seinem Bruder James übernahm er die Handelsfirma Robert Placzek AG. Er war danach vorwiegend im Osthandel tätig und pflegte gute Kontakte zu den Spitzen der Deutschen Demokratischen Republik und zur Kommunistischen Partei Österreichs. Nach der Ostöffnung geriet er in den Verdacht, auch mit Technologietransfers und Geldwäsche für die DDR zu seinem nicht unbeträchtlichen Vermögen gekommen zu sein. Die deutsche Justiz konnte allerdings keine ausreichenden Beweise finden und stellte ihre Ermittlungen im Jahr 2000 ein.

Dank seiner hervorragenden Kontakte, auch zu Palästinensern, gelang es ihm 1998 in Jericho ein Casino zu eröffnen. Das „Oasis“, gedacht für israelische Spieler, wurde aber im Verlauf der Zweiten Intifada wieder geschlossen.

Im Jahr 2002 nutzte Schlaff seine Kontakte zu Ariel Scharon, um die österreichische Bundesregierung unter Wolfgang Schüssel im Bestreben einer Normalisierung der Beziehungen zu Israel zu unterstützen. 2003 wurde wieder ein Botschafter nach Österreich entsandt.

Ebenfalls im Jahr 2002 übernahm er mit seinen Partnern, dem ehemaligen ÖVP-Obmann Josef Taus und dem ehemaligen Länderbank-Vorstand Herbert Cordt den größten bulgarischen Mobilnetzbetreiber Mobiltel vom russischen Geschäftsmann Michel Chernoy. Diese Übernahme kostete 850 Millionen Euro und wurde von der BAWAG finanziert[3]. Es gelang dem Konsortium, das Unternehmen nach westlichen Maßstäben zu organisieren und 2005 an die Telekom Austria weiter zu veräußern. Als Gewinn aus dem kurzfristigen Engagement werden 800 Millionen Euro kolportiert.

2005 versuchte Schlaff den Bulgarien-Coup in Serbien zu wiederholen. Mit seinen Partnern Josef Taus und Herbert Cordt übernahm er Anteile an der serbischen Mobilfunkgesellschaft Mobtel von Bogoljub Karić. Die Regierung entzog dem Unternehmen jedoch die Lizenz. Nach Intervention seitens der österreichischen Regierung wurde ein Kompromiss ausgehandelt, der die Investitionen der Gruppe sicherte, obwohl diese bei der schlussendlichen Versteigerung im Jahr 2006 nicht zum Zug kam.

Im Oktober 2006 kam Schlaff in die Schlagzeilen, weil er für seinen langjährigen Freund, Schachspielpartner[4] und Geschäftspartner Helmut Elsner, der im Zuge des BAWAG-Skandals in Frankreich inhaftiert wurde, eine Million Euro als Kaution bereitstellte.[5]

Ende 2006 übernahm Martin Schlaff die Kontrolle über 30% des Feuerfest-Konzerns RHI AG.

Im September 2007 war er maßgeblich an der Übernahme des weißrussischen Mobilfunkanbieter MDC durch die Telekom Austria beteiligt – um angebliche 1,05 Mrd. Euro.

Martin Schlaff hat eine Antisemitismus-Sammlung mit rund 5000 Objekten, die einen Zeitraum von 1490 bis 1946 umfassen, in zehnjähriger Arbeit zusammengetragen, die er 1993 der Stadt Wien für das Jüdische Museum schenkte. Diese katalogisierte die Exponate und bereitete sie für eine Großausstellung auf.[6] [7]

Ende März 2008 kam Martin Schlaff in die Schlagzeilen, weil er sich von seiner Frau Andrea scheiden ließ und dabei kolportierte 200 Millionen Euro Abfindung bezahlte.[8]

Einzelnachweise

  1. Die Presse, 5. Jänner 2006
  2. Die Zeit, 03/2006 [1]
  3. Salzburger Nachrichten, 22. September 2006 [2]
  4. Format, 06/07 [3]
  5. ORF, Ö1 Inforadio, 4. Oktober 2006 [4]
  6. Börse-Express, 18. November 2003 [5]
  7. Jüdisches Museum Wien, Tagebuch 10. März 1993 [6]
  8. Österreich, 27.03.2008 [7]

Weblinks

Martin Schlaffs Business-Liaison mit der Bawag


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