- Schmalbach-Lubeca
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Die Schmalbach-Lubeca AG war ein Traditionsunternehmen der Verpackungsmittelindustrie, das 1898 in Braunschweig (Schmalbach) und 1901 in Lübeck (Lubeca) gegründet wurde. Ein Teil fusionierte 1997 zur Impress BV, andere Teile wurden verkauft. Getränkedosen werden seit 2003 unter dem Namen Ball Packaging Europe hergestellt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Schmalbach
Im Jahr 1898 gründet Johann Andreas Schmalbauch[1] (* 1851; † 1904) eine Blechwarenfabrik zur Herstellung einer neuartigen Dose zur Konservierung von Spargel, der im nördlichen Umland von Braunschweig angebaut wird. Die noch vom Firmengründer zu Lebzeiten beantragte Namensänderung in Schmalbach wird erst nach seinem Tod durch die Behörden anerkannt und damit wirksam, und galt ab dann auch für das Unternehmen und die Nachfahren. Grund der Namensänderung war die Befürchtung, dass sich der Name Schmalbauch geschäftsschädigend auswirken könnte für ein Unternehmen, welches unter anderem auch Konservendosen für Lebensmittel produziert. Durch den Ersten Weltkrieg steigt die Belegschaft auf 500 Mitarbeiter. Zu Beginn der 1920er Jahre gibt es eine Branchenkrise, aus der Schmalbach gestärkt hervorgeht. 1929 beschäftigt Schmalbach 3000 Mitarbeiter in elf Werken in ganz Deutschland.
Im Jahr 1935 beteiligt sich die amerikanische Continental Can Company an den J.A.Schmalbach Blechwarenwerken, und 1937 stellt die Firma die erste Getränkedose in Deutschland vor: eine flaschenähnliche Dose mit konischem Deckel und einer durch einen Kronkorken verschlossenen Öffnung, die die damals größte US-amerikanische Brauerei Schlitz 1935 entwickelt hatte. Diese Bierdose kommt jedoch noch nicht auf den Markt, da schon bald Metalle bevorzugt der Rüstungsindustrie zugeführt werden. 1939 führt Schmalbach die ersten geschweißten Konservendosen aus Schwarzblech (Sila-Dosen) ein.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges meldet Schmalbach 1949 ein Patent auf die erste Aerosoldose an und nimmt 1951 als erster Hersteller auf dem deutschen Markt die Produktion von Getränkedosen für Bier auf, diesmal mit einfacheren Dosen aus drei Teilen (Boden, Korpus und Deckel), die auf den Kronkorken verzichteten. Sie wurden zunächst aus Schwarzblech hergestellt. 1963 wird der Ring-Pull-Verschluss für Getränkedosen eingeführt. 1966 hat die Schmalbach AG 11.000 Beschäftigte in 22 Werken.
Schmalbach-Lubeca
1967 fusioniert die Schmalbach AG mit der Lubeca-Werke GmbH in Lübeck zur Schmalbach-Lubeca-Werke AG, dem damals größten Verpackungskonzern Europas. Die Lubeca-Werke GmbH, war ein Verpackungsmittel- und Waffenhersteller[2] 1969 übernimmt die amerikanische Continental Can Company die Aktienmehrheit. 1973 wird die abgestreckte, zweiteilige Getränkedose entwickelt, bei der Boden und Korpus aus einem Stück bestehen. Von 1969 bis 1989 verdoppelt sich der Konzernumsatz, die Beschäftigtenzahl aber halbiert sich auf rund 7.000. In Braunschweig sind 1985 nur noch 1.370 Mitarbeiter. 1991 übernimmt die VIAG AG 51,4 % der Aktien an der Schmalbach-Lubeca AG, die 1997 aufgespalten wird.
Die Schmalbach-Lubeca AG konzentriert sich auf die Kerngeschäftsfelder Getränkedosen, White Cap-Verschlüsse und PET-Verpackungen. Sie übernimmt die weltweiten PET-Aktivitäten von Johnson Controls Inc. und veräußert die Bereiche Metallverpackungen und starre Kunststoffverpackungen. 2000 übernimmt die AV Packaging GmbH (ein gemeinsames Unternehmen von Allianz Capital Partners und der VIAG-Nachfolgerin E.ON AG) 97,3 % der Aktien. 2002 werden die Minderheitsaktionäre im Rahmen eines Squeeze-out abgefunden.
Ball Packaging
Im Jahr 2002 veräußerte die Schmalbach-Lubeca AG ihre Geschäftsbereiche PET-Verpackungen und White Cap-Verschlüsse an die australische Amcor Ltd. und wurde mit dem verbliebenen Geschäftsbereich Getränkedosen durch die US-amerikanische Ball Corporation übernommen, die damit zum weltweit größten Getränkedosenhersteller aufsteigt. Seit dem 1. April 2003 heißt das Traditionsunternehmen Ball Packaging Europe.
Der Hauptsitz (Headquarters) ist heute in Ratingen. Im „Geburtsort“ Braunschweig werden nur noch Deckel für Getränkedosen hergestellt. Dosen produziert das Unternehmen in Hermsdorf (Hohe Börde), Weißenthurm und Haßloch, dem modernsten und größten Werk in Europa für die Getränkedosenherstellung. In Bonn unterhält die Firma ein Forschungszentrum.
Weitere Werke existieren in Frankreich, den Niederlanden, Polen, Großbritannien sowie Belgrad, Serbien, Montenegro.
Impress BV
1997 fusionierte ein Teil des Konzerns mit dem französischen Unternehmen Pechiney zur Impress Group B.V. und ist seitdem eine Holding mit Doughty Hanson & Co als Kapitalgeber. Impress ist einer der Weltmarktführer im Sektor der Endverbraucherverpackungen aus Metall. Das Unternehmen ist der größte Lieferant von: Konservendosen für Meeresfrüchte (weltweit), Sprühdosen (Europa und Australasien) und Metallbehälter für Farben, Lacke und Beschichtungen (Europa). Impress ist ferner der zweitgrößte Lieferant von hitzeveredelten Nahrungsmittelkonserven in Europa und Australasien. Die Hauptniederlassung von Impress befindet sich in Deventer, Niederlande. Der weltweite Umsatz betrug 2009 rund €1.8 Mrd. Das Unternehmen beschäftigt ca. 7.600 Mitarbeiter an 57 Standorten in 22 Ländern in Europa, Nordamerika, Australien, Neuseeland, Japan, den Seychellen, Marokko und Korea. www.impressgroup.com
Literatur
- Camerer/Garzmann/Schuegraf/Pingel (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Braunschweig 1992. ISBN 3-926701-14-5
- Reinmar Fürst: Verpackung gelobt, getadelt – unentbehrlich! Ein Jahrhundert Verpackungsindustrie. Vor dem Hintergrund der Geschichte von Staat und Wirtschaft. Der Weg eines Unternehmens von Braunschweig nach Europa, Econ Verlag, Düsseldorf 1973
Einzelnachweise
- ↑ Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, Hannover 1996, ISBN 3-7752-5838-8, S. 527
- ↑ Verzeichnis norddeuscher Rüstungsbetriebe mit Zwangsarbeiterlagern, Eintrag: Lübeck, Lubeca Werke GmbH, Curt-Helm-Str. 17, Handfeuerwaffen, Waffen bis zu 2 cm u.a
Weblinks
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