Schmidt-Teleskop

Schmidt-Teleskop
Strahlengang eines Schmidt-Teleskops
Das Alfred-Jensch-Teleskop, die weltgrößte Schmidt-Kamera

Das Schmidt-Teleskop, auch Schmidt-Kamera oder Schmidt-Spiegel genannt, ist ein Spiegelteleskop, das in der Astrofotografie eingesetzt wird. Durch die Kombination aus Linsen und Spiegeln handelt es sich um ein katadioptrisches System.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Das Schmidt-Teleskop geht auf eine Erfindung Bernhard Schmidts Ende der 1920er Jahre zurück, der einen sphärischen Hauptspiegel mit einer dünnen, sehr speziell geformten Korrekturplatte (Schmidt-Platte) kombinierte. Diese befindet sich im Krümmungsmittelpunkt des Hauptspiegels und beseitigt dessen sphärische Aberration. Die Koma wird allein dadurch vermieden, dass die Öffnungsblende im Krümmungsmittelpunkt des Hauptspiegels steht. Um die Vignettierung (Abdunkelung der Ecken) zu reduzieren, wird der Hauptspiegel im Durchmesser größer ausgeführt als die Teleskopöffnung (siehe Abbildung). Wegen des großen erfassbaren Bildwinkels und höchster Bildgüte bis in die Ecken der Fotoplatten fand die Schmidt-Kamera in der Himmelsfotografie weite Verbreitung. Das Bildfeld der Schmidt-Kamera ist jedoch gewölbt, so dass im Fokus ein sphärisch gewölbter Film eingesetzt werden muss, um auch die Bildfeldwölbung zu kompensieren. Schmidt wies jedoch bereits in seiner Originalveröffentlichung darauf hin, dass es möglich ist, bei einem lichtschwächeren Öffnungsverhältnis auf die schwierig herzustellende Korrekturplatte ganz zu verzichten (so genanntes „linsenloses Schmidt-Teleskop“).

Der Teleskoptyp eignet sich nicht für die visuelle Beobachtung (wie das Schmidt-Cassegrain-Teleskop), sondern lediglich für die Fotografie, da der Fokus innerhalb des Teleskoptubus liegt und dort lediglich eine Kamera montiert werden kann.

Schmidt verzichtete darauf seine Idee als Patent anzumelden.

Das Schmidt-Cassegrain-Teleskop führt den Fokus rückseitig aus dem Tubus heraus und eignet sich dadurch auch für die visuelle Beobachtung.

Den ersten Schmidt-Spiegel der Sternwarte in Hamburg-Bergedorf stellte Bernhard Schmidt im Jahr 1930 (freie Öffnung 360 mm, Spiegeldurchmesser 440 mm, Brennweite 630 mm) fertig. Als an der Hamburger Sternwarte ein neuer Direktor gesucht wurde, forderte Walter Baade als Kandidat 1937 ein großes Schmidt-Teleskop von 1m Öffnung. Der Hamburger Senat bewilligte zwar die Gelder auch nachdem Baade absagte und Otto Heckmann zum Direktor ernannt wurde. Der Bau kam aber erst nach Ende des Krieges zustande. Der Große Hamburger Schmidt (freie Öffnung 800 mm, Spiegeldurchmesser 1200 mm, Brennweite 2400 mm) wurde 1954 in Betrieb genommen. Die ursprünglich geplanten Durchmusterungsarbeiten waren nun aber bereits vom Palomar-Schmidt übernommen worden. Der Große Hamburger Schmidt-Spiegel wurde 1975 nach Spanien zum Calar-Alto-Observatorium gebracht und blieb dort 25 Jahre in Betrieb.

Folgende Instrumente sind von besonderer Bedeutung für die astronomische Forschung, sortiert nach Größe:

Der Big Schmidt des Palomar-Observatoriums war das erste große Schmidt-Teleskop, das für eine komplette Himmelskartografie des Nordhimmels eingesetzt wurde. Das Kartenwerk des POSS (Palomar Observatory Sky Survey) war lange Zeit die Referenzquelle der beobachtenden Astronomie. Sie wurde in den 1980'er Jahren wiederholt. Für den Südhimmel wurde der ESO-Schmidt zur Himmelsfotografie des Südhimmels eingesetzt.

Das UK Schmidt-Teleskop, das Oschin-Schmidt-Teleskop und das ESO-Schmidt weisen als Besonderheit eine achromatische, aus zwei Glassorten gefertigte Korrektorplatte auf, die für erstere von Grubb Parsons hergestellt wurde.[1][2]

Abwandlungen des Schmidt-Spiegels

Die herausragenden optischen Eigenschaften der Schmidtplatte motivierte die Untersuchung einer Reihe von Varianten, um das Bildfeld zu ebnen, den Aufbau zu vereinfachen, den Bildwinkel oder die Apertur zu vergrößern:

Schmidt-Väisälä-Kamera

Das Prinzip der Korrektor-Platte ist auch 1924 − vor Schmidt − von Yrjö Väisälä entdeckt worden, wurde aber von ihm aufgrund der Bildfeldwölbung verworfen.[3] Väisälä entwickelte später zweilinsige Bildfeldebener für Schmidt-Spiegel, die nahe am Brennpunkt sitzen, und baute zwei Kameras, eine mit 120 mm Öffnung und eine mit 500 mm Öffnung, beide mit einem Öffnungsverhältnis von 1:2 und einem Bildwinkel von etwa 7°.[4][5] 1941 fertigte er eine weitere mit 31 cm Öffnung für das Observatorium Kvistaberg.

Eine Linse zur Bildfeldebnung wurde später auch in dem Oschin-Schmidt-Teleskop und im Observatorio Astronómico Nacional de Llano del Hato eingesetzt, um die Teleskope mit ebenen CCD-Bildaufnehmern zu betreiben. Im Schmidt-Teleskop des Kiso-Observatoriums wird hingegen ein passend geformter CCD-Chip genutzt.[6]

Verkürzter Schmidt-Spiegel

Super-Schmidt-Optik

Baker-Nunn-Kamera. Sie ist aufgrund der höheren Öffnungsverhältnis von 1:1 kürzer als eine Schmidt-Kamera.

Die Prinzip der von Schmidt entdeckten Anordnung lässt sich weiter verbessern, indem das Konzept von einem Korrektor im Zentrum eines sphärischen Hauptspiegel durch einen mehrgliedrigen Aufbau des Korrektors erweitert wird. Hierfür hat sich insbesondere die Aufteilung der Korrektur auf Schmidt-Platte und Meniskuslinse eines Maksutov-Teleskops als sehr leistungsfähig erwiesen, da einige Aberrationen von Schmidt-Platte und Meniskus sich aufheben.[7][8][9] Diese Optiken weisen Bildwinkel von 60° bei Lichtstärken von rund 1:1 auf und wurden um 1960 überwiegend als Satellitenkameras eingesetzt.

Beispiele für Super-Schmidt-Optiken sind:

  • Meniscus Super-Schmidt-Camera. Diese in England entwickelte Kamera verwendet zwei Menisken die einen achromatische Schmidt-Platte umgeben; sie weist eine Apertur von 30 cm und ein nominelles Öffnungsverhältnis von 1:0,63 auf.[10][11]
  • sowjetische FAS-camera, bestehend aus Korrektor-Platte und Meniskuslinse. [12]
  • VAU-Camera, eine in der Sowjetunion konstruierte Kamera mit einem Objektivdurchmesser von 650 mm. Sie wurde 1969 in dem Observatorium von Swenigorod installiert. Sie basiert auf einem von Maksutow und Sosnina 1953 entwickelten Astrodar Objektiv, bei dem sich hinter der Apertur eine Meniskuslinse befindet.[13][14]
  • Eine in Polen konstruierte und im dem Observatorium Posen installierte Kamera Poznan-2, die einen Korrektor aus fünf Linsen hat.[12]
  • Die Baker-Nunn-Satellite-Tracking Camera mit einer Apertur von 50 cm und einenm Öffnungsverhältnis von 1:1. Die Anordnung des 3-linsigen Korrektors und des sphärischen Spiegels ähnelt einem Houghton-Teleskop, die Korrektorlinsen sind aber wie in einer Schmidt-Kamera dünner und asphärisch ausgeführt.

Korrektorspiegel

LAMOST

Hauptartikel: Large Sky Area Multi-Object Fibre Spectroscopic Telescope

Die Lichtbrechung an der aus Glas ausgeführten Schmidt-Platte verursacht eine wellenlängenabhängige Aufspaltung des Licht. Dieser chromatischer Abbildungsfehler kann durch einen äquivalent geformten, leicht schräg stehenden Spiegel vermieden werden, der die Glasplatte ersetzt.[15][16] Ein Schmidt-Teleskop mit Korrektorspiegel wurde für Forschungszwecke erstmals 2007 durch das chinesische LAMOST realisiert. Da der Korrektorspiegel zudem flächig gegen Verformung gestützt werden kann, konnte eine freie Öffnung von 4 m realisiert werden und die Vermeidung von chromatischen Fehlern ermöglicht ein Bildfeld von 5°.

Literatur

Referenzen

  1. Charles Gorrie Wynne: The Optics of the Achromatized UK Schmidt Telescope Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society, Vol. 22, p. 146, 1981
  2. Willstrop, R. V.:Wide-field conversions for reflecting telescopes, 1987MNRAS.229..143W
  3. E. Öpik: Yrjö Väisälä, Irish Astron. Journ., Vol. 11, p. 159
  4. Yrjö Väisälä: Anastigmatisches Spiegelteleskop der Sternwarte der Universität Turku, Astr. Nachr. 254, 361, 1935
  5. Yrjö Väisälä: Über Spiegelteleskope mit grossem Gesichtsfeld, Astr. Nach. 259, 197, 1936.
  6. Nobunan Itoh, Takao Soyano, Ken'rchi Tarusawa, Tsutomu Aoki, Sigeomi Yoshida, Takashi Hasegawa, Yasushi Yadomaru, Yoshikazu Nakada, Satoshi Miyazaki: A Very Wide-Field CCD Camera for Kiso Schmidt Telescope, Publ. Natl. Astron. Obs. Japan Vol. 6. pp. 41-48, 2001
  7. James G. Baker: Schmidt image former with spherical aberration corrector, USPTO, Priorität 19. Juni 1945
  8. Albert Bouwers: SCHMIDT TYPE IMAGE FORMER WITH A NEGATIVE MENISCUS LENS SPHERICAL ABBERATION CORRECTOR, USPTO, Priorität 16. Oktober 1945
  9. D. G. Hawkins, E. H. Linfoot: An improved type of Schmidt camera, Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, Vol. 105, p.334, 1945
  10. A history of Keele Observatory: The meniscus Super-Schmidt meteor camera, engl.
  11. J. Davis: The Design and Performance of three Meniscus Schmidt Meteor Cameras, Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society, Vol. 4, p. 74, 1963
  12. a b A. G. Massevitch, A. M. Losinsky: Photographic Tracking of Artifical Satellites, Space Science Review, 1970
  13. Nail Bakhtigaraev, Alexandr Sergeev: New instruments in Zvenigorod and Terskol observatories
  14. A.G. Masevich, A.M. Lozinskiy: NEW SOVIET CAMERAS FOR PHOTOGRAPHIC OBSERVATIONS OF ARTIFICIAL HEAVENLY BODIES
    (Novyye Sovetskiye kamery dlya fotonablyudeniy iskusstvennykh nebesnykh tel, Vestnik Akadeinii Nauk SSSR, Vol. 57, No. 2, 1970, pp. 38-44, Übersetzt von Walter L. Burton, 1972)
  15. Lewis C. Epstein: An All-Reflection Schmidt Telescope for Space Research,1967S&T....33..204E
  16. Dietrich Korsch: Reflective Schmidt corrector., 1974ApOpt..13.2005K

Weblinks

 Commons: Schmidtkameras – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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