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Schnepfenthal-Rödichen Stadt WaltershausenKoordinaten: 50° 53′ N, 10° 35′ O50.88138888888910.578611111111350Koordinaten: 50° 52′ 53″ N, 10° 34′ 43″ O Höhe: 350–360 m ü. NN Postleitzahl: 99880 Vorwahl: 03622 Lage von Schnepfenthal-Rödichen in Waltershausen
Schnepfenthal-Rödichen ist ein Ortsteil von Waltershausen in Thüringen. Schnepfenthal liegt direkt am Thüringer Wald. Schnepfenthal war ursprünglich nur ein Gutshof neben dem älteren Dorf Rödichen, mit dem es zusammen 1950 nach Waltershausen eingemeindet wurde.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Burg Hermannstein
Etwa einen Kilometer östlich der Kirche befindet sich auf der Wachkoppe - einer steil über den Talrand aufragenden Erhebung, der Rest einer kleinen hochmittelalterlichen Burganlage, die als Burg Hermannstein bekannt wurde. Von den Befestigungsanlagen sind noch Reste der Gräben und Wälle im Gelände erkennbar.
Rödichen
Der ursprüngliche Ortsname „Rödichen“ wurde 1186 erstmals schriftlich erwähnt. Der Name erinnert an die mühsame Urbarmachung der Kulturlandschaft im Hochmittelalter. Hinzu kamen die vom Kloster Reinhardsbrunn veranlassten Großbauprojekte: die Anlage der Reinhardsbrunner Teiche, des Cumbacher Teiches, der Aufbau der eigentlichen Klosteranlage, auch Straßen- und Wegebau. Die Frondienste und Arbeitsleistungen waren von den Insassen der Klosterdörfer mit zu tragen.
Die Folgen des Bauernkrieges für Rödichen
Im Frühjahr 1525 erhob sich auch die einfache Landbevölkerung im Herzogtum Gotha und stürmte das Reinhardsbrunner Kloster. Über den Verlauf der Ereignisse gibt der Bericht des Priors Wilhelm Listermann an Kurfürst Johann vom 27. Oktober 1525 Auskunft. Dem Kloster hatten durch die Stadt Waltershausen noch 70 Söldner zugeführt werden können, doch die zahlreichen bewaffneten Plünderer und Aufrührer behielten hier die Überhand, nach drei Tagen der Kämpfe und Auseinandersetzungen war das Kloster ein Trümmerhaufen.[1] Als Folge der Säkularisation wurde das Kloster aufgehoben, aus den verbliebenen Gebäuden wurde das herzogliche Schloss Reinhardsbrunn errichtet, nun hatten die Rödicher Bauern den Gothaer Herzögen zu dienen. Die Bewohner von Rödichen waren nun nach Friedrichroda eingepfarrt.
Kirchliche Verhältnisse
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges entstand im kriegszerstörten Ort eine eigene kleine Dorfkirche als Zeichen des Neuanfangs und der Hoffnung. Diese war aber schon 1699 einsturzgefährdet, wurde abgebrochen und durch eine Fachwerkkirche ersetzt. Erst 1721 erhielt Rödichen einen eigenen Pfarrer. Die heutige Kirche St.-Peter-und-Paul wurde 1823 erbaut, da auch die Vorgängerkirche nach baulichen Mängeln ersetzt werden musste. Als Folge der ungleichen Bevölkerungsentwicklung wurde Rödichen 1862 als Filialkirche zur Pfarrei Wahlwinkel zugeteilt.[2]
Zwei Landgüter
Aus dem umfangreichen Landbesitz wurden mehrfach zur Deckung von Staatsschulden und anderen Verbindlichkeiten Teile veräußert: in einer Urkunde von 1604 wird ein Gut Espenfeldt erwähnt, das zwischen Rödichen und Ernstroda lag und unter diesen Gemeinden aufgeteilt wurde.[3] Ein zweites ehemaliges Klostergut - das man Schnepfenthal nannte, lag im Talgrund westlich von Rödichen. Es wurde ebenso veräußert und stand gerade zum Verkauf, als 1784 Christian Gotthilf Salzmann nach Schnepfenthal kam, um dort eine Erziehungsanstalt zu gründen.
Die Salzmannschule
Hauptartikel: Salzmannschule Schnepfenthal
Der Ort ist bekannt durch die Erziehungsanstalt von Christian Gotthilf Salzmann und Johann Christoph Friedrich Guts Muths, die hier ab 1784 eine neue Schulform aufbauten. Dazu gehörten neben den üblichen Fächern Sportunterricht und praktische Arbeit. Die Sportgeräte sind zum Teil noch heute zu sehen und werden alljährlich zu feierlichen Anlässen von den "Traditionsturnern" benutzt. Auf dem nahe gelegenen Waldfriedhof sind die Grabstätten der Gründer und vieler Lehrer zu sehen.
In der DDR war die Schule eine Erweiterte Oberschule (entspricht einem Gymnasium). Seit 2001 ist die Salzmannschule ein staatliches Spezialgymnasium für Sprachen (mit Internat), wo man u. a. Japanisch, Arabisch und Chinesisch lernen kann.
Es gibt einen „Freundeskreis Salzmannschule e.V.“, der die Traditionen der Schule pflegt.
Tourismus
Seit 1959 befindet sich auf dem Schulgelände der Salzmann-Schule eine Gedenkstätte, die inzwischen als Museum der Salzmannschule Schnepfenthal ausgebaut wurde. Schnepfenthal ist Ausgangspunkt des Zöglingsweg, dies ist ein 14 km langer, neugestalteter Rundwanderweg der Stadt Waltershausen. Weitere Wanderrouten führen in den nahen Thüringer Wald, zum Beispiel zum Großen Inselsberg (916 m). Etwa 1000 m östlich von Schnepfenthal trifft man auf dem Wachkopf auf die Überreste der Burg Hermannstein, auch Burg Steinfirst genannt.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
- Gerhard Altenbourg (1926–1989), Maler und Graphiker
- Carl Ausfeld (1814-1900), Reichstags- und Landtagsabgeordneter
- Eduard Ausfeld (1850-1906), Archivar und Historiker
- Dietrich Lohmann (1943-1997), deutscher Kameramann
Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen
- Linda Feller (* 1966), deutsche Countrysängerin
Verkehrsanbindung
Der Ort ist sowohl mit der Thüringerwaldbahn als auch mit der Regionalbahn der Strecke Fröttstädt - Friedrichroda zu erreichen. Die nächstgelegene Autobahnabfahrt ist Gotha-Boxberg an der A 4.
Literatur
Bickel, Wilhelm; Heimatbuch von Schnepfenthal - Rödichen, Verlag der Gemeinde Schnepfenthal-Rödichen, 1939 Rödl, Egon; Bause, Gerd: Zweites Heimatbuch von Schnepfenthal - Rödichen, Fakten und Begebenheiten aus der Geschichte eines Thüringer Waldsaumdorfes, Eigenverlag, Schnepfenthal, 2005, ISBN 3-932655-30-3
Weblinks
Commons: Schnepfenthal – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Albert Beck: Alt-Reinhardsbrunn im Glanze seiner achthundertjährigen Geschichte. Gotha 1930.
- ↑ Hartmut Ellrich (et al): Die Kirchen der Superintendentur Waltershausen-Ohrdruf. Weimar 2005, S. 72–73.
- ↑ August Beck: Die Geschichte des Gothaischen Landes, Band I, Geschichte der Regenten, Gotha, 1868. S. 53
Kategorien:- Ort im Landkreis Gotha
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