- Schulbildung in Namibia
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Die namibische Schullandschaft beinhaltet etwa 1500 staatliche und 100 private Schulen (EMIS 2005). Darüber hinaus gibt es landesweit Filialen des Namibia College of Open Learning (NAMCOL), eine Erwachsenen- und Weiterbildungseinrichtung, die Schulbildung für nicht Schulpflichtige anbietet.
Die namibische Verfassung regelt neben der allgemeinen Schulpflicht (20 (1)) auch die Dauer des Schulbesuchs (3): So soll kein Kind die Schule verlassen dürfen, ehe es die siebenjährige Primarschulbildung beendet hat, oder das Alter von sechzehn Jahren erreicht. Die Aufnahme in Klassenstufe 1 erfolgt in dem Jahr, in dem ein Kind das Alter von sieben Jahren erlangt (EDUCATION ACT 2001: 53 (1)). Grundbildung wird in Namibia kostenfrei angeboten.
Inhaltsverzeichnis
Klassenstufen
Die schulische Entwicklung eines Schülers durchläuft vier Phasen: Die Grundschulbildung (primary education) gliedert sich in die untere Grundschulphase (lower primary phase, Klassenstufen 1-4) und die höhere Grundschulphase (upper primary phase, Klassenstufen 5-7). Hier endet die Schulpflicht und der Übergang in die Sekundarstufe ist möglich. Diese teilt sich wiederum in eine untere (junior secondary phase, Klassenstufen 8-10) und obere Sekundarschulphase (senior secondary phase, Klassenstufen 11-12).
Das Absolvieren der zwölften Klasse ist nicht automatisch mit der Hochschulzugangsberechtigung verbunden. Für die zwei staatlichen Universitäten Namibias gibt es generelle Mindestnoten: die Universität von Namibia verlangt 25 Punkte aus 5 Fächern, das Polytechnikum von Namibia 25 Punkte aus 6 Fächern. Im Ausland wird der Abschluss der namibischen Sekundarstufe oft nicht als Abitur (oder im englischsprachigen Raum: matric) anerkannt. Um trotzdem eine international anerkannte Hochschulreife zu erlangen, muss ein zusätzliches Schuljahr absolviert werden (z.B. der Abiturkurs der Deutschen Höheren Privatschule oder das International Baccalaureate), das nur von Privatschulen angeboten wird.
Unterrichtssprachen
Die allgemeine Unterrichtssprache ist Englisch. Davon ausgenommen sind die Klassenstufen 1 bis 3, in denen Englisch zwar als erste Sprache unterrichtet wird, die Unterrichtssprache sich jedoch nach dem lokal gesprochenen Idiom richtet. Insgesamt wird der Unterricht landesweit in 16 verschiedenen indigenen und europäischen Sprachen durchgeführt (EMIS 2005).
Unterrichtsfächer
Der Fächerkanon der Primar- und Sekundarschulphase deckt ein breites Wissensspektrum ab. Während in der Grundschule Alphabetisierung, die Erlangung mathematischer Fähigkeiten und eine gesundheitliche, sprachliche und religiöse Ausbildung im Vordergrund stehen, bieten die secondary schools auch naturwissenschaftlichen Unterricht an.
Bewertung
Die Bewertung der Schülerleistung durch den Lehrer erfolgt in den einzelnen Klassenstufen unterschiedlich: In der unteren Primarphase die Schülerleistung kontinuierlich bewertet, und es finden keine Prüfungen statt (continuous assessment). In allen anderen Klassenstufen werden am Ende jedes Trimesters Prüfungen abgelegt. Besonderen Wert besitzen dabei die Examen in den Klassenstufen 7, 10 und 12. Durch diese werden die einzelnen Schulphasen abgeschlossen und die Zulassung zur nächst höheren Stufe erlangt. Die Schülerbewertung erfolgt ab Klassenstufe 1 über Noten. Diese variieren in Abhängigkeit von Klassenstufe und Schulart, in den Sekundarstufen wird ein Punktesystem (0-15) vergleichbar der Gymnasialen Oberstufe verwendet. Nach jedem Trimester bekommt der Schüler ein Informationsschreiben, in dem seine Noten aufgeführt sind.
Versetzung
Die Versetzung ins nächste Schuljahr erfolgt zu Ende des letzten Trimesters, im Dezember des Jahres. Innerhalb der einzelnen Schulphasen erfolgt die Versetzung automatisch, "sitzen bleiben" kann ein Schüler nur in den Klassenstufen, die die jeweilige Schulphase beenden (4, 7, und 10). Die zwölfte Klasse kann im Rahmen des normalen Schulsystems nicht wiederholt werden.
Literatur
- Hermann Schoß: Grundbildung im südlichen Afrika am Beispiel Namibia. GRIN Verlag, Mai 2008
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