- Schwabenland (Katapultschiff)
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Die Schwabenland war ein deutsches Katapultschiff, das durch seine Verwendung als Südpolar-Expeditionsschiff bekannt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Frachter
Das Schiff wurde 1925 unter dem Namen Schwarzenfels auf der Werft Deutsche Werke AG in Kiel als Frachtschiff für die DDG „Hansa“ gebaut und zunächst in deren Liniendienst eingesetzt. Es war 148,8 m lang, 18,4 m breit und mit 7.894 BRT vermessen. Das erste Frachtschiff, das mit einem Kreiselkompass ausgerüstet war, hatte zwei Propeller, die von je einem Sechszylinder-4-Takt-Dieselmotor mit 3600 PSe angetrieben wurden. Damit konnte die Schwarzenfels 12 Knoten laufen.
Katapultschiff
Postdienst
Im Jahr 1934 kaufte die Lufthansa das Schiff und ließ es in Bremen zum Katapultschiff mit einem Heinkel K-7-Katapult umbauen, um es für die Flugboote ihres zwischen Südamerika, Europa und Afrika verkehrenden Luftpostdienstes als schwimmenden Flugstützpunkt zu nutzen. Nach dem Umbau hatte das Schiff 8.188 BRT. Das Dampfkatapult beschleunigte ein 10-Tonnen-Flugboot des Typs Dornier Wal innerhalb von Sekundenbruchteilen auf 150 km/h. Am Heck wurde eine Rampe eingebaut, über die ein durch Streben versteiftes Segeltuch als Schleppsegel ausgebracht und wieder eingeholt werden konnte. Das Flugboot schwamm nach dem Wassern auf das Schleppsegel und wurde von dort mit einem 12-Tonnen-Kran der Firma Kampnagel an Deck gehoben. Beim Katapultstart wurde der Kran abgeklappt.
Ab 1936 wurden auch Flugboote vom Typ Blohm & Voss Ha 139 mit vier Dieselmotoren auf dem Südatlantik eingesetzt. Mit deren größerer Reichweite brauchten die Katapultschiffe - neben der Schwabenland auch die Westfalen - nicht mehr in der Mitte des Südatlantik zu liegen, sondern wurden zu küstennahen Flugbasen mit Werkstatt, Funkstation und Wetterwarte umfunktioniert. Der Katapultstart wurde beibehalten, weil er Brennstoff sparte und die beladenen Flugboote weniger belastete als der Start in bewegter See.
Im Jahre 1936 wurde die Schwabenland auf ihrer bisherigen Position südwestlich von Bathurst durch die neue Ostmark ersetzt und zunächst zu den Azoren, später in die Nähe von New York City verlegt, um für den geplanten Nordatlantik-Postdienst der Lufthansa viermotorige Blohm & Voss Ha 139 und Dornier Do 26 zu katapultieren. Ihr Pendant auf der anderen Seite des Atlantiks war die Friesenland. Da die USA der Lufthansa jedoch keine Postbeförderungslizenz erteilten, blieb es bei 50 erfolgreichen Probeflügen zwischen 1936 und 1938.
Antarktisexpedition
1938 charterte die „Deutsche Antarktische Expedition” die Schwabenland und ließ für ihre Zwecke Umbauten durchführen. Der Rumpf wurde eisverstärkt und ein zusätzlicher Hilfsdiesel wurde eingebaut. Gravierend waren die Änderungen in der Verschiebebahn; sie wurde aus technische Gründen verkürzt und verstärkt, um auch schwerere Maschinen vom Typ Blohm & Voss Ha 139 und Blohm & Voss BV 138 starten zu können.
1938/1939 wurde die Schwabenland im Rahmen dieser Südpolarexpedition genutzt, deren Ziel war, in der Antarktis eine Basis für deutsche Walfangschiffe zu finden. Für diesen Zweck wurde bislang unbeanspruchtes Gebiet für das Deutsche Reich in Besitz genommen, das sogenannte Neuschwabenland. Die von der Schwabenland gestarteten Flugboote vom Typ Dornier Wal warfen dazu deutsche Flaggen über dem Eis ab und machten tausende Luftaufnahmen des Gebietes (deren Auswertung sich bis in die 1950er Jahre hinzog).
Kriegseinsatz und Ende
Zu Kriegsbeginn wurde das Schiff von der Luftwaffe beschlagnahmt und zunächst an der französischen Atlantikküste, dann ab September 1942 in Norwegen als Katapultschiff für Fernaufklärer vom Typ Blohm & Voss BV 138 eingesetzt. Am 24. März 1944 wurde es vor Egersund von dem britischen U-Boot HMS Terrapin torpediert, konnte aber noch im Flekkefjord auf Strand gesetzt und später notdürftig schwimmfähig gemacht und nach Bergen geschleppt werden. (Der beim gleichen Angriff ebenfalls von der Terrapin torpedierte Tanker Wörth konnte nach Egersund eingeschleppt werden.) Am 4. Oktober 1944 wurde das nur notdürftig reparierte Schiff bei einem Luftangriff der RAF auf die deutsche U-Boot-Basis in Bergen erneut beschädigt. Die Schwabenland wurde nicht mehr vollkommen repariert und diente ab Februar 1945 als Materiallager im Oslofjord. Nach Kriegsende wurde das Schiff von der britischen Royal Navy übernommen, die es ab Januar 1946 als Wohnhulk in Oslo-Sandvika benutzte und dann am 31. Dezember 1946 mit 1400 Tonnen Giftgasmunition beladen im Skagerrak versenkte.
Literatur
- Simon Mitterhuber: Die deutschen Katapultflugzeuge und Schleuderschiffe. Bernard & Graefe, Bonn 2003. ISBN 3-7637-6244-2
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