- Blohm & Voss BV 138
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Die Blohm & Voss BV 138 war ein erfolgreicher See-Fernaufklärer der Luftwaffe, mit dem mehrere Seeaufklärungsstaffeln ausgerüstet waren. Wegen der Form seines Rumpfes erhielt das Flugboot den Spitznamen der Fliegende Holzschuh, den eine Einheit, die 1.F 130/See, sogar zu ihrem Staffelabzeichen machte.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Das RLM gab im August 1934 die Ausschreibung für einen mehrmotorigen See-Fernaufklärer heraus, der mit den neu entwickelten, besonders sparsamen Dieselmotoren Junkers Jumo 5 (später mit 205 bezeichnet) ausgerüstet sein sollte. Diese Forderungen gingen, außer an das damals noch als HFB arbeitende Werk, auch an die Firma Dornier. Der neue Chefkonstrukteur des HFB, Dr. Richard Vogt, entwarf ein dreimotoriges Flugboot mit Zentralrumpf und doppelten Leitwerksträgern, das zwei seiner Lieblingsideen aufwies, den so genannten Rohrholm und den Knickflügel. Der Entwurf gefiel offenbar beim RLM und erhielt die Bezeichnung Ha 138. Schon bei den ersten Rollversuchen am 14 Juli 1936 auf einem Nebenarm der Elbe in der Nähe des Pagensandes gab es ein böses Erwachen. Der Chefpilot, Helmut Wasa Rodig, konnte das Flugzeug V-1, D-ARAK, praktisch nicht aus dem Wasser bekommen. Die weiteren Versuche zeigten, dass die Luftströmung auf den nach oben geknickten Innenflügeln völlig verwirbelt war. Dr. Vogt, unterstützt vom Versuchsleiter, Ing. Walter Stender, musste sich entschließen, den Knickflügel durch einen gerade durchlaufenden zu ersetzen, was am zweiten Flugzeug geschah. Außerdem war es nötig, den Bootsrumpf hinten um ganze drei Meter zu verlängern, die Leitwerksträger wesentlich drehsteifer zu machen und die Fläche der Seitenleitwerke zu vergrößern.
Mit diesem so geänderten Flugzeug V-2, D-AMOR, setzte Rodig die Erprobung am 23. Juli 1937 fort. Zu dieser Zeit war das Konkurrenzmuster Do 24 bereits aus dem Rennen und die Entscheidung zugunsten der Ha 138 gefallen. Erst das dritte Flugzeug mit der Bezeichnung A-01 D-ADJE erfüllte endlich die Erwartungen. Wegen weiterer Verzögerungen konnte der Chefpilot damit allerdings erst am 11. Juli 1939 zum Erstflug starten. So kam es, dass die Seefernaufklärerstaffeln der Luftwaffe mit der von Anfang an nur als Behelf gedachten Dornier Do 18 in den ausbrechenden Krieg ziehen mussten. Die A-01 war auch das erste Flugzeug, welches mit dem neuen Firmenkürzel BV statt Ha bezeichnet wurde. Ihm folgten noch drei weitere Flugzeuge A-0, bis die Serienfertigung von 25 Stück BV 138 A-1 im Januar 1940 bei der Firma anlief. Es folgten dann 20 Flugzeuge der Ausführung B-1, denen sich die Großserie von 161 Stück C-1 anschloss. Schließlich erhielt auch noch die Firma Weser Flugzeugbau einen Auftrag über 67 Stück C-1, von denen die letzten erst Anfang 1944 ausgeliefert wurden. Bei B&V war die Fertigung bereits im Oktober 1943 zu Ende.
Einsatz
Der erste Einsatz erfolgte schon mit den drei Vorserien-Flugzeugen BV 138 A-01 bis 03 als Truppentransporter während des Unternehmens Weserübung, der Besetzung Norwegens. Eines davon wurde von der eigenen Flak als noch völlig unbekanntes Flugzeug beschossen und stark beschädigt zu einer Notlandung im Hafen von Bergen gezwungen. Anhand der Luftwaffenuniformen der fliegenden Besatzungen der Erprobungsstelle See klärte sich dieses. Das gleiche galt übrigens auch für die beiden vorhandenen Flugzeuge Do 24 V-1 und V-2. Während des Rests des Krieges diente die BV 138 dann über der Nord- und Ostsee sowie dem Ärmelkanal und dem Eismeer als Aufklärer. Für den Seenoteinsatz hatte sie sich allerdings als völlig ungeeignet erwiesen, doch dafür konnte ja dank der fortgeführten niederländischen und später auch französischen Fertigung die zuerst abgelehnte Do 24 in weit überlegener Weise eingesetzt werden. Einige BV 138 wurden auch zum Minenräumen benutzt, wobei das von einem unter dem Flugzeug angebrachten Aluminium-Ring erzeugte starke Magnetfeld im Tiefflug die Seeminen zur Explosion brachte, die mit Magnetzündern ausgestattet waren. Auch zur U-Boot-Bekämpfung wurden mit FuG 200 ausgerüstete Flugzeuge verwendet. Die Dieselmotoren eröffneten außerdem die Möglichkeit, weit draußen im Atlantik an verabredeter Stelle von aufgetauchten deutschen U-Booten Treibstoff zu übernehmen, der aber an Bord vor der Verwendung erst mit einer eigenen Anlage vom enthaltenen Kondenswasser befreit werden musste.
Die Bv 138 zeigte gegenüber anderen Maschinen dank ihrer starken Defensivbewaffnung auch gute Kampfeigenschaften. So konnten durch Flugboote dieses Typs einmal eine Consolidated PBY Catalina und eine Bristol Blenheim Mk V abgeschossen werden.
Einer der berühmtesten Piloten dieses Flugzeugmodells war der spätere CDU-Vorsitzende Rainer Barzel.
Ausführungen:
- BV 138 A-1: erste Serienversion mit 605 PS Jumo 205 C Motoren und einer 20 mm Kanone Lb 204 in einem Drehturm vorn, sowie 2 offenen Abwehrständen mit je einem 7,92 mm MG 15 hinten.
- BV 138 B-1: strukturell verstärkte Version mit 880 PS Jumo 205 D Motoren, 2 20 mm MG 151/20 in hydraulischen Drehringlafetten HD 151/1A im Bug und im Heckstand, das weitere MG 15 im oberen Heckstand wurde bald durch das 13 mm MG 131 ersetzt.
- BV 138 C-1: nochmals verstärkte Version, der mittlere Motor bekam wegen aufgetretener Schäden einen Vierblatt-Propeller, während die äußeren Motoren Dreiblatt-Propeller mit breiteren Blättern erhielten.
- BV 138 MS: Minensuch-Ausführung, die Bewaffnung wurde entfernt, um das Antriebsaggregat für die Minensuchausrüstung einbauen zu können.
Technische Daten BV 138 C-1:
- Typ: Aufklärungsflugboot
- Triebwerk: drei Junkers Jumo 205 D Zweitakt-Dieselmotoren mit 880 PS (648 kW) Startleistung, Kraftstoff 5310 l in drei geschützten Behältern und in drei ungeschützten (im Rohrholm).
- Leistungen: Höchstgeschwindigkeit 285 km/h; Reisegeschwindigkeit 235 km/h; Dienstgipfelhöhe 5.000 m; Reichweite 3.875 km; Flugdauer 6,5 h
- Abmessungen: Spannweite 26,94 m; Länge 19,90 m; Höhe 6,60 m; Tragflügelfläche 112 m²
- Gewicht: Leergewicht 11.770 kg; max. Startgewicht 17650 kg (für Schleuderstart) oder 18150 kg bei Start mit Rauchgeräten (davon 500 kg für die abzuwerfenden RG)
- Bewaffnung: zwei 20 mm MG 151/20 und ein 13 mm MG 131, sowie anfangs drei, später sechs 50 kg Bomben oder vier 150 kg Wasserbomben.
Siehe auch
Flugzeuge des Zweiten Weltkrieges
Quellen
Dokumentation von Theodor Mohr, Die BV 138, in Zeitschrift modell magazin, Heft 5/1977.
Neue und ergänzte Fassung dieser Dokumentation in Heft 6/06 der Zeitschrift Jet & Prop
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