Schweighofer

Schweighofer

Schweighofer ist der Name einer österreichischen Klavierbauer-Familie und -Firma, die von etwa 1792 bis 1938 Tasteninstrumente von hoher Qualität baute.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmensgeschichte

Grabmal von Carl Schweighofer auf dem Wiener Zentralfriedhof
Inschrift auf Innenseite des Klaviaturdeckels
Inschrift ab 1869

Der vermutlich aus Bayern stammende Michael Schweighofer (1771–1809) eröffnete 1792 eine Klavierbauwerkstatt in Wien. Am 11. Dezember 1801 leistete er den Wiener Bürgereid, verstarb aber schon acht Jahre später am 29. Mai 1809. Seine Witwe heiratete den Klavierbauer Johann Joseph Promberger (1779–1834) und führte das Geschäft weiter.

Michaels Sohn Johann Michael Schweighofer (1806–1852) erlernte zunächst bei seinem Stiefvater Promberger das Klaviermacher-Handwerk. Mit 17 Jahren begab er sich auf Reisen nach Frankreich, England, Deutschland und die Schweiz, um weitere Kenntnisse über den Klavierbau zu sammeln. Nach Wien zurückgekehrt, gründete er 1832 ein eigenes Geschäft. 1845 wurden seine Hammerflügel und Klaviere bei der Wiener Gewerbs-Produkten-Ausstellung mit einer goldenen Medaille ausgezeichnet.

Nach Johann Michaels Tod im Jahr 1852 übernahm zunächst sein ältester Sohn Carl Schweighofer (1839–1905) das Geschäft. Unter seiner Leitung erhielt die Firma weitere Preise 1854 auf der deutschen Industrie-Ausstellung in München und auf der Weltausstellung Paris 1867. 1867 trat auch der zweite Sohn Johann Michael Schweighofer (1840–1889) als Teilhaber in das Geschäft ein, und beide Söhne führten die Firma unter dem Namen „J. M. Schweighofer’s Söhne“ weiter. 1869 wurde ihnen der Titel „k.k. Hof-Pianoforte-Fabrikanten“ verliehen und auf der Wiener Weltausstellung von 1873 schließlich das "Ehrendiplom".

Zu den Lehrlingen der Firma Schweighofer gehörte um 1860 auch Antonin Petrof (1839-1915), der 1864 eine eigene Klavierfabrik im böhmischen Hradec Králové eröffnete, die bis heute besteht.

1906 übernahm nach dem Tode von Carl Schweighofer dessen Sohn Johann die Firma. 1911/12 kauften die Herren Karbach und Kohn das Klavierbau-Unternehmen. Diese waren Inhaber der Klavierhandelsfirma Bernhard Kohn in Wien. Friedrich Karbach war Kapellmeister der Wr. Tonkünstler und Komponist. Später kam als weiterer Inhaber von Schweighofer noch Dr. Oskar Karbach hinzu. Ende der 20er Jahre wurde eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit Namen J. M. Schweighofer gegründet, die aber nur kurz existierte und Klavierhandel betrieb. Es kam zu Wettbewerbsklagen zwischen beiden Unternehmungen; die "alte" Firma Schweighofer brachte an ihren Klavieren im Tastendeckel den Namen SCHWEIGHOFER ORIGINAL an, sowie am Resonanzboden den Namen Friedrich Karbach.

Die Familien Kohn und Karbach waren Juden. Sie wurden 1938/39 während der Arisierung enteignet. Als kommissarischer Leiter für die Firmen Bernhard Kohn und J. M. Schweighofer wurde der Klavierfabrikant Friedrich Ehrbar jun. eingesetzt. 1940 wurden beide Unternehmen aufgelöst.

Im Jahr 1905 wurde in Wien Neubau (7. Bezirk) die Karl-Schweighofer-Gasse nach Carl Schweighofer benannt.

Instrumente

Ältere Instrumente von Michael und Johann Michael Schweighofer stehen heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, im Kunsthistorischen Museum Wien sowie im Museum Schloss Kremsegg in Kremsmünster bei Linz. Jüngere Instrumente der Söhne J. M. Schweighofers haben sich in Privatbesitz erhalten.

Quellen

  • Die Pianoforte von Schweighofer, k. u. k. Hof Pianoforte Fabrikanten, Wien 1792*1832*1852*1892 [Festschrift zum 100-jährigen Firmenjubiläum]
  • Katalog der Sammlung alter Musikinstrumente, I. Teil: Saitenklaviere, Wien: Kunsthistorisches Museum 1966
  • Călin Ţânţăreanu: Schweighofer Piano Website (siehe Weblinks)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schweighöfer — ist der Familienname folgender Personen: Gitta Schweighöfer (* 1954), deutsche Schauspielerin Joachim Schweighöfer (* 1936), deutschsprachiger Schauspieler Matthias Schweighöfer (* 1981), deutscher Schauspieler und Regisseur Michael Schweighöfer… …   Deutsch Wikipedia

  • Schweighofer — was a famous piano manufacturer of Vienna, Austria.Established in 1792, its founder was Michael Schweighofer, who lived from 1771 to 1809. Piano manufacturing was continued by his son, Johann Michael Schweighofer, and subsequently his heirs. It… …   Wikipedia

  • Schweighofer — Schweighofer, Felix, Komiker, geb. 20. Nov. 1842 in Brünn, war zunächst Kaufmann, dann Beamter der Staatsbahn, bis er Mitte der 1860er Jahre zur Bühne ging und Opernsänger wurde, bald aber sich der Posse widmete. 1870 kam er nach Graz, von hier… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schweighofer — Schweighofer, Felix, Komiker, geb. 20. Nov. 1842 zu Brünn, seit 1871 in Wien (Strampfer Theater, Theater an der Wien, Carl Theater), später auf Gastreisen …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Schweighofer (Begriffsklärung) — Schweighofer bezeichnet die österreichische Klavierbaufirma Schweighofer Schweighofer ist der Familienname folgender Personen: Anton Schweighofer (* 1930), österreichischer Architekt Bettina Schweighofer (* 1975), österreichische Grasskiläuferin… …   Deutsch Wikipedia

  • Matthias Schweighöfer — Schweighöfer at the 27th Biberach Film Festival 2005 Born March 11, 1981 (1981 03 11) (age 30) Anklam, East Germany …   Wikipedia

  • Matthias Schweighöfer — auf der Berlinale 2008 Matthias Schweighöfer (* 11. März 1981 in Anklam) ist ein deutscher Schauspieler und Regisseur. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Anton Schweighofer — Anton Schweighofer, Stadt des Kindes, Wien Anton Schweighofer (* 17. November 1930 in Ayancık, Provinz Sinop, Türkei) ist ein österreichischer Architekt. Inha …   Deutsch Wikipedia

  • Joachim Schweighöfer — (* 28. November 1936 in Frankfurt) ist ein deutscher Schauspieler. Joachim Schweighöfer ist der Sohn des Regisseurs und Intendanten Willy Schweighöfer (1906–1980). Schweighöfer arbeitete als Theaterschauspieler, wobei Frankfurt am Main stets das… …   Deutsch Wikipedia

  • Bettina Schweighofer — Nation Osterreich  Österreich …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”