Schünzel

Schünzel
Reinhold Schünzel zwischen den Boxern Max Schmeling (rechts) und Jose Santa bei den Dreharbeiten zum Film Liebe im Ring (1930)

Reinhold Schünzel (* 7. November 1888 in St. Pauli, Hamburg; † 11. September 1954 in München) war ein deutscher Schauspieler und Regisseur.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Nach seiner kaufmännische Ausbildung war er nebenberuflich zunächst Statist, später Schauspieler auf Bühnen in Hamburg, Bern und Berlin. Sein Filmdebüt gab er 1916 unter Carl Froelich und wurde gleich im selben Jahr von Richard Oswald entdeckt. Fortan war er in der Rolle des Schurken Teil der Oswaldschen Stammbesetzung mit Anita Berber, Werner Krauß und Conrad Veidt. Mit Veidt spielte er 1919 in Anders als die Andern, wo er den Erpresser eines homosexuellen Geigers (gespielt von Veidt) verkörpert. Seit 1918 führte Schünzel auch selbst Regie.

In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre entstand eine Reihe von Schünzel-Filmen, episodischen Komödien, in denen Schünzel die Hauptrolle bekleidete, selbst produzierte und die Ober-Regie übernahm. Diese Meisterwerke der deutschen Filmkomödie wurden erst in den letzten Jahren wiederentdeckt und beim CineGraph-Kongress und beim CineFest in Schünzels Heimatstadt Hamburg sowie beim Internationalen Filmfestival in Karlovy Vary wieder aufgeführt.

Mit Beginn des Tonfilms kam Schünzels komisches Talent als Regisseur besser zur Geltung, so in Viktor und Viktoria (1933) und Amphitryon (1935). Er trat 1931 in Georg Wilhelm Pabsts Verfilmung von Die 3-Groschen-Oper als Polizeichef Tiger Brown auf. Nach 1933 durfte er nur mit Sondererlaubnis der Nazis arbeiten, da er als "Halbjude" galt. 1937 emigrierte er in die USA. Dort spielte er, da seinen eigenen Regiearbeiten wenig Erfolg beschieden war, in Fritz Langs Auch Henker sterben (Hangmen Also Die!)(1943) und Alfred Hitchcocks Notorious (1946).

1949 kehrte er nach Deutschland zurück und arbeitete wieder am Theater in München, sowie als Nebendarsteller im Film. Er erhielt 1954 den Bundesfilmpreis als Bester männlicher Nebendarsteller für seine Rolle in Gerhard Lamprechts Meines Vaters Pferde.

Reinhold Schünzel war in über 100 Filmen engagiert.

1988 widmete CineGraph - Hamburgisches Centrum für Filmforschung aus Anlass des 100. Geburtstags den 1. Internationalen Filmhistorischen Kongress in Hamburg dem Werk des Regisseurs und Schauspielers. Angeregt durch die daraus resultierende Buchpublikation drehte Hans-Christoph Blumenberg 1995 eine filmische Auseinandersetzung mit der Biografie Schünzels unter dem Titel Beim nächsten Kuß knall ich ihn nieder!.

Seit 2004 vergibt eine internationale Jury jeweils zur Eröffnung von CineFest - Internationales Festival des deutschen Filmerbes einen Reinhold Schünzel-Preis als Ehrenpreis für langjährige Verdienste um die Pflege, Bewahrung und Verbreitung des deutschen Filmerbes.

Ausgezeichnet wurden bisher:

  • 2004 Ingrid Scheib-Rothbart (New York), langjährige Filmprogramm-Verantwortliche im Goethe-Haus New York
  • 2005 Wolfgang Klaue (Erkner), der ehemalige Direktor des Staatlichen Filmarchivs der DDR und Präsident des internationalen Verbands der Filmarchive FIAF
  • 2006 Vittorio Martinelli, italienischer Filmhistoriker
  • 2007 Gero Gandert, Filmhistoriker

Filme

als Schauspieler

als Regisseur

  • 1920 Katherina die Große
  • 1923 Alles für Geld
  • 1930 Liebe im Ring
  • 1933 Viktor und Viktoria
  • 1935 Amphitryon
  • 1936 Das Mädchen Irene
  • 1937 Land der Liebe
  • 1939 The ice follies of 1939

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schünzel — Schụ̈nzel,   Reinhold, Schauspieler und Regisseur, * Hamburg 7. 11. 1888, ✝ München 11. 9. 1954; Kaufmann und Journalist; entwickelte sich während des Ersten Weltkriegs zum Darsteller der Bühne und (ab 1916) des Films, übernahm meist… …   Universal-Lexikon

  • Reinhold Schünzel — um 1921 auf einer Fotografie von Alexander Binder Reinhold Schünzel (* 7. November 1888 in St. Pauli, Hamburg; † 11. September 1954 in München) war ein deutscher Schauspieler …   Deutsch Wikipedia

  • Reinhold Schunzel — Reinhold Schünzel Reinhold Schünzel, entre les deux boxeurs Reinhold Schünzel (°Hambourg, 7 novembre 1888 † Munich, 11 septembre 1954) est un acteur …   Wikipédia en Français

  • Reinhold Schünzel-Preis — Der Reinhold Schünzel Preis ist ein Ehrenpreis, der seit 2004 bei der Eröffnung zu Cinefest – Internationales Festival des deutschen Film Erbes verliehen wird. Der Preis ist nach dem in Hamburg geborenen Schauspieler und Filmregisseur Reinhold… …   Deutsch Wikipedia

  • Reinhold Schünzel — Reinhold Schünzel, entre les deux boxeurs Reinhold Schünzel (°Hambourg, 7 novembre 1888 † Munich, 11 septembre 1954) est un acteur, scénariste …   Wikipédia en Français

  • Arzen von Cserepy — Arzén von Cserépy (* 17. Juli 1881 in Budapest; † 1946 in Budapest oder März 1958 in den USA) war ein ungarischer Filmregisseur und Filmproduzent. Cserépy stammte aus der Autobranche[1] und war seit Anfang der 1910er Jahre im Filmgeschäft tätig.… …   Deutsch Wikipedia

  • Cserépy — Arzén von Cserépy (* 17. Juli 1881 in Budapest; † 1946 in Budapest oder März 1958 in den USA) war ein ungarischer Filmregisseur und Filmproduzent. Cserépy stammte aus der Autobranche[1] und war seit Anfang der 1910er Jahre im Filmgeschäft tätig.… …   Deutsch Wikipedia

  • Kurt Götz — Curt Goetz mit Leopoldine Konstantin (1917) Curt Goetz (* 17. November 1888 in Mainz; † 12. September 1960 in Grabs Kanton St. Gallen, Schweiz; eigentlic …   Deutsch Wikipedia

  • Käthe von Nagy — Käthe de Nagy, 1932 Käthe de Nagy de son vrai nom Ekatarina Nagy Von Cziser est une actrice d origine hongroise née à Szabadka (Autriche Hongrie) le 4 avril 1904 et morte à Ojai, Californie le 20 décembre 1973 …   Wikipédia en Français

  • Viktor und Viktoria (1933) — Para otros usos de este término, véase Viktor und Viktoria. Viktor und Viktoria Título Viktor und Viktoria Ficha técnica Dirección Reinhold Schünzel Produc …   Wikipedia Español

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”