- Anders als die Andern (1919)
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Filmdaten Originaltitel Anders als die Andern Produktionsland Deutschland Originalsprache Deutsch Erscheinungsjahr 1919 Länge 40 Minuten Stab Regie Richard Oswald Drehbuch Richard Oswald und Magnus Hirschfeld Produktion Richard Oswald-Film GmbH Kamera Max Fassbender Besetzung - Conrad Veidt: Paul Körner
- Fritz Schulz: Kurt Sivers
- Reinhold Schünzel: Franz Bollek
- Leo Connard: Pauls Vater
- Ilse von Tasso-Lind: Pauls Mutter
- Ernst Pittschau: Pauls Bruder
- Alexandra Wiellegh: Dessen Frau
- Wilhelm Diegelmann: Kurts Vater
- Clementine Plessner: Kurts Mutter
- Anita Berber: Else, Kurts Schwester
- Helga Molander: Frau Hellborn
- Magnus Hirschfeld: Arzt
Anders als die Andern ist ein Spielfilm von Richard Oswald zum Thema Homosexualität aus dem Jahr 1919, der unter Mitwirkung von Dr. Magnus Hirschfeld entstand. Er handelt von einer Erpressungsgeschichte mit tödlichem Ausgang.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Der Violinvirtuose Paul Körner wird von dem Stricher Franz Bollek erpresst. Als Körner sich weigert, immer mehr Geld an den Erpresser zu zahlen, zeigt Bollek ihn wegen Verstoßes gegen den § 175 an. In dem folgenden Gerichtsverfahren hält Dr. Magnus Hirschfeld (der sich selbst spielt) eine flammende Rede für Akzeptanz von und Toleranz gegenüber Homosexuellen. Bollek wird wegen Erpressung verurteilt. Paul Körner wird allerdings ebenfalls verurteilt: wegen Vergehens gegen den § 175. Sein Ruf ist ruiniert. Er zerbricht an der gesellschaftlichen Schande und begeht, keinen Ausweg findend, schließlich Suizid.
Hintergrund
Der Film kann als der erste angesehen werden, der überhaupt das Thema Homosexualität behandelte[1]. Er entstand in einer Zeit, in der in Deutschland keine staatliche Filmzensur existierte, nachdem der "Rat der Volksbeauftragten" in einem Aufruf an das deutsche Volk am 12. November 1918 verkündet hatte: "Eine Zensur findet nicht statt. Die Theaterzensur wird aufgehoben." Der Film entwickelte sich zum Skandalfilm und entfachte neben anderen "Sitten-" und "Aufklärungsfilmen" eine heftige Kulturdebatte, in der von konservativer und reaktionärer Seite vehement die Wiedereinführung der Zensur gefordert wurde. Nach Wiedereinführung der Filmzensur durch das 1. Reichslichtspielgesetz am 12. Mai 1920 wurde der Film noch im selben Jahr verboten, die Kopien vernichtet[2]. Magnus Hirschfeld drehte 1927 den Dokumentarfilm Gesetze der Liebe und verwendete für das Thema Homosexualität eine gekürzte Fassung des Films Anders als die Andern. Gesetze der Liebe fiel kurz nach Erscheinen ebenfalls der Zensur zum Opfer; auf irgendwelchen Wegen gelangte aber eine Kopie in die Ukraine und wurde dort mit Untertiteln in der Landessprache versehen. Diese Fassung wurde Ende der 1970er-Jahre vom Stadtmuseum München entdeckt.
1982 wurde für das 1. SchwulLesbische Filmfest in Frankfurt am Main die gekürzte Fassung als 16-mm-Kopie vom Stadtmuseum München ausgeliehen, die ukrainischen Untertitel übersetzt und während der Vorführung eingelesen. Die Originalfassung von Anders als die Andern ist nicht mehr erhalten. Die Filmkopien wurden nach dem Verbot zerstört. Weite Teile des Filmes gingen dadurch unwiderruflich verloren[3]. Mittlerweile gibt es eine vom Münchener Filmmuseum restaurierte Fassung, die zunächst als stumme Version mit deutschen Zwischentiteln als VHS-Kassette veröffentlicht wurde. Seit Oktober 2006 ist auch eine DVD-Edition des Filmmuseums München erhältlich, die neben dem Film in deutscher und englischer Sprache und einer kurzen Dokumentation der Zensurgeschichte auch das Kapitel des Films Gesetze der Liebe enthält, aus dem Anders als die Andern im Wesentlichen rekonstruiert worden ist.
Einzelnachweise
- ↑ Hans Scheugl: Sexualität und Neurose im Film. Die Kinomythen von Griffith bis Warhol. - Genehmigte, ungekürzte Taschenbuchausgabe. - Heyne, München 1978 (Heyne-Buch; 7074), ISBN 3-453-00899-5, S. 204
- ↑ Stefan Volk: Skandalfilme. Cineastische Aufreger gestern und heute. Marburg 2011, S. 19ff.
- ↑ Stefan Volk: Skandalfilme. Cineastische Aufreger gestern und heute. Marburg 2011, S. 25.
Literatur
- James Steakley: "Anders als die Andern". Ein Film und seine Geschichte. Hamburg 2007, ISBN 978-3-939542-43-8 (Rezension von D. Naguschewski), Ausschnitt mit Handlung und Entscheidung der Film-Oberprüfstelle
- Stefan Volk: Skandalfilme. Cineastische Aufreger gestern und heute. Marburg 2011, ISBN 978-3-89472-562-4
Weblinks
- Anders als die Andern in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Anders als die Andern (1919). Dokumente zu einer Kontroverse.
- Transgender-Net:Anders als die Andern.
- Mauro Giori, Anders als die Andern: racconto, documento, monumento. Storia e analisi del primo film dedicato alla difesa dell'omosessualità.
- Peculiarities of the Reich Moving Picture Law (RLG).
- Different from the others.
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