Scythopolis

Scythopolis
Im Vordergrund das hellenistisch-römische Scythopolis, hinten der Tell el-Hösn mit der bronzezeitlichen Besiedlung

Bet Sche'an (hebräisch: בית שאן; arabischبيسانBaisān) ist eine Stadt in der Ebene von Bet Sche'an im Nordbezirk Israels, ca. 25 km südlich des Sees Genezareth. Sie hat etwa 16.200 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Name

Die Etymologie des hebräischen Namens Bet Sche'an ist ungesichert. Möglicherweise ist er zu interpretieren als „Haus der Gottheit Sche'an“. Seit in der Zeit Ptolemaios' II. skythische Reitereinheiten in der Stadt stationiert wurden, trug sie den Namen Skythopolis (Σκυθοπολις aus Σκυθων πολις) bzw. Nysa-Skythopolis.[1] Der alte semitische Name lebte im arabischen Dorf Baisan weiter.

Der sich über die antike Stadt erhebende Tell trägt den arabischen Namen Tell el-Hösn, d.h. „Hügel der Stärke“.

Antike

Ägyptischer Gouverneurspalast auf den Tell el-Hösn
Hypocaustenanlage im Badekomplex
Moderner Wohnblock in Bet Sche'an

Der in der Jordansenke gelegene Tell el-Hösn war bereits in der Bronzezeit besiedelt und ein bedeutendes Zentrum ägyptischen Einflusses in der Region. Von Thutmosis III. bis Ramses III. ist eine ägyptische Garnison nachweisbar. Möglicherweise seit dem 10. Jahrhundert gehörte Bet Sche'an zum Königreich Israel, dessen Schicksal es als eher unbedeutendes Dorf seit seiner Zerstörung 926 durch Pharao Scheschonq I. teilte. In hellenistischer Zeit zunächst ptolemäisch kam es 218 v. Chr. infolge des Vierten Syrischen Krieges in den seleukidischen Machtbereich. Die Expansion Judäas unter Johannes Hyrkanos I. brachte es unter die Kontrolle Jerusalems. Nach der römischen Eroberung wurde Bet Sche'an eine freie Stadt und Mitglied der Dekapolis, dem Bund der zehn Städte im nördlichen Palaestina.

Bei der Neueinteilung der Provinz Palaestina im 4. Jahrhundert wurde Skythopolis Hauptstadt von Palaestina secunda und ist als Bischofssitz bezeugt. Im 5. Jahrhundert war Bischof Severianos ein Vertreter der Entscheidungen des Konzils von Chalkedon, was ihm das Martyrium einbrachte. Einer seiner Nachfolger war zu Beginn des 6. Jahrhunderts Bischof Johannes, ein Vertreter des Neuchalkedonismus. Während der origenistischen Wirren wirkte Theodor von Skythopolis als Bischof. Aus der Stadt stammt u. a. der Mönch und Verfasser von zahlreicher Heiligenviten Kyrill von Skythopolis. Ein Titularbistum der römisch-katholischen Kirche besteht bis heute. Nach der arabischen Eroberung 636 ging die Bedeutung der Stadt allmählich zurück. Das für die ganze Region verheerende Erdbeben von 749 zerstört auch Bet Schean. Die Ruinen weisen noch heute die für eine Zerstörung durch Erdbeben typische Lage auf.

Mittelalter

1099 wurde die Siedlung vom Ersten Kreuzzug erobert und bildete das Zentrum der Herrschaft Bethsan im Kreuzfahrer-Königreich Jerusalem.

Moderne Stadt

Seit dem Mittelalter bestand lediglich ein größeres Dorf. In der Zeit des Britischen Mandates über Palästina bewohnten einige tausend Menschen Bet Sche'an, darunter auch einige Dutzend Juden, die jedoch während des Arabischen Aufstandes flohen. Im Arabisch-Israelischen Krieg von 1948 diente der Tell als Stellung arabischer Kämpfer. Die meisten Bewohner flohen zu Beginn der Kampfhandlungen. Nachdem israelische Einheiten die Stadt am 12. Mai von eingenommen hatten, wurde die verbliebene arabische Bevölkerung größtenteils vertrieben. Bet Sche'an wurde 1949 neugegründet und erhielt 1999 den Status einer Stadt.

Die antiken Stätten sind Bestandteil eines Nationalparkes. Aus Bet Sche'an stammt der Fußballklub haPoel Bet Sche'an, der einige Jahre in der ersten israelischen Liga spielte.

Anmerkungen

  1. Nach Nysa, der Amme des Stadtgottes Dionysos, die nach einer Legende aus dem 1. oder 2. Jahrhundert n.Chr. in Skythopolis begraben liegt.

Literatur

  • Rachel Barkay: The coinage of Nysa-Scythopolis (Beth-Shean). (Corpus Nummorum Palaestinensium 5). Jerusalem 2003. ISBN 965-90558-0-3
  • Eliot Braun: Early Beth Shan (strata XIX-XIII): G. M. Fitzgerald's deep cut on the tell. Philadelphia 2004. ISBN 1-931707-62-6
  • Frances W. James; Patrick W. McGovern: The late Bronze Egyptian garrison at Beth Shan: a study of levels VII and VIII. ISBN 0-924171-27-8
  • Amihai Mazar; Gideon Foerster: Beth-Shean. In: NEAEHL 1, 214-235.
  • Amihai Mazar: Excavations at Tel Beth-Shean 1989 - 1996. Bd. 1: From the Late Bronze Age IIB to the Medieval Period. Jerusalem 2006.
  • G. Mazor; A. Najjar: Bet She’an I. Nysa-Scythopolis. The Caesareum and the Odeum (IAA Reports 33). Jerusalem 2007.
  • Yoram Tsafrir und Gideon Foerster: Urbanism at Scythopolis Bet Shean in the Fourth to Seventh Centuries. In Dumbarton Oaks Papers. Dumbarton Oaks Research Library and Collection. Number Fifty-One, 1997. S. 85-146.
  • Yoram Tsafrir und Gideon Foerster: Bet Shean Excavation Project – 1988/1989. In Excavations and Surveys in Israel 1989/1990. Volume 9, Numbers 94-95. Israel Antiquities Authority. Jerusalem 1989/1990, S. 120-128.
  • Yoram Tsafrir und Gideon Foerster: The Dating of the Earthquake of the Sabbatical Year of 749 C. E. in Palestine. In Bulletin of the School of Oriental and African Studies of London. Vol. LV, Part 2. London 1992, S. 231-235.
  • Yoram Tsafrir und Gideon Foerster: From Scythopolis to Baisān: Change in the perception of the city of Bet Shean during the Byzantine and Arab Eras. In Cathedra. For the History of Eretz Israel and its Yishuv, 64. Yad Izhak Ben-Zvi. Jerusalem, July 1992 (auf Hebräisch).
  • Gideon Foerster und Yoram Tsafrir: Nysa-Scythopolis – A New Inscription and the Titles of the City on its Coins. In The Israel Numismatic Journal. Vol. 9, 1986-7, S. 53-58.

Weblinks

32.49611111111135.4988888888897Koordinaten: 32° 30′ N, 35° 30′ O


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