Sergius-und Bacchus-Kirche

Sergius-und Bacchus-Kirche
Kleine Hagia-Sophia (Ehemalige Sergios- und Bakchos-Kirche), Ansicht von Westen

Die Kleine Hagia Sophia (aus dem griechischen Ἅγια Σοφία, „heilige Weisheit“, türk. Küçuk Aya Sofya Camii) ist die ehemalige orthodoxe Sergios- und Bakchos-Kirche (Hagioi Sergios kai Bacchos) und spätere Moschee in Istanbul. Der byzantinische Kuppelbau wurde im 6. Jahrhundert n. Chr. errichtet und war bauliches Vorbild für die „große“ Hagia Sophia, die Hauptkirche des byzantinischen Reiches. Das Gebäude gehört zu den wichtigsten frühbyzantinischen Bauwerken Istanbuls. Als Kirche war sie den Heiligen Sergios und Bakchos geweiht.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die „Kleine Hagia Sophia“ befindet sich in Istanbuls Stadtteil Eminönü unweit des Marmarameers, in der Nähe des Großen Palasts, südlich des Hippodroms.

Teil der Kolonnaden und Arkaden

Geschichte

Das Gebäude wurde zwischen 527 und 536 (einige Jahre vor der Hagia Sophia), während der Herrschaft Justinian I., als Kirche der Heiligen Sergius und Bacchus errichtet. Der Platz, der für die neue Kirche gewählt wurde, war ein unbebautes Gelände zwischen dem Hormisdas-Palast (dem Palast des Justinian vor seiner Thronbesteigung), und der Kirche der Heiligen Apostel Petrus und Paulus. Die zwei Kirchen teilten sich Narthex, Atrium und Propylon. Die neue Kirche wurde der Mittelpunkt des Komplexes, bis heute befindet sich an ihrer Südseite die Nordmauer eines der zwei anderen Gebäude. Die Sergios- und Bakchos-Kirche war eines der wichtigsten religiösen Bauwerke in Konstantinopel.

Wegen der starken Ähnlichkeit mit der Hagia Sophia wird angenommen, dass das Gebäude von den gleichen Architekten Anthemios von Tralleis und Isidor von Milet entworfen wurde, und dass der Bau eine Art „Generalprobe“ für die Errichtung der Hagia Sophia, der größten Kirche des byzantinischen Reiches war.

Von der Eroberung von Konstantinopel im Jahr 1453 durch die Osmanen, bis zur Herrschaft von Bayezid II. blieb sie als Kirche erhalten. 1504 wurde sie von Hüseyin Aga, dem Oberhaupt der Hüter des Bab-i-saadet („Tor der Freude“) im Topkapı-Palast, in eine Moschee umgewandelte. Zu dieser Zeit wurden der Portikus und eine Madrasa dem Gebäude hinzugefügt, während die Mosaiken, die die Kirche schmückten, zerstört wurden.

Großwesir Nişancı Hacı Ahmed Pascha baute 1740 einen Moscheebrunnen (Sadirvan) und eine Grundschule hinzu, der Brunnen wurde 1938 wieder entfernt. Schäden, die die Erdbeben von 1648 und 1763 verursacht hatten, wurden unter der Herrschaft von Sultan Mahmud II. 1831 repariert. Bauliche Reste der Kirche St. Peter und Paul, die eventuell noch vorhanden waren, wurden in den 1860er Jahren beim Bau einer Bahnstrecke, die unmittelbar südlich an der Moschee entlang führt, beseitigt.

Die Apsis der ehemaligen Kirche mit dem Mihrab. Im Vordergrund ist das Minbar

2002 wurde das Gebäude wegen der starken Schäden, die durch Feuchtigkeit und Erdbeben verursacht wurden, auf die Liste der 100 meist gefährdeten Denkmäler des World Monuments Fund gesetzt, konnte aber 2004 wieder von der Liste gestrichen werden. Nach umfangreichen Wiederherstellungsarbeiten von 2002 bis September 2006 wurde die Moschee der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.

Beschreibung

Die Maurerarbeiten an dem Gebäude wurden mit der zu dieser Zeit in Konstantinopel üblichen Technik durchgeführt, es wurden Ziegelsteine benutzt, die in Mörtelschichten verlegt wurden, die fast die gleiche Stärke wie die Ziegelschichten bekamen. Die Wände wurden durch Ketten verstärkt, die aus kleinen Steinblöcken gebildet wurden. Das Gebäude, dessen Bauplan bewusst in San Vitale in Ravenna wiederholt wurde, hat die Form eines Oktogons, das in ein unregelmäßiges, dem Quadrat angenähertes Viereck mit inneren Ecknischen eingefügt wurde. Es wird durch eine 20 m hohe Schirmkuppel überdeckt, die auf acht Säulen steht. Der Narthex befindet sich an der Westseite gegenüber einem Gegenchor.

Innerhalb des Gebäudes gibt es zwei Kolonnaden-Arkaden-Geschosse, die entlang der Nord-, West- und Südseite verlaufen, mit einer Inschrift in zwölf griechischen Hexametern, die dem Kaiser Justinian, seiner Frau Theodora und dem Heiligen Sergius, dem Schutzpatron der Soldaten der römischen Armee gewidmet ist. Das untere Geschoss hat 16 Säulen, das obere 18 Säulen. Viele der Kapitelle tragen noch die Monogramme von Justinian und Theodora. Vor dem Gebäude gibt es einen Portikus und einen Vorplatz, die während der osmanischen Periode hinzugefügt wurden, sowie einen kleinen Garten, einen Brunnen für die Waschungen und einige kleine Geschäfte. Im Norden des Gebäudes befinden sich ein kleiner muslimischer Friedhof und das ehemalige Baptisterium.

Plan des Gebäudes

Literatur

  • Wolfgang Müller-Wiener: Bildlexikon zur Topographie Istanbuls: Byzantion, Konstantinupolis, Istanbul bis zum Beginn des 17. Jh. Tübingen 1977. ISBN 3-8030-1022-5
  • Helge Svenshon; R.H.W. Stichel: Neue Beobachtungen an der ehemaligen Kirche der Heiligen Sergios und Bakchos (Küçük Ayasofya Camisi) in Istanbul. Fachgebiet Geschichte und Theorie der Architektur, Technische Universität Darmstadt, Istanbuler Mitteilungen, Darmstadt 2000, ISSN 0341-9142

Weblinks

41.00277777777828.9719444444447Koordinaten: 41° 0′ 10″ N, 28° 58′ 19″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sergios- und Bakchos-Kirche — Kleine Hagia Sophia (Ehemalige Sergios und Bakchos Kirche), Ansicht von Westen Die Kleine Hagia Sophia (aus dem griechischen Ἅγια Σοφία, „heilige Weisheit“, türk. Küçuk Aya Sofya Camii) ist die ehemalige …   Deutsch Wikipedia

  • Sergios-und Bakchos-Kirche — Kleine Hagia Sophia (Ehemalige Sergios und Bakchos Kirche), Ansicht von Westen Die Kleine Hagia Sophia (aus dem griechischen Ἅγια Σοφία, „heilige Weisheit“, türk. Küçuk Aya Sofya Camii) ist die ehemalige …   Deutsch Wikipedia

  • Sergius, S.S. (15) — 15S. S. Sergius et Bacchus. M. M. (7. al. 17. Oct.) Das Martyrium dieser hhl. Blutzeugen ist durch die ältesten Martyrologien und durch die ihnen zu Theil gewordene gemeinsame Verehrung aller Kirchen des Abend und Morgenlandes, aber auch durch… …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

  • Bacchus und Sergius — Bakchos und Sergios auf einer Ikone aus dem 7. Jahrhundert Bakchos und Sergios, auch Bacchus und Sergius († um 303 in Resafa, Syrien) waren frühchristliche Märtyrer, die als Heilige verehrt werden. Der Legende nach waren sie Offiziere einer… …   Deutsch Wikipedia

  • Bakchos und Sergios — auf einer Ikone aus dem 7. Jahrhundert Bakchos und Sergios, auch Bacchus und Sergius († um 303 in Resafa, Syrien) waren frühchristliche Märtyrer, die als Heilige verehrt werden. Der Legende nach waren sie Offiziere einer römischen Grenztruppe.… …   Deutsch Wikipedia

  • Hagios Sergios und Bacchos — Kleine Hagia Sophia (Ehemalige Sergios und Bakchos Kirche), Ansicht von Westen Die Kleine Hagia Sophia (aus dem griechischen Ἅγια Σοφία, „heilige Weisheit“, türk. Küçuk Aya Sofya Camii) ist die ehemalige …   Deutsch Wikipedia

  • San Pietro di Castello (Kirche) — 45.43444444444412.359722222222 Koordinaten: 45° 26′ 4″ N, 12° 21′ 35″ O …   Deutsch Wikipedia

  • San Vitale — Außenansicht von Norden Blick in die Kuppel …   Deutsch Wikipedia

  • Sergiuskirche — steht für Sergiuskirche (Bad Kissingen) Sergius und Bacchus Kirche, Istanbul, Türkei St. Sergius (Kairo), den Märtyrern Bakchos und Sergios geweiht Sergiuskirche (Tobolsker Kreml), Russland Sergiuskirche Rybatschi, Kaliningrad Kirche des Heiligen …   Deutsch Wikipedia

  • Kleine Hagia Sophia — Kleine Hagia Sophia, Ansicht von Nordosten Die Kleine Hagia Sophia (aus dem griechischen Ἅγια Σοφία, „heilige Weisheit“, türkisch Küçük Aya Sofya Camii) ist die ehemalige orthodoxe Sergios und Bakchos Kirche ( …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”