Sextakkord

Sextakkord
Drei mögliche Umkehrungen des C-Dur-Akkords
C-Dur-Akkord in Grundstellung und als Sextakkord. (Verdoppelte Dreiklangstöne in Klammern)

Ein Sextakkord ist die erste Umkehrung eines Dreiklangs.
Tiefster Ton des Akkordes ist nicht der Grundton, sondern dessen Terz: Über dem tiefsten Akkordton liegen nun nicht mehr Terz und Quinte, sondern eine Terz und eine Sexte. Dabei wird lediglich die Anordnung der Töne verändert, der Akkord besteht weiterhin aus denselben Tönen!

Die Bezeichnung Sextakkord stammt aus der Generalbassschrift: abweichend von der normalen Schichtung von Terz und Quinte zum Terzquint-Akkord werden hier Terz und Sexte zum Terzsext-Akkord bzw. Sextakkord geschichtet. Angezeigt wird dieser Aufbau dort durch eine 6 unter dem Basston.

Inhaltsverzeichnis

Klanggehalt

Die Sextakkord-Stellung mindert die Eindeutigkeit des Klanges - da dieser nicht auf seinem Grundton steht, ist er schwerer zu identifizieren. Der jeweiligen Funktion wird ein Teil ihres Gewichts genommen. Vor allem in der Tonika verhindert er, dass ihr Auftreten jedes Mal als Schlusspunkt wirkt.[1]

Unterschiedliche Auffassungen

Sextakkord als Tonschichtung

Um 1600 werden Akkorde noch vorwiegend als Schichtungen über einem Basston aufgefasst. Der Sextakkord ist also eher eine andere Art Akkord, wird aber nicht als eine Dreiklangsumkehrung und nicht funktionell gedeutet. Bei den auf diese Weise entstandenen Sextakkorden konnte jeder beliebige Ton verdoppelt werden.
(Die Verdopplung eines Tones ist im vierstimmigen Satz nötig, da vier Stimmen auf lediglich drei Tönen zu verteilen sind.)

Sextakkord als Dreiklangsumkehrung

Die Sichtweise, Sextakkorde als Dreiklangsumkehrung zu deuten, setzt sich vollständig erst in der Wiener Klassik durch. Dort gilt eine klare Bevorzugung der Grundton- und eine Verbot der Terzverdopplung. (Durch Terzverdopplung verliert der Akkord weiter an Stabilität und Eindeutigkeit hinsichtlich der funktionellen Deutung.)

Die Zeit des Generalbass stellt eine Übergangsepoche dar. Sextakkorde werden zwar vorwiegend als Umkehrung verstanden; hinsichtlich der Tonverdopplung gilt, was um 1600 galt.[2]

Tonverdopplung

Je nach Stilepoche ergibt sich also eine unterschiedliche Behandlung bei der Verdopplung der Dreiklangstöne.
Die oft gestellte Forderung, für alle Stilrichtungen, die Terz (also den Basston) nicht zu verdoppeln, erweist sich bei der Analyse einschlägiger Sätze als Irrtum. Die Terz ist problemlos zu verdoppeln, solange sie im harmonischen Kontext keinen Leitton bildet (in diesem Fall wären beide Leittöne in gleiche Töne aufzulösen; dadurch entstünden verbotene Oktav-Parallelen).

Die Regel zur Bewegung der Basslinie (in den Sextakkord hinein und aus ihm heraus) ist dagegen für weite Teile allgemeingültig: Sie sollte entweder in Sekunden geführt werden, oder, bei einem Sprung (größer als eine Sekunde) wieder in einen Sextakkord münden.

Eine typische Verwendung von Sextakkorden findet man in Secco-Rezitativen. Die instabile Klangqualität lässt hier ein Fortschreiten der Harmonie nötig werden, was sich mit dem fließenden Handlungs- oder Erzählstrang gut ergänzt.

"Quintsextakkord"

In der populären Musik wird häufig mit dem Begriff "Sextakkord" auch der Quintsextakkord bezeichnet.

Dieser Begriff bezeichnet jedoch normalerweise einen Vierklang, der durch hinzufügen einer Sexte entsteht (als Subdominante mit hinzugefügter Sexte wird er auch Sixte ajoutée genannt) bzw. als 1. Umkehrung eines Septakkords.

Einzelnachweise

  1. Jürgen Ulrich: Harmonielehre für die Praxis. Schott, Mainz 2008, ISBN 978-3-7957-8738-7. S. 40
  2. Diether de la Motte, Harmonielehre, ISBN 978-3-7618-2115-2, 14. Aufl., S. 42

Literatur


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