- Sicherer Einschluss
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Der Sichere Einschluss ist ein Begriff aus der Kerntechnik und bezieht sich auf eine Variante bei der Beseitigung eines Kernkraftwerks nach der Stilllegung.
Für den sicheren Einschluss wird der Bereich des Kernkraftwerks, der die wesentlichen radioaktiven Komponenten (Reaktordruckbehälter (RDB), Dampferzeuger) enthält (in der Regel der Sicherheitsbehälter) in einen sicheren Zustand überführt: die Brennelemente und alle anderen radioaktiven Medien, Kühlmittel, Hilfsstoffe, Gase etc. sowie alle Brandlasten werden entfernt. Anschließend werden alle außerhalb des Bereichs befindlichen radioaktiven Komponenten (z. B. Pumpen, Rohre, etc.) in diesen Bereich überführt und der Bereich effektiv versiegelt.
Der Rest der Anlage wird – von einigen Sicherungsmaßnahmen (Alarmanlage, Lufttrocknungsanlage, etc.) abgesehen – außer Betrieb genommen.
In diesem Zustand wird die Anlage bis zum endgültigen Rückbau für eine längere, von der Art der Anlage abhängige Zeit (in der Regel einige Jahrzehnte) belassen; während dieser Zeit sind nur unwesentliche Instandhaltungsmaßnahmen notwendig.
Ziel dieser Maßnahme ist es, durch ein Abklingen der Radioaktivität den späteren Abbau der Anlage zu erleichtern und ggf. zwischenzeitliche technische Fortschritte zu nutzen. Diesen Vorteilen stehen die Betriebskosten der sicher eingeschlossenen Anlage und der Verlust der mit den Eigenheiten der Anlage vertrauten Belegschaft entgegen.
Beispiele für den sicheren Einschluss von stillgelegten Kernkraftwerken in Deutschland sind das mittlerweile demontierte und beseitigte Kernkraftwerk Niederaichbach (KKN) und das Kernkraftwerk THTR-300 in Hamm-Uentrop.
Eine besondere Bedeutung bekam dieser Begriff bei dem Versuch der Folgen-Eindämmung des Reaktorunglücks von Tschernobyl: dort wurden zwei der vier Reaktor-Einheiten in eine mehrteilige Betonhülle gesteckt, die den Namen Sarkophag erhielt. Beim Tschernobyl-Sarkophag handelt es sich allerdings nicht um einen Sicheren Einschluss als eine Phase der geordneten Stilllegung einer kerntechnischen Anlage, sondern um eine Sicherungsmaßnahme nach einem Unglück. Die Wirksamkeit und Sicherheit der dortigen Umhüllung wird jedoch teils in Zweifel gezogen, derzeit laufen Maßnahmen zur Erneuerung/Ertüchtigung des Sarkophags.
Die Alternative zum sicheren Einschluss ist die direkte Beseitigung ohne Abklingphase.
Kritik
Kernkraftgegner bezeichnen den Begriff Sicherer Einschluss als Euphemismus. Aufgrund von vorhandenen Risiken einer Beschädigung der Hülle oder anderweitiger Freisetzung von Radioaktivität sei der Einschluss nicht vollkommen sicher.
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