Stilllegung kerntechnischer Anlagen

Stilllegung kerntechnischer Anlagen
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Der Begriff Stilllegung von kerntechnischen Anlagen benennt die Gesamtheit aller Tätigkeiten, die das Ziel verfolgen, eine kerntechnische Anlage nach Betriebsbeendigung abzubauen („Rückbau“).

Im rechtlichen Sinne verwendet man den Begriff auch für die Entnahme eines Atomstandorts aus dem Atomgesetz.

Inhaltsverzeichnis

Arten der Stilllegung

Die IAEA unterscheidet drei international gültige Arten der Stilllegung[1]:

  • Immediate Dismantling (Sofortiger Rückbau): Diese Variante erlaubt eine relativ zeitnahe Stilllegung nach dem regulären Betrieb. Für gewöhnlich beginnen endgültige Rückbau- oder Dekontaminierungsarbeiten nach einigen Monaten bis Jahren, je nach Anlage. Nach Beendigung des Betriebs kann die Anlage erneut benutzt werden, beispielsweise im konventionellen Betrieb.
  • Safe Enclosure (Sicherer Einschluss): Oft stehen abgeschaltete Anlagen jahrelang still, gewöhnlich für 40 bis 60 Jahre, bevor Maßnahmen zum Rückbau begonnen werden.
  • Entombment (Dauerhafter Sicherer Einschluss): Bei dieser Variante verbleibt das radioaktive Material für immer auf der Anlage und wird auf einem Teil der Anlage gesammelt. Diese wird dann in Beton eingegossen, wodurch die Strahlungsbelastung reduziert wird.

Situation nach Staat

Deutschland

Von den in Deutschland zwischen 1957 und 2004 etwa 110 in Betrieb genommenen kerntechnische Anlagen sind 21 von 37 kommerziellen Kernreaktoren zur Energiegewinnung und 37 von 45 Forschungsreaktoren stillgelegt. Von 24 weiteren geplanten Reaktoren wurden bei 6 der Bau begonnen und teilweise kurz vor der Fertigstellung abgebrochen (Stand 2010, siehe Liste der Kernreaktoren in Deutschland).

Das Karlsruher Institut für Technologie, das ehemalige Kernforschungszentrum Karlsruhe, ist Projektträger zur Erforschung der Stilllegung von Atomanlagen in Deutschland. Im Fachbereich Wassertechnologie und Entsorgung (PTKA-WTE) werden im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Forschungs- und Entwicklungs-Vorhaben zum Rahmenprogramm der Bundesregierung „Forschung für die Umwelt“, zum Rahmenprogramm des BMBF „Forschung für die Nachhaltigkeit“ (FONA) sowie zur „Untertägigen Abfallentsorgung“ und zur „Stilllegung und Rückbau kerntechnischer Anlagen und Strahlenforschung“ betreut. Durch das Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) werden solche Vorhaben auf der Grundlage des Förderkonzepts „Schwerpunkte zukünftiger FuE-Arbeiten bei der Endlagerung radioaktiver Abfälle“ mit finanziert.

Der Karlsruher Projektträger Wassertechnologie und Entsorgung berichtet den beiden Ministerien außerdem halbjährlich über die Forschungs- und Entwicklungs-Vorhaben zur Entsorgung gefährlicher Abfälle in tiefen geologischen Formationen.[2]

Frankreich

In Frankreich wurden zwischen 1956 und 2002 über 60 Nuklearanlagen in Betrieb genommen. Seit 1968 wurden 13 Kernkraftwerke stillgelegt (siehe Liste der Nuklearanlagen in Frankreich).

Großbritannien

In Großbritannien wurden zwischen 1956 und 1995 schätzungsweise 45 Kernkraftwerke in Betrieb genommen. Seit 1977 wurden 28 Kernkraftwerke stillgelegt (siehe Liste der Kernreaktoren in Großbritannien).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Decommissioning of Facilities Using Radioactive Material. WS-R-5. IAEA, abgerufen am 25. November 2010 (PDF, englisch).
  2. Internetseite des Projektträgers Wassertechnologie und Entsorgung (PTKA-WTE)

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