Siegfried Krug

Siegfried Krug

Siegfried Krug (* 22. Juli 1939 in Stettin; † 6. Juli 1968 in Berlin) war ein westdeutsches Todesopfer an der Berliner Mauer. Er wurde auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor von Angehörigen der Grenztruppen der DDR erschossen.

Leben

Krug war als Kind mit seiner Familie aus Stettin vertrieben worden. Er ließ sich 1961 als Starkstromelektriker in Erfurt nieder. Noch vor dem Bau der Mauer verließ er die DDR über West-Berlin. Er ging erst nach Marburg, dann nach Frankfurt am Main. Dort verlobte er sich.

Am 6. Juli reiste er kurz vor seiner Hochzeit mit einer anderen Frau nach Berlin. Seine Verlobte verließ er mit der Nachricht, dass er noch was zu erledigen habe. Er wüßte noch nicht, wann er zurückkehren würde. Gegenüber seiner Schwester kündigte er an, nicht heiraten, sondern für längere Zeit verschwinden zu wollen.

Krug reiste über den Grenzübergang am Bahnhof Berlin Friedrichstraße mit der S-Bahn in die DDR ein. Nach einer Stunde erreichte er per Taxi den zehn Minuten entfernten Pariser Platz. Er ging mit einem weißen Aktenkoffer mit 1.100 D-Mark in großer Stückelung zu Fuß in das abgesperrte Grenzgebiet am Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor, laut Zeugenaussage eines Grenzpostens, weil er zum (nicht zugänglichen) Brandenburger Tor wolle. Auf eine Warnschußsalve und Warnungen von drei Angehörigen der Grenztruppen der DDR reagierte Krug nicht, ging stattdessen ungerührt zwischen bewaffneten Posten hindurch. Auf neuerliche Warnschüsse hin kehrte er schließlich um und näherte er sich dem damals 20-jährigen Grenzposten Paul H. Dessen Aufrufe stehenzubleiben ignorierte Krug, woraufhin H. aus etwa 3 Metern Entfernung das Feuer eröffnete. Alle drei verschossenen Kugeln trafen Krug, unter anderem in die Brust und den Bauch. Er wurde gegen 19:40 Uhr in das Krankenhaus der Volkspolizei gebracht, wo er gegen 20.55 Uhr seinen Verletzungen erlag.

Im Westen wurde der Vorfall bemerkt, Krug jedoch für einen ostdeutschen Flüchtling gehalten. Weder seine Verlobte in West-Deutschland, noch seine in Marburg lebenden Schwester wurden von den Behörden der DDR über den Vorfall benachrichtigt. Krug galt als verschollen, und seine Angehörigen hofften weiterhin auf seine Rückkehr. Sie erfuhren erst 1991 von den Vorgängen. Dem Schützen wird erst 1992 bei einer polizeilichen Vernehmung mitgeteilt, dass er einen Menschen getötet habe. In einem Mauerschützenprozess wurde er 1993 zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Krug — bezeichnet: Krug (Gefäß), ein Getränkegefäß mit Henkel, zum Beispiel Bierkrug eine ländliche Gaststätte (zum Beispiel Dorfkrug), siehe auch Krugrecht Krug (Gemeinde Pölla), Ort in Niederösterreich Krug (Champagner), eine Champagnermarke Krug… …   Deutsch Wikipedia

  • Siegfried Grönig — (* 20. April 1942 in Berlin; † 24. Juli 2000 ebenda[1]) war ein deutscher Schauspieler. Bekannt wurde er vor allem durch seine Rolle als Nachbar Herr Meisel in der Fernsehserie Die Wicherts von nebenan. Grönig arbeitete auch als Synchronsprecher… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Gottfried Krug — (* 1736 in Weidau; † 1811 in Merseburg) war ein deutscher Orgelbauer und Instrumentenmacher, der im ausgehenden 18. Jahrhundert seine Werkstatt in Merseburg hatte. Krug wuchs in Theißen bei Zeitz und fertigte zunächst Orgeln hauptsächlich im …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Kru — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • List of deaths at the Berlin Wall — One of many memorials to those who died at the Berlin Wall There were numerous deaths at the Berlin Wall, which stood as a barrier between West Berlin and East Germany from 13 August 1961 till 9 November 1989. Before erection of the Berlin Wall… …   Wikipedia

  • Liste der Todesopfer an der Berliner Mauer — Die Liste der Todesopfer an der Berliner Mauer beinhaltet alle Personen, die als „Maueropfer an der Berliner Mauer zu Tode gekommen sind. Nach den Kriterien eines staatlich geförderten Forschungsprojekts des Zentrums für Zeithistorische Forschung …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Maueropfer — Gedenktafel in der Bernauer Straße in Berlin: „Dem Opfer der Schandmauer Olga Segler, † 26.9.1961, gewidmet“ Als Maueropfer werden die Todesopfer an der Berliner Mauer bezeichnet. Die 123 namentlich bekannten Maueropfer sind hier aufgelistet. Bei …   Deutsch Wikipedia

  • Maueropfer — Gedenktafel in der Bernauer Straße in Berlin: „Dem Opfer der Schandmauer Olga Segler, † 26.9.1961, gewidmet“ Als Maueropfer werden die Todesopfer an der Berliner Mauer bezeichnet. Die 123 namentlich bekannten Maueropfer sind hier aufgelistet. Bei …   Deutsch Wikipedia

  • Mauertote — Gedenktafel in der Bernauer Straße in Berlin: „Dem Opfer der Schandmauer Olga Segler, † 26.9.1961, gewidmet“ Als Maueropfer werden die Todesopfer an der Berliner Mauer bezeichnet. Die 123 namentlich bekannten Maueropfer sind hier aufgelistet. Bei …   Deutsch Wikipedia

  • Opfer der Berliner Mauer — Gedenktafel in der Bernauer Straße in Berlin: „Dem Opfer der Schandmauer Olga Segler, † 26.9.1961, gewidmet“ Als Maueropfer werden die Todesopfer an der Berliner Mauer bezeichnet. Die 123 namentlich bekannten Maueropfer sind hier aufgelistet. Bei …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”