Silberbergwerk Schwaz

Silberbergwerk Schwaz

Das Schwazer Silberbergwerk wurde seit dem Mittelalter betrieben. Es war eine der größten und ertragreichsten Gruben des Spätmittelalters und steht heute zur Besichtigung offen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Stierstatue vor dem Eingang zum Schwazer Silberbergwerk erinnert an die Sage

Im Spätmittelalter war das Schwazer Silberbergwerk das größte und ertragreichste Silberbergwerk der Welt. An die 7.400 (1554)[1] Bergknappen waren dort täglich beschäftigt. Die Arbeit gestaltete sich schwierig. Die Nässe im Bergwerk, der Rauch der Lampen (es wurden tierische Fette und Kienspäne verwendet), die harte Arbeit mit einfachen Werkzeugen (Schlägel und Eisen) und die einseitige Ernährung trugen dazu bei, dass viele Bergknappen bereits vor dem 35. Lebensjahr starben.

Um die Entstehung des Bergwerks rankt sich eine Sage. So soll eine Magd namens Kandlerin Weidevieh gehütet haben, als ein wildgewordener Stier mit seinen Hörnern eine Grasnarbe aufgerissen habe. Zum Vorschein sei ein dunkler, glänzender Stein gekommen.

Schon bald machten sich die ersten Erzsucher auf den Weg und durchstreiften das Gebiet. Am Anfang waren es nur einige wenige, doch der Bergsegen sprach sich schnell herum und bald erlebte der Schwazer Bergbau eine einzigartige Blütezeit.

1491 wurde der Sigmund-Erbstollen angeschlagen. Er ist nach Sigmund dem Münzreichen benannt und führt 800 m in den Berg hinein. Von dort aus wurde der Abbau von Silber und Kupfer noch weiter vorangetrieben. Die Bergleute der beginnenden Neuzeit brauchten für den Vortrieb dieser Strecke 26 Jahre, was der durchschnittlichen Arbeitszeit eines Bergknappen entsprach.

Doch je weiter man in die Tiefe des Berges vordrang, desto schwerer wurden die Arbeitsbedingungen. Wasser, das durch den Berg sickerte und sich in den Abbauen sammelte, machte ein weiteres Abbauen beinahe unmöglich. 600 Wasserschöpfer mussten in sechs Schichten die Abbaue trocken halten.

Mit dem fortschreitenden Abbau wurde es immer schwieriger, die untersten Läufe trocken zu halten und man musste einen Teil der Grubenbaue vorerst aufgeben.

Niedergang

Trotz aller Errungenschaften war der Niedergang des Schwazer Bergbaus nicht mehr aufzuhalten. Die Technisierung, der schwierige und somit teure Abbau der Lagerstätten in Schwaz sowie der günstige Import von Silber aus der Neuen Welt hatten verheerende Auswirkungen auf das Schwazer Silberbergwerk.

Der aktive Bergbau wurde 1999 komplett eingestellt. Bis 1957 wurde noch Erz in Schwaz abgebaut, bis 1999 wurde Dolomit für den Straßenbau gefördert. Zuletzt waren nur zwölf Bergleute am Abbau beteiligt. Sie förderten ein Vielfaches der 7.400 Bergleute, die im Mittelalter im Schwazer Silberbergwerk arbeiteten.

Schwazer Wasserkunst

Bulgenkunst nach Georgius Agricola
Teil der Schwazer Wasserkunst

Ein Werkmeister aus dem Salzburgischen namens Wolfgang Loyscher, später auch Lasser genannt, kam im Jahre 1554 nach Schwaz um im Auftrag der Gewerken eine Wasserkunst zu konstruieren. Meister Loyscher baute eine Bulgenkunst, die durch ein Kehrrad von 28 Schuh (9,20 m) Durchmesser angetrieben wurde und 600 Wasserknechte ersetzte. Gleichzeitig wurde diese Kunst zur Erzförderung eingesetzt. Das zum Antrieb benötigte Aufschlagwasser leitete man über 4 Kilometer auf hölzernen Gerinnen in den Berg, das gehobene Wasser floß zusammen mit dem verbrauchten Aufschlagwasser über den Sigmund-Erbstollen ins Tal. Diese Wasserkunst ermöglichte den Abbau im Unterwerksbau, d.h. unterhalb der Stollensohle.

Im Jahre 1650 reichte die vorhandene Kunst nicht mehr aus und es wurde ein zweites Wasserrad von 30 Schuh (9,90 m) Durchmesser, welches eine Pumpenkunst nach Art der Ehrenfriedersdorfer Radpumpe[2] antrieb, eingebaut.[3]

Um 1755 wurde durch Johann Baptiste von Erlacher die Antriebsleistung der Pumpenkunst erhöht, indem er ein drittes Wasserrad von 32 Schuh (10,60 m) Durchmesser über ein Feldgestänge mit dem zweiten Wasserrad verband.[4]

Folgen des Silberabbaus in Schwaz

Wohl kein anderes Bergwerk hat die Weltgeschichte so geprägt wie der Schwazer Bergbau. Landesfürst Sigmund der Münzreiche verlegte im Jahre 1477 die Münzstätte von Meran nach Hall, von wo aus im Jahre 1486 der Haller Taler seinen Siegeszug um die Welt antrat.

Der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. finanzierte seine zahlreichen Kriege mit den Erträgen aus dem Schwazer Bergbau und verhalf seinem Enkel, Karl V., durch Werbe- und Bestechungsgelder zur Königswahl.

Schwazer Silber und Kupfer bildeten die finanzielle Basis für das Weltreich der Habsburger. Innsbruck wurde in dieser Zeit mit dem modernsten Geschützpark Europas ausgestattet.[5]

Der Reichtum und der aufwendige Lebensstil der Landesfürsten und Gewerken spiegelt sich noch heute in Bauten wie Sigmundslust, Sigmundsfreud, dem weltberühmten „Goldenen Dachl“ und Schloss Tratzberg wider.

Streckensysteme

Das Bergrevier Falkenstein umfasst 254 Strecken mit einer Gesamtlänge von über 500 Kilometern. Die Abbaue reichen bis ungefähr 400 Meter in die Höhe und in die Tiefe. Der Sigmund-Erbstollen ist bis heute der tiefstliegende zum Tag führende Stollen. Er dient als Zugang, zur Entwässerung des Grubengebäudes und zur Bewetterung. Im Berg herrscht Sommer wie Winter eine gleichbleibende Temperatur von 12 °C und eine Luftfeuchtigkeit von 99 %. Durch die zahlreichen Stollen und Schächte strömt ständig Frischluft ein.

Heutige Situation

In den 1990er Jahren wurde das Schwazer Silberbergwerk zur Besichtigung geöffnet. Heute ist es täglich geöffnet. Die 800 m durch den Sigmund-Erbstollen werden heute mit einer Grubenbahn zurückgelegt. Die Führung dauert etwa 90 Minuten.[6]

Das Silberbergwerk zählt zu den Attraktionen der Stadt Schwaz und der Silberregion Karwendel.

Literatur

  • Gert Amman (Hrsg.): Der Herzog und sein Taler. Erzherzog Sigmund der Münzreiche. Politik, Münzwesen, Kunst. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 1986. (Ausstellungskatalog. Tiroler Landesausstellung in Hall in Tirol, Burg Hasegg, 13. Juni bis 7. September 1986).
  • Gert Amman (Hrsg.): Silber, Erz und weißes Gold. Bergbau in Tirol. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 1990. (Ausstellungskatalog. Tiroler Landesausstellung in Schwaz, Franziskanerkloster und Silberbergwerk, 20. Mai bis 28. Oktober 1990).
  • Erich Egg: Schwaz, aller Bergwerke Mutter. In: Erich Egg, Meinrad Pizzinini (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte Tirols. Festgabe des Landes Tirol zum 11. Österreichischen Historikertag in Innsbruck vom 5. bis 8. Oktober. Tyrolia, Innsbruck 1971, S. 259-298.
  • Franz-Heinz Hye: Stadt und Bergbau in Tirol mit besonderer Berücksichtigung der Städte Hall und Schwaz, 2005. In: Tillfried Cernajsek (Hrsg.): Das kulturelle Erbe in den Montan- und Geowissenschaften. Bibliotheken - Archive - Sammlungen. 8. Internationales Symposium vom 3. bis 7. Oktober 2005 in Schwaz. Geschichte der Erdwissenschaften in Österreich. 5. Arbeitstagung vom 3. bis 7. Oktober 2005 in Schwaz. Geologische Bundesanstalt, Wien 2005, (Berichte der Geologischen Bundesanstalt 65, ISSN 1017-8880), S. 81-89, Internetquelle, abgerufen am 27. Februar 2010 (PDF, 257 kB)
  • Wolfgang Ingenhaeff, Johann Bair (Hrsg.): Schwazer Silber - vergeudeter Reichtum? Verschwenderische Habsburger in Abhängigkeit vom oberdeutschen Kapital an der Zeitenwende vom Mittelalter zur Neuzeit. Schwazer Silber: 1. Internationales Bergbausymposium Schwaz 2002. Tagungsband. Berenkamp, Innsbruck 2003, ISBN 3-85093-168-4.

Weblinks

Quellen

  1. v.Hye 2005; S.86
  2. Georg Agricola: De Re Metallica Libri XII. Zwölf Bücher vom Berg– und Hüttenwesen. unveränderter Nachdruck der Erstausgabe des VDI-Verlags 1928 Auflage. Marixverlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-86539-097-8, S. 154ff
  3. http://www.uibk.ac.at/geodaesie/sfb_himat/kurzfassung_des_projekts_schwazer_wasserkunst.pdf Pumpenkunst(Auf der Werkzeichnung erkennbar)
  4. http://www.silberbergwerk.at/wasserkunst-133.aspx
  5. Website Zeughaus Innsbruck (http://www.tiroler-landesmuseum.at/html.php/de/zeughaus/index.html) „Schausammlung: ...Bergsegen in Tirol...“
  6. Website „Schwazer Silberbergwerk Besucherführungen GesmbH“ (http://www.silberbergwerk.at/fuehrung-114.aspx)
47.353648837511.727374196111

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