Joachimsthaler Groschen

Joachimsthaler Groschen
'Joachimsthaler Guldengroschen' / 'Joachimsthaler',
Prägung währte 1520 bis 1528
(offensichtlich Replik [vgl. wulstigen Rand])
Berner Taler von 1798
Speziestaler (im Konventionsfuß), Königreich Sachsen, 1831

Der Taler (ältere Schreibung: Thaler; schwed. u. norweg.: Daler; niederl.: Daler, später Daalder; portug.: Dolera; engl.: Dollar; tschech.: Tolar, slowenisch: Tolar; weißruss.: Талер, Таляр; ungarisch.: Tallér ) war eine bedeutende europäische Großsilbermünze, die ursprünglich zunächst Guldengroschen hieß. Später verstand man unter Taler zahlreiche Großsilbermünzen, die mehr als 1 Lot wogen. Größere Bedeutung erlangte der Taler mit den Reichsentscheiden des 16. Jahrhunderts, die ihn als Reichstaler neben dem Gulden zur offiziellen Reichswährung erhoben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Wiege des "Talers" war eine in Hall in Tirol (Österreich) seit 1484/86 geprägte Silbermünze. Der Name "Taler" stammt vermutlich von der Lage der ersten Prägestätte (Burg Hasegg) im Inntal ab. Das Silber wurde im Silberbergwerk Schwaz, dem größten Silberbergwerk des Mittelalters, welches den Augsburgergeschlecht der Fugger und Paumgartner gehörte, gewonnen.

Ebenfalls gilt der in Sachsen seit 1500 geprägte Guldengroschen als Urvater des "Talers", wobei dieser auch Klappmützentaler hieß. Weil jene Guldengroschen, welche die Herren von Schlick im böhmischen Joachimsthal (tschech.: Jáchymov) nach Entdeckung der dortigen bedeutenden Silbervorkommen im Zeitraum von 1519 bis 1528 prägen ließen, in recht großer Menge umliefen, setzte sich umgangssprachlich bald der Name Joachimsthaler, und später einfach Thaler/Taler durch. Der Joachimsthaler Guldengroschen wog 1 Unze (27,2 g) und trug das Wappen der Herren von Schlick, den böhmischen Löwen, und das Bild des heiligen Joachim. Von 1566 bis 1750 bildete er als Reichstaler mit einem Feinsilbergehalt von 25,984 g die amtliche Währungsmünze bzw. Rechnungsmünze des Heiligen Römischen Reiches. In Österreich, und bald auch in Süddeutschland und Sachsen, wurde er anschließend von dem Konventionstaler (10 Taler aus einer feinen Mark Silber, ca. 235 g) abgelöst. In Preußen kam dagegen seit 1750 der Graumannsche Münzfuß in Anwendung (14 Taler aus einer feinen Mark Silber). Der preußische Reichstaler bildete bis Ende 1871 die Geldeinheit von beinahe ganz Norddeutschland und wurde zuerst in 24 Groschen und dann ab 1821 in 30 Silber-Groschen unterteilt.

Mit dem Wiener Münzvertrag von 1857 wurde dieser Taler als Vereinstaler auch in Süddeutschland eingeführt. Im Wert entsprach er 1¾ Gulden. Der Vereinstaler lief nach der Einführung der Reichswährung Mark in Deutschland noch bis 1907 als 'Taler' im Wert von 3 Mark um. Danach wurde er durch das ab 1908 geprägte Dreimarkstück ersetzt.

Regional war bis zur Euro-Einführung mit dem Wort "Taler" der Wert von drei Deutschen Mark gemeint.

Kaufkraft und Wert des Talers

Am Ende des 18. Jahrhunderts konnte man im deutschen Raum für einen Taler 12 kg Brot, 6 kg Fleisch, 2 Flaschen Champagner, 1 kg Tabak oder 250 g Tee erwerben, ein Hemd, ein Paar Schuhe oder drei Paar Wollsocken kosteten ebenfalls einen Taler.

Nahrungsmittel und Mietkosten für zwei möblierte Zimmer beliefen sich auf etwa 100 bis 120 Taler jährlich.

Der Jahresverdienst eines Handwerksmeisters lag bei 200 bis 600 Talern, der eines mittleren preußischen Beamten bei rund 100 Talern. Das Einkommen eines einfachen preußischen Soldaten lag mit jährlich exakt 24 Talern an der Armutsgrenze. Während Johann Wolfgang von Goethe als Schriftsteller, Geheimrat und Freund des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach über 3000 Taler plus Naturaldeputate (z.B. Kaminholz) verdiente, kam Friedrich Schiller als Geschichtsprofessor nur auf 200 Taler.

24 Gute Groschen = 48 Sechser = 96 Dreier = 288 Pfennige

Verbreitung des Talers

Maria Theresien-Taler (Levantetaler), 1780

Der Joachimsthaler lief als Reichstaler im gesamten Deutschen Reich um, in Österreich bis 1909. In den österreichischen Niederlanden entstand der Kronentaler. In Dänemark und Schweden wurde bis Ende 1874 ebenfalls in Speziestalern und Reichstalern bzw. Reichsbanktalern gerechnet. Schon nach kurzer Zeit erschien der „Christian-Thaler“. Durch sein kunstvolles und als sehr schön beschriebenes Aussehen, ist er auch heute noch einer der meist gesuchten und bewunderten Thaler.

Der Taler wird unter dem Namen Dollar unter anderem in den Vereinigten Staaten von Amerika verwendet.

In Österreich wurde ab 1753 in der Reichsmünzstätte Günzburg und in Wien der Maria-Theresien-Taler geprägt, mit dem Bildnis der Kaiserin Maria Theresia (1740 bis 1780), erst diese Münze machte eine wirklich weltweite Karriere. Die Münze wurde zwar schon 1858 in Österreich demonetarisiert, wurde aber als Handelsmünze (mit unveränderter Jahreszahl 1780) bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Arabien und Äthiopien verwendet. Der Maria-Theresien-Taler ist die häufigste Silbermünze der Welt und wird bis heute für Sammler geprägt.

Der Taler in der Literatur

  • Die Sterntaler“ ist ein Märchen in dem Buch „Kinder- und Hausmärchen“ von den Brüdern Grimm. In der Erstveröffentlichung des Buches von 1812/15 hieß es noch „Das arme Mädchen“. In der Ausgabe letzter Hand, die 1857 erschien, wurde der heute gebräuchliche Titel „Die Sterntaler“ verwendet.

Siehe auch

Spezielle Taler

Sonstiges

Literatur

  • Helmut Caspar: Vom Taler zum Euro. Die Berliner, ihr Geld und ihre Münze. 2. überarbeitete Auflage, Berlin Story Verlag, Berlin, 2006, ISBN 3-929829-30-4

Weblinks


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