- Simon von Utrecht
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Simon von Utrecht, auch Simon van Utrecht, (* 14. Jahrhundert in den Niederlanden; † 14. Oktober 1437) war ein Hamburger Schiffshauptmann im Mittelalter. Unter seinem Kommando wurde der Seeräuber Klaus Störtebeker gefangen genommen. Er war der bislang einzige Hamburger Ehrenbürgermeister.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Simon (von Utrecht) stammte vermutlich aus Utrecht in den Niederlanden und war bereits vor 1400 in Hamburg eingewandert, denn im Jahre 1400 erhielt er das Bürgerrecht.
Am 22. April 1401 stellte er mit einer von ihm kommandierten hamburgischen Flotte vor Helgoland den Seeräuber Klaus Störtebecker und dessen Vitalienbrüder, die er in der Seeschlacht nach erbittertem Kampf gefangen nehmen und auf dem von Herman Nyenkerken befehligten Schiff „Bunte Kuh“ nach Hamburg bringen konnte, wo ihnen der Prozess gemacht wurde. Angeblich soll dieser Erfolg erst durch die Hilfe eines Verräters ermöglicht worden sein, der unbemerkt flüssiges Blei in die Steueranlage goss und damit Störtebekers Schiff manövrierunfähig machte – alternativ wird dies mit der Zerstörung des Hauptmastes durch Geschosse der „Bunten Kuh“ erklärt.[1]
1425 wurde Simon von Utrecht in den Rat der Stadt Hamburg gewählt. 1428 nahm er am Seezug der Hanse gegen die Dänischen Inseln und Felsburg teil. In den Jahren 1432 bis 1433 befehligte er die Hamburger Flotte gegen Piraten in der Nordsee. Er schlug die Strandfriesen zur See, zwischen der Weser und Ems, und danach auch auf dem Festland. Er zerstörte ihr Hauptquartier, die Sebaldusburg, und nahm nach weiteren Siegen bei Norden und Lütetsburg die Hauptstadt Emden ein.
Für seine Verdienste wurde er 1433 zum einzigen Hamburger Ehrenbürgermeister ernannt. Es ist überliefert, dass Simon von Utrecht in seinen späteren Jahren am Rödingsmarkt wohnte.
Nachleben
Grabstätte
Er starb am 14. Oktober 1437 und wurde in der ehemaligen Hamburger St. Nikolai-Kirche bestattet.
Im Jahre 1566 wollte die St. Nicolai-Kirchenbehörde sein Grab verkaufen, da es keine gesicherten Nachkommen von Utrechts gab. Das Grab wurde an Hinrich Rheder verkauft. Dieser Handel wurde aber vom Hamburger Senat wieder aufgehoben, da man sich noch an die Dienste Utrechts erinnerte.
Fast hundert Jahre später, im Jahre 1661, wurde das Grab dann an Jürgen Kellinghusen, den damaligen Jurat der Kirche, für 150 Mark unter der Bedingung verkauft, dass er von dem Kauf zurücktreten müsse, sobald jemand Einspruch erheben sollte.
Ehrungen
Simon von Utrecht ist Namenspatron einiger Brücken und Straßen in Hamburg-St. Pauli und einer Straße im Rostocker Hafen.
An der 1897 eingeweihten Kersten-Miles-Brücke in Hamburg-Neustadt wurde Simon von Utrecht mit einem Denkmal geehrt, als eine von vier an den Brückensockeln errichteten Statuen von früheren Hamburger Persönlichkeiten. In einem politischen Zusammenhang muss die „Enthauptung“ dieses Denkmals im Jahr 1985 betrachtet werden. Die zerstörte Statue wurde mit politischen Graffiti versehen. Diese forderten auf, Banden zu bilden, bescheinigten der Piraterie eine große Zukunft oder drohten: „Wir kriegen alle Pfeffersäcke!“ in Referenz an das zeitgenössische Schimpfwort für die reichen Hansekaufleute. Die Aktion stand in engem Zusammenhang mit der Beteiligung Simons von Utrecht an der Festnahme und Enthauptung von Gödeke Michels: „Nicht alle Köpfe rollen erst nach 500 Jahren!“[2]
Literatur
- Jörgen Bracker (Hrsg.): Gottes Freund – aller Welt Feind. Von Seeraub und Konvoifahrt. Störtebeker und die Folgen. Museum für Hamburgische Geschichte, Hamburg 2001, ISBN 3-9805772-5-2.
- Matthias Puhle: Die Vitalienbrüder. Klaus Störtebeker und die Seeräuber der Hansezeit. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-593-34525-0.
- Hermann Joachim: Utrecht, Simon van. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 416–418.
Einzelnachweise
- ↑ Jörgen Bracker (Hrsg.): Gottes Freund – aller Welt Feind. Von Seeraub und Konvoifahrt. Störtebeker und die Folgen. Museum für Hamburgische Geschichte, Hamburg 2001, ISBN 3-9805772-5-2, S. 28.
- ↑ Matthias Puhle: Die Vitalienbrüder. Klaus Störtebeker und die Seeräuber der Hansezeit. Campus Verlag, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-593-34525-0; S. 176 ff.
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