Siriden

Siriden

Die Ziriden (arabischبنو زيري‎, DMG Banū Zīrī) waren eine Berberdynastie in Ifriqiya (972–1149).

Geschichte

Die Ziriden waren Ṣanhāǧa-Berber auf dem Gebiet des heutigen Algerien. Im 10. Jahrhundert dienten sie als treue Vasallen den Fatimiden. So schlugen sie unter Ziri ibn Manad (935–971) den Aufstand der Charidschiten unter Abu Yazid (943–947) nieder. Seitdem wurden die Ziriden als Statthalter im zentralen Maghreb/Algerien eingesetzt und gründeten schon 935 mit Unterstützung der Fatimiden die Residenzstadt Aschir südöstlich von Algier.

Als die Fatimiden das Zentrum ihres Reiches nach Ägypten verlegten (972), wurde Buluggin ibn Ziri (971–984) als Vizekönig in Ifriqiya eingesetzt. Zweimal stießen die Ziriden als loyale Vasallen gegen Nordmarokko vor (974 und um 1000). Allerdings nahmen die Fatimiden den Staatsschatz und die Flotte mit nach Ägypten. Wegen der fehlenden Flotte ging so die Kontrolle über die Kalbiten in Sizilien verloren. 1014 machten sich in Algerien die verwandten Hammadiden von den Ziriden selbständig, so dass ihr Reich nun auf Tunesien und Tripolitanien begrenzt war. 1027 scheiterte eine Intervention auf Sizilien zugunsten des Islam in Italien.

Die Beziehungen zu den Fatimiden als Oberherren waren wechselhaft. Zwar kamen 1016 bei Aufständen in Ifriqiya tausende Schiiten ums Leben und förderten die Fatimiden den Abfall Tripolitaniens von den Ziriden, doch blieben die Beziehungen zwischen beiden Dynastien weiter eng. Erst 1045 kam es zum Bruch, als die Ziriden die Abbasiden in Bagdad als rechtmäßige Kalifen anerkannten.

Die Fatimiden lenkten nun die Beduinen der Banu Hilal und der Banu Sulaym nach Ifriqiya. Nach dem Abfall der Berbertruppen wurden die Ziriden besiegt und das Land von den Beduinen verwüstet. Durch die nun ausbrechende Anarchie wurde vor allem die bisher blühende Landwirtschaft des Landes erheblich beeinträchtigt. Wegen der Unsicherheit der Handelswege gewannen die Küstenstädte und der Seehandel an Bedeutung.

Nach dem Verlust von Kairuan (1057) beschränkte sich das Herrschaftsgebiet der Ziriden nur noch auf die Küstenstädte, während sich im Landesinneren mehrere Emirate der Beduinen bildeten. Hauptstadt des Reiches wurde nun al-Mahdiya. Da die Ziriden vom Hinterland abgeschnitten wurden, erlangte die Piraterie gegen den christlichen Handel im Mittelmeer zunehmende Bedeutung. Allerdings eroberten die Normannen von Sizilien zwischen 1146 und 1148 bis auf Tunis alle Küstenstädte. Bis 1152 konnten sich die letzten Ziriden noch in Algier halten. Dann musste auch dieses Herrschaftsgebiet an die Almohaden übergeben werden.

Ein Zweig der Familie herrschte im 11. Jahrhundert über das Taifa-Königreich von Granada, bis zur Ankunft der Almoraviden 1090. Siehe daher auch Ziriden von Granada.

Liste der Herrscher der Ziriden

Literatur

  • Ulrich Haarmann: Geschichte der Arabischen Welt. C.H. Beck, München 2001, ISBN 3406381138. 
  • Stephan und Nandy Ronart: Lexikon der Arabischen Welt. Artemis Verlag, 1972, ISBN 3760801382. 

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Siriden — Siriden,   Ziriden [z ], berberische Dynastie in Nordafrika, begründet von Buluggin Ibn Siri (Ziri; ✝ 984); die Siriden gelangten ab 972 als Statthalter der Fatimiden in Tunesien und Ostalgerien zu großer Macht (Hauptstadt bis 1057 Kairouan),… …   Universal-Lexikon

  • Nordafrika unter dem Islam bis zur osmanischen Eroberung: Eroberte und Eroberer —   Von dem Zeitpunkt an, da der islamische Feldherr Amr ibn al As Ägypten und sein Vorfeld, die Cyrenaica (Barka) erobert hatte (642/643), erhob sich die Frage, ob man weiter nach Westen ausgreifen oder sich mit diesem reichsten aller bisher… …   Universal-Lexikon

  • maurischer Stil — maurischer Stil,   westislamische Kunstform im Maghreb, Nordafrika, und auf der Iberischen Halbinsel. Sie wurzelt in der Kunst der spanischen Omaijaden (711 ff.) und späterer Teilreiche (Emirat und Kalifat von Córdoba, 756 beziehungsweise 929… …   Universal-Lexikon

  • Tunesien — Tunesische Republik * * * Tu|ne|si|en; s: Staat in Nordafrika. * * * Tunesi|en,     Kurzinformation:   Fläche: 163 610 km2   Einwohner: (2000) 9,6 Mio.   Hauptstadt: Tunis   …   Universal-Lexikon

  • Maghreb — Maghrebländer; Maghrebstaaten * * * Ma|ghreb auch: Magh|reb 〈m.; ; unz.〉 die westliche (nordafrikanische) Region der arabischen Staaten (Marokko, Tunesien, Algerien) [arab., „Westen“] * * * Mạ|gh|reb, der; [s] [arab. maġrib = Westen; eigtl. =… …   Universal-Lexikon

  • Algerien — Al|ge|ri|en; s: Staat in Nordafrika. Dazu: Al|ge|ri|er, der; s, ; Al|ge|ri|e|rin, die; , nen; al|ge|risch <Adj.>. * * * Algeri|en,     …   Universal-Lexikon

  • Granada — 1Gra|na|da: Stadt in Südspanien. 2Gra|na|da; s: Provinz in Südspanien. * * * I Granạda,   1) Hauptstadt der gleichnamigen spanischen Provinz, am Zusammenfluss von Genil und Darro im Andalusischen Bergland, 662 780 m über dem Meeresspiegel, 241… …   Universal-Lexikon

  • Asir — I Asir,   südwestarabische Landschaft und Provinz (Südregion) Saudi Arabiens zwischen Hidjas und Jemen; größte Städte sind: Abha, Khamis Mushait, Najran, Jisan; überwiegend ein Gebirgsland (Hochland von Asir), das steil aus dem Küstentiefland… …   Universal-Lexikon

  • Hammadiden — Hammadiden,   islamische Dynastie berberischer Abstammung, ein Zweig der Siriden, herrschte im mittleren Maghreb 1015 1152 …   Universal-Lexikon

  • Médéa —   [mede a], Stadt in Algerien, im östlichen Tellatlas, 920 m über dem Meeresspiegel, 84 100 Einwohner; Verwaltungssitz des gleichnamigen Verwaltungsbezirkes; größte Arzneimittelfabrik des Landes, Pumpen und Schuhherstellung, Kunsthandwerk… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”