Sonderpostenmarkt

Sonderpostenmarkt
Ein Billigladen in der Bochumer Innenstadt

Als Sonderpostenmarkt bezeichnet man eine Betriebsform im Einzelhandel, die durch ein ständig wechselndes Sortiment aus dem Niedrigpreissektor gekennzeichnet ist. Sie werden umgangssprachlich auch als Ramschläden bezeichnet.

Kleine Sonderpostenmärkte in Innenstädten werden häufig von Einzelunternehmern betrieben. Teilweise werden Sonderpostenmärkte aber auch als überregionale Handelsketten betrieben, beliefert aus riesigen Zentrallagern. Typische überregionale Handelsketten sind neben den vielen lokalen Anbietern unter anderem Tedi, Thomas Philipps, EuroShop oder Mäc-Geiz. Kennzeichnend für Sonderpostenmärkte ist häufig auch, dass nur Beschäftigte im Niedriglohn-Sektor dort arbeiten.

Inhaltsverzeichnis

Sortiment

Im Unterschied zu Discountern haben Sonderpostenmärkte häufig keine dauerhaft im Sortiment befindlichen Kernartikel. Kennzeichnend ist meist der weitgehende Verzicht auf Lebensmittel („Non-Food“). Typische Sortimente sind niedrigpreisige Haushaltsartikel, Werkzeuge von geringer Qualität, modische Accessoires, Dekoartikel, Schreibwaren. Die Sortimentstiefe ist in der Regel gering. Im Gegensatz zu den Discountern, die heute nicht selten sogar Waren aus dem dreistelligen Euro-Preisbereich zu günstigen Konditionen anbieten, beschränken sich Sonderpostenmärkte in der Regel auf niedrigpreisige Warensortimente (zwischen 99 Cent und deutlich unter hundert Euro).

Lage

Sonderpostenmärkte sind eine Erscheinungsform des sogenannten Downtrading, also der Zunahme immer preisgünstigerer und minderwertiger Warenangebote, im Zuge der "Verödung" der Innenstädte, der Abwanderung des Einzelhandels auf die "grüne Wiese". Sie nutzen leerstehende Ladenlokale mit reduziertem Mietzins, häufig in B-Lagen von Fußgängerzonen, oder auch leerstehende Handelsgewerbeimmobilien und Lagerhallen an mietgünstigen Stadtrandlagen.

Kundenspektrum

Ihre Kundenschicht besteht zum einen aus den kaufkraftarmen Bevölkerungsschichten. Ein weiterer wesentlicher Teil der Kunden sind Impulskäufer, die durch auffällige Warenbewerbung (z. B. zahlreiche "Wühltische" und Präsenter vor dem Laden), Hervorhebung von niedrigen Preisschwellen ("Jeder Artikel 99 Cent") und ähnliches zu einem Kauf ohne aktuellen Bedarf angeregt werden.

Vertriebskanäle

Auch andere Betriebsformen des Einzelhandels, insbesondere Discounter, aber beispielsweise auch Warenhäuser und Baumärkte, Drogerie- und Textilketten, haben zunehmend dauerhafte Sonderposten-Abteilungen oder zeitlich befristete Sonderposten-Aktionen in ihr Angebot integriert. Die Discounter greifen hierbei jedoch nur auf ein kleines Teilsortiment der Sonderposten zurück, die sogenannten Schnelldreher, die sich innerhalb weniger Tage weitgehend abverkaufen lassen.

Spezialfälle von Sonderpostenmärkten sind sogenannte "1-Euro-Shops", bei denen ein Großteil des Warensortimentes 1 Euro oder 99 Cent kostet (die Artikel sind dann zwar "billig", aber nicht unbedingt "ihren Preis wert", denn der eigentliche Warenwert liegt häufig deutlich darunter).

Die Sortimente der nicht mehr bestehenden Metzen-Kette bildeten einen Extremfall. Metzen kaufte nach dem Zusammenbruch der DDR Waren aus alten DDR-Betrieben und ehemaligen NVA-Beständen auf. Unter anderem waren bei Metzen beispielsweise NVA-Gasmasken zu Pfennigpreisen im Angebot zu finden, großteils nicht einmal funktionstüchtig.

Ein weiterer Vertriebskanal von Sonderposten kann der sogenannte "Fliegende Handel" sein. Hier werden die Waren nicht stationär im Ladengeschäft zum Verkauf angeboten, sondern beispielsweise direkt vom Lkw-Container, in wochenweise angemieteten leerstehenden Lagerhallen, auf Jahrmärkten oder Flohmärkten.

Warenquellen

Das Herkunftspektrum der Sonderpostenartikel setzt sich (unter anderem) zusammen aus:

  • Überproduktionen
  • Auslaufware aufgrund Sortimentswechsel
  • In anderen Betriebsformen nicht abverkaufte Waren
  • Insolvenz- bzw. Liquidationsmassen
  • Graumarktwaren (z. B. Reimporte)
  • speziell für Sonderpostenverkäufe produzierte Ware

Die Märkte werden in der Regel von auf Sonderposten spezialisierten Großhändlern beliefert. Die Ursprungsländer der angebotenen Produkte sind weit überwiegend im ostasiatischen Raum zu finden (China bzw. Hongkong, Vietnam, usw.).

Weblinks


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