Sonntagsfrage

Sonntagsfrage

Als Sonntagsfrage (auch Wahlabsichtsfrage) wird in der deutschen und österreichischen Meinungs- und Wahlforschung die Frage nach der aktuellen Wahlabsicht bezeichnet. Die Frage hat sich als Standardinstrument der empirischen Forschung durchgesetzt und wird von akademischen sowie kommerziellen Umfrageinstituten eingesetzt. Sie wird als Grundlage zur Berechnung der aktuellen Wahlmeinung und für Projektionen verwendet.[1]

Die Sonntagsfrage wird in Deutschland seit 1949 regelmäßig erhoben, so dass sich mit ihr Trends feststellen und zeitliche Beziehungen darstellen lassen. Zur besseren Einschätzung des Ergebnisses werden zusammen mit der Sonntagsfrage Bewertungen zu aktuellen Themen (Reformprogramme, Steuerpolitik, Kriegsgefahr oder ähnliches) abgefragt und in Beziehung zum ermittelten Wahlergebnis gesetzt. Es ist auch üblich und aufschlussreich, zu bestimmten Themenkomplexen (wirtschaftliche Kompetenz, Sozialpolitik, Ausstrahlung des Spitzenkandidaten …) unterschiedliche Entscheidungen zuzulassen und so die Stärken und Schwächen einer Partei differenzierter darzustellen, als es bei einer tatsächlichen Wahl möglich wäre. Die Ergebnisse der Sonntagsfrage unterliegen einem Wahlzyklus.

Vor Wahlen häufen sich Veröffentlichungen von Sonntagsfragen, die in der wahlkampffreien Zeit regelmäßig, oft im Monatsrhythmus, erhoben wird. Dabei stellt die Sonntagsfrage nur ein aktuelles Meinungsbild in der Bevölkerung dar und ist nur bedingt zur Prognose des tatsächlichen Wahlergebnisses geeignet, auch wenn sie von Medien und Parteien häufig als Prognose bezeichnet wird.[2] Von den Forschungsinstituten werden auch Projektionen veröffentlicht, die unter Berücksichtigung weiterer Faktoren, wie der langfristigen Parteiidentifikation, die Daten der Sonntagsfrage umrechnen. Welche Faktoren die Institute verwenden, gehört zu deren Betriebsgeheimnis.[3]

In Deutschland hat sich der Wortlaut „Wenn am nächsten Sonntag Bundestagwahl wäre, welche der folgenden Parteien würden sie dann wählen?“ durchgesetzt, der an die jeweilige politische Ebene (Landes-, Bundes-, Europaebene) angepasst wird. Abhängig vom Studiendesign oder der Tradition des erhebenden Instituts wird die Frage sowohl mit vorgegebenen Parteinamen als auch offen gestellt.[1]

In Deutschland empfiehlt der Deutsche Presserat den Print-Medien in seinen Richtlinien, Umfragen grundsätzlich immer verbunden mit der Zahl der Befragten, dem Zeitpunkt der Befragung, dem Auftraggeber sowie der exakten Fragestellung zu veröffentlichen und anzugeben, ob die Umfrage methodisch als repräsentativ gelten kann.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Jochen Groß: Die Prognose von Wahlergebnissen. Ansätze und empirische Leistungsfähigkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010, ISBN 978-3-531-17273-6, S. 48ff. 
  2. Lena-Maria Schaffer, Gerald Schneider 2005: Die Prognosegüte von Wahlbörsen und Meinungsumfragen zur Bundestagswahl 2005. In Politische Vierteljahresschrift, 46-4, S. 674–681
  3. Jochen Groß: Die Prognose von Wahlergebnissen. Ansätze und empirische Leistungsfähigkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010, ISBN 978-3-531-17273-6, S. 54f. 

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