Sophronius von Jerusalem

Sophronius von Jerusalem
Sophronius von Jerusalem

Sophronius (* 560 in Damaskus; † 11. März 638 (?) in Jerusalem) war der Patriarch von Jerusalem von 634 bis zu seinem Tod. Bevor er diesen Bischofssitz einnahm, war er Mönch und als Theologe einer der Hauptvertreter der orthodoxen Lehre in der Kontroverse über die Natur von Jesus und dessen Willensakte.

Er war zunächst ein Lehrer der Rhetorik und wurde um 580 ein Asket in Ägypten, worauf er in das Kloster von St. Theodosius bei Bethlehem eintrat. Er reiste zu einigen Zentren der monastischen Kultur in Kleinasien, Ägypten und Rom. Dabei begleitete er den byzantinischen Chronisten Johannes Moschus, der ihm die Abhandlung über das religiöse Leben namens Leimõn ho Leimõnon ( „die geistige Aue“) widmete. Nach dem Tode von Moschus in Rom 619 brachte Sophronius den Leichnam zum Begräbnis zurück nach Jerusalem. Er reiste nach Alexandria und nach Konstantinopel im Jahr 633, um den dortigen Patriarchen zu bewegen, den Monotheletismus abzulegen, eine Lehre, die einen einheitlichen göttlichen Willen in Christus annahm und zugleich dessen menschliche Wahlfreiheit ausschloss. Sophronius Schriften zu dieser Frage sind verloren.

Obwohl er mit diesem Bemühen erfolglos war, wurde Sophronius 634 zum Patriarchen von Jerusalem gewählt. Bald nach seiner Einsetzung sandte er einen synodalen Brief an Papst Honorius I. und an die östlichen Patriarchen, in dem er den orthodoxen Glauben an zwei Naturen in Christus, nämlich eine menschliche und eine göttliche, gegenüber dem Monotheletismus vertrat, den er für eine subtile Form des häretischen Monophysitismus ansah. Er verfasste darüber hinaus ein Florilegium von rund 600 Texten der griechischen Kirchenväter, um die Position des Dyotheletismus zu untermauermn. Auch dieses Werk ist nicht erhalten.

In seiner Weihnachtspredigt von 634 war Sophronius vor allem darum bemüht, die Geistlichkeit auf seiner Linie zu halten, und gab nur einige unspezifische Warnungen über den Vormarsch der Araber in Palästina, wobei er erwähnte, dass die Araber Bethlehem eingenommen haben. Er starb kurz nach dem Fall von Jerusalem im Jahr 637, nachdem er noch über die Anerkennung der (allerdings beschränkten) bürgerlichen und religiösen Freiheiten der Christen im Gegenzug zu Tributzahlungen ausgehandelt hatte – eine Abmachung, die als Pakt von Umar bekannt ist. Der Kalif Umar soll dabei selbst nach Jerusalem gekommen sein und traf sich mit dem Patriarchen an der Kirche des heiligen Grabes. Sophronius lud ihn ein, dort zu beten, aber Umar lehnte ab, da er fürchtete, den Status der Kirche als christlichen Tempel zu gefährden. Als Grund für diese freundliche Aufnahme wird berichtet, dass gemäß biblischer Prophezeiungen ein demütiger, aber gerechter und machtvoller Mann auf einem Esel kommen werde, der sich als ein Beschützer der Christen von Jerusalem erweisen solle.

Neben Polemiken finden sich in Sophronius Werken Schriften über die Märtyrer Cyrus von Alexandria und Johannes von Alexandria in Dankbarkeit über die Wiedererlangung seiner schwindenden Sehkraft. Er schrieb auch 23 anakreontische Gedichte über Themen wie die arabische Belagerung von Jerusalem und liturgische Feiern. Seine Gedichte 19 und 20 scheinen vom Heimweh nach der heiligen Stadt zu handeln. Die Reihenfolge der beiden Gedichte ist wohl vertauscht worden; in der richtigen Reihenfolge beschreiben sie einen vollständigen Rundgang durch die bedeutendsten Heiligtümer von Jerusalem am Ende des sechsten Jahrhunderts, das als goldene Zeit der Christenheit im heiligen Land gilt. Erwähnt werden die Tore von Jerusalem, der Ort der Höllenfahrt Jesu, der Fels des Kreuzes, die Konstantinische Basilika, der Berg Zion, das Praetorium, Maria Probatica und Getsemani (in 20), ferner der Ölberg, Bethanien und Bethlehem (in 19).

Die Umstände seines Todes sind unklar. Ein lateinischer Text, das Leiden der 60 Märtyrer von Gaza, legt nahe, dass er von den neuen Autoritäten hingerichtet wurde, da er die 60 in Gaza gefangenen byzantinischen Soldaten überzeugt haben soll, nicht um des Lebens willen zum Islam zu konvertieren.

Literatur

  • David Woods: The 60 Martyrs of Gaza and the Martyrdom of Bishop Sophronius of Jerusalem. In: ARAM Periodical. 15, 2003, ISSN 0959-4213, S. 129–150 (Wiederabdruck in: Michael Bonner (Hrsg.): Arab-Byzantine Relations in Early Islamic Times (= The Formation of the classical islamic World 8). Ashgate Variorum, Aldershot 2004, ISBN 0-86078-716-8, S. 429–450).

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Orthodoxes Patriarchat von Jerusalem — Die folgenden Personen waren Bischöfe und Patriarchen des orthodoxen Patriarchats von Jerusalem: Porträt des Patriachen Damianus (1897 1931); D …   Deutsch Wikipedia

  • Sophronius — ist der Name von Sophronius von Jerusalem (* 560; † 638 (?)), Patriarch von Jerusalem Sophronius Lichud (1652–1730), russischer Philosoph, Logiker und Rhetoriker griechischer Herkunft Sophronius von Wraza (1739–1813), bulgarischer Bischof,… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Pfarreien des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem mit ihren Kirchengebäuden — Hinweise zur Nutzung der Tabelle Diese Liste ist sortierbar. Die Voreinstellung beginnt mit Pfarreien in Jerusalem und führt dann die Pfarreien in alphabetischer Folge der Pfarrorte auf, jedoch in vier Blöcke gegliedert nach den vier… …   Deutsch Wikipedia

  • Jerusalem (After 1291) —     Jerusalem (After 1291)     † Catholic Encyclopedia ► Jerusalem (After 1291)     (1) Political History      The Latin dominion over Jerusalem really came to an end on 2 October, 1187, when the city opened its gates to Saladin (Yusuf ibn Ayyub …   Catholic encyclopedia

  • Sophronĭus — Sophronĭus, Patriarch von Jerusalem, gest. 11. März 638, Gegner der Monotheleten (s. d.), ist wahrscheinlich identisch mit dem als Hagiographen und Kirchenlieddichter bekannten S., dem Sophisten. Vgl. Krüger in der »Realenzyklopädie für… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Sophronius, S. (2) — 2S. Sophronius, Patr. Conf. (11. März). Dieser berühmte Heilige war zu Damascus geboren. Seine Eltern hießen Plinthas und Myro(ne). Sie schickten ihn behufs gründlicher Ausbildung an die berühmtesten Lehranstalten jener Zeit. Er machte sich, wie… …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

  • Jerusalem — Flagge/Wappen Lage …   Deutsch Wikipedia

  • Jerusalem (A.D. 71-1099) —     Jerusalem (A.D. 71 1099)     † Catholic Encyclopedia ► Jerusalem (A.D. 71 1099)     I. TO THE TIME OF CONSTANTINE (71 312)     When Titus took Jerusalem (April September, A.D. 70) he ordered his soldiers to destroy the city (Josephus, De… …   Catholic encyclopedia

  • Jerusalem [2] — Jerusalem (Bisthum u. Patriarchat). Die Kirche von J. ist berühmter wegen des Ortes, wo ihr Sitz aufgeschlagen war, als wegen ihrer Bedeutung für die christliche Sache. Die christliche Gemeinde in J. nahm seit dem Pfingstfest immer zu, u. die… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • JERUSALEM — The entry is arranged according to the following outline: history name protohistory the bronze age david and first temple period second temple period the roman period byzantine jerusalem arab period crusader period mamluk period …   Encyclopedia of Judaism

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”