- Spannungsarmglühen
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Glühfarben [1] Farbe Temperatur Dunkelbraun 550 °C Braunrot 630 °C Dunkelrot 680 °C Dunkelkirschrot 740 °C Kirschrot 780 °C Hellkirschrot 810 °C Hellrot 850 °C Gut Hellrot 900 °C Gelbrot 950 °C Hellgelbrot 1000 °C Gelb 1100 °C Hellgelb 1200 °C Gelbweiß >1300 °C Das Spannungsarmglühen erfolgt mit dem Zweck, im Werkstück innere Spannungen abzubauen. Es wird bei Stahl meist in einem Temperaturbereich von 550 bis 650 °C durchgeführt, wobei der Werkstoff den Spannungen entsprechend plastisch zu fließen beginnt.
Inhaltsverzeichnis
Definition nach DIN EN 10052
Glühen bei einer Temperatur unterhalb des Beginns der Austenitbildung, in den werkstoffabhängigen Zeit-Temperatur-Umwandlungsschaubild (auch: ZTU-Diagramm) mit Ac1 (frz.: Arrêt point chauffage 1) bezeichnet. Die Temperaturen liegen meist unter 650 °C, mit anschließendem, langsamen Abkühlen zum Abbau innerer Spannungen, ohne wesentliche Änderung der vorliegenden Eigenschaften.
Zweck und Anwendung
Die mit diesem Verfahren behandelten Werkstücke erfuhren ihre Spannungen vornehmlich infolge ungleichmässiger Abkühlung nach dem Gießen, Schweißen, Schmieden oder anderer thermischer Verfahren. Auch starke mechanische Bearbeitungen (Fräsen, Drehen, Hobeln, Tiefziehen, Kaltumformen usw.) machen oft ein Spannungsarmglühen erforderlich. Ohne diesen Fertigungsschritt würden bei der Weiterverarbeitung und bei nachfolgenden Wärmebehandlungen sich solche Spannungen lösen und zu geometrischen Abweichungen aufgrund von Verzug führen. Die durch Kaltumformung eingebrachte Kaltverfestigung in den Verformungszonen wird dagegen mittels des Rekristallisationsglühens entfernt.
Die Spannungen werden jedoch nicht vollständig abgebaut (daher die Bezeichnung Spannungsarmglühen). Durch das Glühen werden Streckgrenze und maximale Zugfestigkeit temporär (d.h. für die Dauer der Erwärmung) herabgesetzt, was den Werkstoff entsprechend den Spannungen zu plastischem Fließen zwingt. Zurück bleiben Spannungen bis zur Größe der Streckgrenze.
Durch Spannungsarmglühen vor der Fertigbearbeitung werden innere Werkstückspannungen abgebaut. Dadurch wird unerwünschter Verzug bei der finalen mechanischen Feinbearbeitung vermindert.
Einzelnachweise
- ↑ Ulrich Fischer: Tabellenbuch Metall. 41. Auflage. Verlag Europa-Lehrmittel Nourney, Vollmer, 2001, ISBN 3-8085-1721-2, S. 128B.
Weiterführende Literatur
- Hans-Jürgen Bargel, Günter Schulze, ...: Werkstoffkunde, VDI-Buch. 10., bearbeitete Auflage. Springer-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-79297-0
- Wolfgang Weißbach: Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung. 15. Auflage. Vieweg-Verlag, Wiesbaden 2004, ISBN 3528111194
Weblinks
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