- Spitzkegeliger Kahlkopf
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Spitzkegeliger Kahlkopf Spitzkegeliger Kahlkopf (P. semilanceata)
Systematik Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes) Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae) Ordnung: Blätterpilze (Agaricales) Familie: Träuschlingsartige (Strophariaceae) Gattung: Kahlköpfe (Psilocybe) Art: Spitzkegeliger Kahlkopf Wissenschaftlicher Name Psilocybe semilanceata (Fr.) P. Kumm. Der Spitzkegelige Kahlkopf (Psilocybe semilanceata) ist der am häufigsten vorkommende psilocybinhaltige Blätterpilz in gemäßigten Zonen der Erde.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Nach Färbung und Größe ist es ein unauffälliger Lamellenpilz mit fingernagelgroßem Hut und dünnem, nicht ganz geradem Stiel. Er wächst zwischen Gras, oft auf Kuhweiden, aber nie direkt aus dem Tierdung heraus. Seine Lamellen verlaufen nahezu parallel zur Außenseite des Hutes auf dessen Spitze zu - ganz im Gegensatz zu dem häufig mit ihm verwechselten Kegeligen Düngerling (Panaeolus acuminatus) oder dem ebenfalls an den gleichen Lokalitäten oft reichlich zu findenden Halbkugeligen Träuschling (Stropharia semiglobata).
Das für den Pilz namensgebende Merkmal, der spitzkegelige, kahle Hut hat einen Durchmesser von 0,5 bis 1,5 Zentimetern und trägt auf der Spitze meist eine kleine, bei feuchter Witterung anfangs fast glasige Ausbeulung, ein "Nippelchen". Bei Nässe ist seine Färbung dunkelbraun, seine Oberhaut dann klebrig und leicht abziehbar. Bei trockenem Wetter ist der Hut hell ockerfarben. Der Hut bildet meist einen Winkel von 55 Grad, breitet sich aber mit zunehmendem Alter aus. Der Hutrand ist meist reifrockartig zusammengezogen. Die Lamellen sind zunächst lehmbraun und verfärben sich mit zunehmendem Alter des Pilzes nach dunkelbraun bis purpurn.
Der Stiel besitzt einen Durchmesser von ein bis zwei Millimeter und ist vier (auf kurzrasigem Grasland) bis 13 Zentimeter lang. Er ist weißlich bis ockerfarben, elastisch, also nicht ganz leicht zu zerbrechen. Häufig ist die Stielbasis bläulich verfärbt. Das Bläuen tritt auch durch Druck auf den unteren Teil des Stiels innerhalb rund einer Stunde auf. Das dunkle Pilzgewebe ist dünn und kann ohne Mühe zerrissen werden. Die Sporen sind elliptisch, dickwandig und glatt und haben eine Größe von etwa zwölf bis 16 µm x sechs bis acht µm. Der Sporenstaub ist dunkelbraun. Der Geschmack ist nicht scharf, sondern wie der Geruch rettich- bis grasartig.
Vorkommen
Der Spitzkegelige Kahlkopf gilt außerhalb der Tropen als der am häufigsten vorkommende Pilz der Gattung Psilocybe und wächst bevorzugt auf Weiden mit alten natürlichen Dungablagerungen sowie an grasigen und nährstoffreichen Stellen, während er Wald- und Kalkgebiete zu meiden scheint.
Er ist im Flachland Nordeuropas genauso anzutreffen wie auf Wiesen in den Mittelgebirgen oder den Almen der Alpenländer. In Tirol wurde er auch in größeren Mengen in Höhen von 1.400 bis 1.700 Metern gefunden, im Schwarzwald bei Meereshöhen von 820 bis 1.300 Metern. Obwohl in tiefer gelegenen Gebieten die Fundhäufigkeit abnimmt, ist hierfür wahrscheinlich nicht der Höhenunterschied, sondern der Einsatz von Gülle oder künstlicher Düngung und Entwässerung in tieferen Lagen die Ursache. Andererseits soll er, laut Krieglsteiner, etwas "salzliebend" sein. Daher vielleicht seine auffallende Häufigkeit beispielsweise entlang der irischen Westküste. Jedoch steht diesbezüglich ein wissenschaftlicher Nachweis noch aus.
Ursprünglich war der Spitzkegelige Kahlkopf wohl nur im gemäßigten Klima Europas und Nordamerikas heimisch, wird aber inzwischen weltweit in gemäßigten bis subtropischen Klimazonen gefunden. In den USA ist er am häufigsten in den Staaten des Nordwestens zu finden. In Europa weisen die Schweizer und Österreicher Alpen die höchstgelegenen Vorkommen auf. Reichlichere Vorkommen wurden aus Wales, Schottland und Norwegen gemeldet.
Die beste Zeit, diesen Pilz anzutreffen, ist im Spätsommer bis Frühherbst, also im August bis Oktober; in milden Lagen ist er aber auch bis Januar vereinzelt zu finden.
Psilocybingehalt
Biochemische Untersuchungen ergaben durchschnittliche Gehalte an Psilocybin von 0,8 bis 1,0 Prozent in der Trockenmasse. Daher zählt dieser Pilz zu den potentesten halluzinogenen Arten. Es konnten bei Exemplaren aus wilder Sammlung Psilocybingehalte bis 1,34 Prozent festgestellt werden, bei manchen Exemplaren aus der Schweiz wurden 2,02 Prozent nachgewiesen. Bei geringer Dosis treten Rauschzustände, bei mittlerer Dosis Halluzinationen auf. Bei hoher Dosis stellen sich eine verzerrte Wahrnehmung, Gleichgewichts- und Orientierungsstörungen ein.
Geschichte
Spätneolithische pilzähnliche Felsgravuren im norditalienischen Valcamonica werden vereinzelt als Beleg für einen schamanistische Gebrauch der Pilze interpretiert.
Der Schweizer Chemiker Albert Hofmann entdeckte bei der mykologischen Analyse von zahlreichen mexikanischen Arten den Wirkstoff Psilocybin. Diesem Wissenschaftler gelang auch die Strukturaufklärung und die Vollsynthese dieses halluzinogenen Naturstoffs. Obwohl er seine Entdeckung lediglich in einer kleinen wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlichte, verbreitete sich das Wissen um den einheimischen wirkstoffhaltigen Pilz sehr schnell.
In der Schweiz, in Österreich und Deutschland zählt das Sammeln und Essen seit mindestens 30 Jahren zu einer festen Tradition insbesondere bei jüngeren Leuten (Venturini und Vannini/Halluzinogene). Eine rituelle Einnahme wurde 1981 erstmals von Linder[1] „im Rahmen eines seit etwa sieben Jahren bestehenden Kults mit komplizierten Schwitzbadritualen, Gebeten, Pfeifenzeremonien (ohne psychoaktive Substanzen), Fastengeboten, Räucherungen, Opferhandlungen und Musik“ beschrieben.
Gegenwärtig ist der Anbau, Verkauf oder Besitz psilocybinhaltiger Pilze in den meisten Ländern der Welt verboten. Auch das Sammeln selbiger in der Natur ist in Deutschland ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Volkstümliche Namen
Psilo, Psilocybinpilz, Zauberpilz, Magic Mushroom, Blue leg, Liberty cap, Kleines Zwergenmützchen, Narrenschwamm, Puntig Kaalkopje (niederländisch), Kleiner Prinz, Lanzenförmiger Düngerling, Meditationspilz, Pixie cap, Sandy sagerose, Traumpilz, Witch cap, "narrische/tamische Schwammerl" (österr. ugs.), Shroom.
Literatur
- Stamets, Paul: Psilocybinpilze der Welt. Ein praktischer Führer zur sicheren Bestimmung, mit 130 Farbfotos. AT-Verlag, Aarau, 2. Aufl. 2002.
- René Flammer / Egon Horak: Giftpilze – Pilzgifte. Pilzvergiftungen. Ein Nachschlagewerk für Ärzte, Apotheker, Biologen, Mykologen, Pilzexperten und Pilzsammler. Schwabe, Basel, 2003. ISBN 3-7965-2008-1
- Schweizerische Zeitschrift für Pilzkunde, Hefte 6/2004 und 1/2005
- Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 4, 2003; Stuttgart: Verlag Ulmer (S. 403 f.)
- Parnefjord, Dr.med. R.: Das Drogentaschenbuch. Thieme-Verlag, 2. Aufl. 2000.
- Claudio Vannini / Maurizio Venturini: Halluzinogene: Entwicklung der Forschung, 1938 bis in die Gegenwart, Schwerpunkt Schweiz. Verlag für Wissenschaft und Bildung, Berlin, 1999, ISBN 3-86135-459-4
Einzelnachweise
- ↑ Adrian Linder: Kultischer Gebrauch psychoaktiver Pflanzen in Industriegesellschaften - kulturhistorische Interpretation In: Gisela Völger / Karin von Welck: Rausch und Realität Band 3, Rowolth, Hamburg 1982, S. 1277, ISBN 3-499-34006-2
Weblinks
Commons: Spitzkegeliger Kahlkopf – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienKategorien:- Kahlköpfe
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