Springenschmid

Springenschmid

Karl Springenschmid (* 19. März 1897 in Innsbruck; † 5. März 1981 in Salzburg, Pseudonyme: Christian Kreuzhakler, Beatus Streitter), war ein nationalsozialistischer österreichischer Schriftsteller und Lehrer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Am 16. November 1932 trat Karl Springenschmid in die NSDAP, Ortsgruppe Aigen/Salzburg, am 1. Oktober 1932 in den illegalen NS-Lehrerbund ein. 1935 wurde er deshalb aus dem Schuldienst entlassen. Nach dem „Anschluss“ Österreichs wurde er im April 1938 ehrenamtlicher Gauamtsleiter für Erziehung und Unterricht und Schulungsleiter im Reichsgau Salzburg, ab 1941 mit dem Titel eines Regierungsdirektors. Zwischen März 1934 und Januar 1938 war er Mitglied der SA. Seit dem 1. Januar 1938 war er SS-Mitglied (Nr. 295.474) und ab dem 30. Januar 1943 SS-Hauptsturmführer.[1]

Seine Werke huldigten der Blut-und-Boden-Ideologie, wie z.B. in dem Erzählband Die Front über den Gipfeln aus dem Jahr 1935, in dem der Autor vorführt, was „Bauernstolz, heroische Gesinnung und kernige Heimatliebe“ wirklich heißen.[2]

Als Leiter des Salzburger Schulwesens und des NS-Lehrerbundes war Springenschmid der Hauptverantwortliche für die Salzburger Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz am 30. April 1938. Er sprach in seiner Rede von der Notwendigkeit der Vernichtung alles Klerikalen und Jüdischen. (SV und SZ, 2. Mai 1938).[3] Schon zuvor hatte er mehrfach zu einer „gründliche[n] Säuberung“ der Bibliotheken aufgerufen, da nach der politischen „Machtergreifung“ auch auf „kulturellem und geistigen Gebiete die Ausrichtung im Sinne der Bewegung des Führers erfolgen müsse.“[4]

Springenschmid war der Verfasser des NS-Weihespiels „Das Lamprechtshausener Weihespiel“ zur Feier der so genannten „Heimkehr der Ostmark“. Das Thing-Spiel sollte ab 1938 als Volksspiel die alljährliche Aufführung des „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal auf dem Salzburger Domplatz ersetzen und wurde bis Kriegsbeginn auf einer eigens errichteten „Naturbühne“ in der Nähe von Lamprechtshausen bei Salzburg zweimal aufgeführt (1938 und 1939).

Ab 1938 gab die Reichsschrifttumsstelle beim Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda jährlich „Vorschlagslisten für Dichterlesungen“ heraus. Springenschmid war unter den etwa 50 Auserwählten von den rund 800 „österreichischen“ Mitgliedern der Reichsschrifttumskammer. Das galt als Empfehlung des Ministeriums, welche Literaten mit Vortragsreisen und Dichterlesungen „unter das Volk“ zu bringen waren.[5]

Springenschmid verfasste Beiträge u. a. zum „Bekenntnisbuch“ des „Bundes deutscher Schriftsteller Österreichs“ (1938) und zu Heinz Kindermanns Anthologie „Heimkehr ins Reich“ (1939) sowie Beiträge zum Sammelwerk „Krieg und Dichtung. Soldaten werden Dichter – Dichter werden Soldaten. Ein Volksbuch“ (1940). Unter dem Pseudonym Christian Kreuzhakler schrieb er 1938 das Buch Österreichische Geschichten. Aus der Zeit des illegalen Kampfes.[6] 1940 publizierte er Eine wahre Geschichte aus dem Leben unseres Führers.[6]

1946 stand das Gesamtwerk Springenschmids auf der österreichischen „Liste der gesperrten Autoren und Bücher“ und mit insgesamt 16 Einzeltiteln auf der Berliner „Liste der auszusondernden Literatur“ (1946), weil sie inhaltlich Bestandteil der nationalsozialistischen Propaganda waren.

Springenschmid stand als mutmaßlicher Kriegsverbrecher auf dem staatspolizeilichen Fahndungsblatt vom 1. Juli 1946. Er entzog sich seiner Verhaftung durch Flucht, versteckte sich bis 1951 in den Bergen, nahm den Namen Karl Bauer an und verschaffte sich falsche Papiere. Er schrieb weiterhin völkisch gesinnte Bücher. (vgl. seinen autobiographischen Roman: Der Waldgänger. Leopold Stocker Verlag, Graz, Stuttgart 1975.). Die Ermittlungen nach dem Kriegsverbrechergesetz wurden jedoch wie auch bei vielen anderen in Österreich „mit der Erklärung, dass zu einer Verfolgung (nach dem Kriegsverbrechergesetz) kein Grund gefunden wird“, im Jahr 1951 eingestellt.[7] Ab 1956 lebte er wieder in Salzburg.

Dass er auch in seinen späteren Jahren noch dem rechtsextremen Gedankengut eng verbunden war, beweist seine Mitgliedschaft im Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes,[6], sowie die Verleihung des Offenhausener Dichterschildes 1967 durch den „Verein Dichterstein Offenhausen“, der 1963 von ehemaligen Nationalsozialisten gegründet und am 23. Dezember 1998 verboten wurde.[8] Viele von Springenschmids Büchern aus der Nachkriegszeit erschienen im rechtslastigen Leopold Stocker Verlag oder bei der Österreichischen Landsmannschaft, die vom DÖW als deutschnational und rechtsextrem eingestuft wird.

Politisch betätigte er sich nach 1945 jedoch nicht mehr.

In zahlreichen seiner Werke befasste sich Karl Springenschmid mit seiner Tiroler Heimat, besonders Südtirol. Noch heute sind verschiedene seiner 190 Bücher im Buchhandel erhältlich.

Einige Publikationen

  • Der Sepp (1931)
  • Helden in Tirol (1934)
  • Da lacht Tirol (1935)
  • St. Egyd auf Bretteln (1935)
  • Die Front über den Gipfeln (1935)
  • Ein Tiroler geht nicht unter (1940)
  • Sechs gegen Napoleon (1942)
  • Der Liebesbrief in der Tundra (1944)
  • Novè (1951)
  • Es war ein Edelweiss (1962)
  • Sieben Takte Liebe (1963)
  • Sieben Tage Sexten (1965)
  • Die Männer von Narvik (1968)
  • Am Seil vom Stabeler Much (1971)
  • Costabella (1973)
  • Weihnacht vor den Grenzen (1973)
  • Der Waldgänger (1975)
  • Wieder ein Tiroler mehr (1977)
  • Servus Heiner! (1979)
  • Der Jörg (1980)
  • Schi ist Trumpf (1980)
  • Die Gaismair Saga (1980)
  • Raus aus Königsberg (1981)
  • Schicksal Südtirol (1982, 3. Auflage)
  • Frohes Schaffen

Zu seinen Kinderbüchern zählte unter anderem:

  • Sieben Mädchen im Schnee (1978)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gauamtsleiter Karl Springenschmid
  2. Klaus Amann: Die Dichter und die Politik. Essay zur österreichischen Literatur nach 1918. Edition Falter / Deuticke, Wien 1992, ISBN 3-85463-119-7, S. 173.
  3. Zur Bücherverbrennung in Salzburg siehe auch den Artikel: Das Salzburger Autodafé von Gerhard Langer in den Salzburger Nachrichten in den Uni-Nachrichten vom 2. Juni 2007 auf Seite 14.
  4. Rudolf Damolin: Die Reaktion der im Lande gebliebenen österreichischen Schriftsteller auf den sogenannten „Anschluß“ im Frühjahr 1938 im Spiegel einiger Tageszeitungen, Kulturzeitschriften und Anthologien. Typoskript. Salzburg 1982, S. 23–27.
  5. Klaus Amann: Die Dichter und die Politik. Essay zur österreichischen Literatur nach 1918. Edition Falter / Deuticke, Wien 1992, ISBN 3-85463-119-7, S. 120ff.
  6. a b c Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 581.
  7. Akten der Staatsanwaltschaft Linz
  8. Siehe beispielsweise die Expertise des DÖW zum Verein Dichterstein Offenhausen.

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