St. Johannis (Brandenburg)

St. Johannis (Brandenburg)

Die St. Johanniskirche ist eine ehemalige Klosterkirche in der Stadt Brandenburg an der Havel. Sie befindet sich in der Altstadt an der Havel in unmittelbarer Nähe der Jahrtausendbrücke.

Ansicht des Klosters und der Kirche St. Johannis am Salzhof von der Langen Brücke aus gesehen, um 1860
Die Ruine der St. Johanniskirche im Februar 2007 von Norden her gesehen, am rechten mittleren Bildrand ist die Rosette erkennbar
Der Turm von St. Johannis dominiert das Salzhofufer - Aufnahme vom neustädtischen Havelufer
Blick von Westen in das zerstörte Kircheninnere

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Im Jahre 1237 wurde ein Franziskaner-Konvent von Ziesar nach Brandenburg an der Havel verlegt. Nach Friedrich Grasow wurde an Stelle der heutigen Kirchenruine um 1240 eine erste, turmlose Kirche errichtet. Der heutige Bau wurde durch verschiedene Anbau- und Aufstockungsmaßnahmen ab dem Jahre 1411, traditionell vom Chor beginnend, aufgeführt.

Gestalt

Die Johanniskirche ist ein einschiffiger Hallenbau, der komplett aus märkischem Backstein in spätgotischem Stil errichtet wurde. Ein schlanker Turm begleitet das Kirchengebäude zwischen dem südlichen Übergang vom Kirchenschiff zum Chor seit 1460 bis 1469. An die Nordwand wurde ein Anbau gesetzt. Die ansässige Kirchengemeinde nutzte ihn noch bis 1985 für Gottesdienste.

Kloster

Das Franziskanerkloster wurde nach der Reformation von Kurfürst Joachim II. aufgehoben. Ab 1544 gelang es der Altstadt Brandenburg, eine Nutzung der Klostergebäude als Hospital durchzusetzen. Das neu eingerichtete Hospital beherbergte dann in seinen größeren Räumlichkeiten das ehemalige Gertraudenhospital vor dem Plauer Tor der Altstadt. Allerdings wurde dem verbliebenen Konvent ein Bleiberecht auf Lebenszeit eingeräumt. Ab 1570 jedoch ging das Kloster vollständig in die Hand der Altstadt über. Im 19. Jahrhundert richtete sich eine Bierbrauerei in den Klostergemäuern ein. 1865 jedoch wurde das letzte Klostergebäude abgerissen.

Geschichte

Das gesamte Westjoch wurde durch Kriegseinwirkungen zerstört. Der Abriss geht mittig durch die westlichsten Fensteröffnungen. Die Umfassungsmauer des westlichsten Jochs steht noch etwa bis in 3m Höhe. 1985 stürzte das Dach über dem Chor ein. Die Kirche ist nun mit einem Notdach versehen und mit einem Innengerüst gesichert.

In den 1980er Jahren gab es Pläne, die Kirchenruine zu sprengen. Bedingt durch die politischen Veränderungen in der DDR 1989/1990 kam es nicht mehr dazu. Seitdem gab es verschiedene Projekte, das desolate Gebäude zu sichern, wiederherzustellen und einer zeitgemäßen Nutzung zuzuführen. Alle dergestalten Pläne wurden bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausgeführt.

Allerdings fanden in Vorbereitung von geplanten weitgehenden Sicherungsmaßnahmen im Jahre 2006 erste archäologische Stichgrabungen im und am Gebäude statt.

Besonderheiten

  • Die nur wenige Meter entfernte Havel destabilisiert den Baugrund. Sowohl die Nord- als auch die Südwand sind bereits nach Süden, zum Havelufer hin erheblich aus der Vertikalflucht geraten. Die Südwand wurde bereits durch Außenpfeiler gestützt und ist daher nicht ganz so betroffen. Eine Rekonstruktion des Kirchengebäudes setzt allerdings eine nachhaltige Tiefengründung des Fundamentes voraus.
  • Sehr beachtlich ist die aus Maßwerk gefertigte Steinrosette über dem Nordwestportal.
  • Die berühmte Franziskanerbibliothek wurde nach der Reformation in der St. Gotthardtkirche aufbewahrt, 1923 an die Preußische Staatsbibliothek verliehen und von dort im Zweiten Weltkrieg in heute polnisches Gebiet ausgelagert. Nach der Übernahme durch Polen wurde sie als Kriegsbeute nach Krakau verbracht, wo sie in der Bibliothek der Jagiellonen Universität aufbewahrt wird. Die von der Bundesregierung als illegal angesehene Entwendung ist bis heute Gegenstand eines Disputes zwischen Polen und Deutschland, das unter völkerrechtlichen Aspekten auf eine Rückgabe der Franziskanerbibliothek beharrt.
  • An Stelle des 1865 abgebrochenen Klostergebäudes längs der Havel, des zuletzt durch eine Bierbrauerei genutzten Refektoriums, wurde 1866 ein Schulgebäude errichtet, welches das Saldria-Gymnasium beherbergte. Diese Schule wurde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges durch einen Bombentreffer im Mittelteil des Gebäudes ebenfalls zerstört, wodurch zwei Lehrer und ein Schüler unter den Trümmern des Gebäudes umkamen. Das Gelände ist heute bewachsen. Nur ein Gedenkstein erinnert noch an die einstige Nutzung und die Toten des Luftangriffs.

Quellenangaben

  • Friedrich Grasow: Brandenburg, die tausendjährige Stadt - Ein Gang durch Kultur und Baukunst vergangener Jahrhunderte. Im Selbstverlage der Stadt Brandenburg, 1928; S. 112 ff.
  • Markus Cante: Denkmale in Brandenburg; Stadt Brandenburg an der Havel; Dominsel - Altstadt - Neustadt. in der Reihe: Denkmaltopographie in Deutschland Band 1.1, Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms am Rhein 1994, S. 131 f.; ISBN 3-88462-105-X
  • Otto Tschirch: Geschichte der Chur- und Hauptstadt Brandenburg an der Havel, Festschrift zur Tausendjahrfeier der Stadt in zwei Bänden. Brandenburg an der Havel 1928

52.41145277777812.5545333333337Koordinaten: 52° 24′ 41″ N, 12° 33′ 16″ O


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