St. Lorenz (Travemünde)

St. Lorenz (Travemünde)
St. Lorenz-Kirche
Blick auf den Chor
Triumphkreuz, Ende 15. Jahrhundert
St. Jürgen mit dem Drachen (um 1520)
Beckerath-Orgel

Die St. Lorenz-Kirche im Lübecker Stadtteil Travemünde ist eine einschiffige Backsteinkirche.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In einer päpstlichen Urkunde vom 11. Mai 1235 wird die St. Lorenz-Kirche erstmals indirekt erwähnt. Papst Gregor IX. beauftragte darin einige Geistliche aus Schwerin mit der Schlichtung eines Streites zwischen dem Lübecker Bischof Johann I. und der Stadt Lübeck.[1]

Erstmals ausdrücklich genannt wird eine ursprünglich gotische Kirche 1259, von der sich nur geringe Teile an der Nord- und Ostseite des Chores erhalten haben und die 1522 - wie schon ihr Vorgänger im 13. Jahrhundert einem Stadtbrand zum Opfer fiel. Die heutige Kirche wurde ab den 1550er Jahren auf den Fundamenten der vorherigen errichtet. An den Chor schließen sich Anbauten für die Sakristei und eine ehemalige Leichenkammer an. 1605/06 folgte der Turm, der 1619 bis 1621 seinen Abschluss durch ein oktogonales Turmgeschoss und den Turmhelm erhielt. Anlässlich der Fertigstellung des Kirchturms im Jahre 1620 wurde eine Urkunde niedergelegt, in der es heißt, der neue Turm sei „höher und schöner als jener, den eine Feuersbrunst zusammen mit fast dem ganzen Städtchen am Johannisabend vor 100 Jahren zerstört hat“.[1]

Ausstattung

Die einschiffige Backsteinkirche ist mit wertvoller Decken- und Wandmalerei ausgestattet. Eine bemalte Kassettendecke im ursprünglichen Zustand war durch eine Zwischendecke verborgen und wurde bei der letzten Renovierung freigelegt.

Der barocke Altar von 1723 wurde geschnitzt vom Lübecker Meister Hieronymus Jakob Hassenberg. An seinem vermutlich ursprünglichen liturgischen Platz zwischen Kirchenschiff und Chor befindet sich seit einiger Zeit das Triumphkreuz, dessen spätgotischer Corpus aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhundert und sein Brettkreuz mit gemalten Evangelistensymbolen aus dem Vorgängerbau stammen.[1] Die mit reichgeschnitzter Ornamentik versehene Kanzel stammt aus dem Jahre 1735.

Die Holzskulptur St. Jürgen mit dem Drachen in der Turmeingangshalle ist ein spätgotisches Schnitzwerk der Zeit um 1520. Es stammt aus dem erst um 1970 abgerissenen Siechenhaus St. Jürgen bei Travemünde.[1] Die Skulptur war früher farbig gefasst, die Fassung ist jedoch verloren gegangen.[2]

Im Fußboden eingelassen sind alte Grabsteine, der älteste stammt aus dem Jahr 1404. Die Epitaphe und Gemälde gehören ausschließlich in den Bereich des christlichen Totenkults und verewigen mit zwei Ausnahmen Geistliche, die in der Barockzeit an der St.-Lorenz-Kirche gewirkt haben.[1] Das älteste Epitaph, das Epitaph Gladow aus dem Jahr 1583, ist das einzige im Stil der Renaissance. Es zeigt die Auferstehung Christi, der Stifter ist kniend mit dargestellt. Vom Aufbau her noch in den Formen der Renaissance zeigt sich das zweigeschossige Epitap Steinmetz (1663). Es enthält im zentralen unteren Bereich eine Darstellung der knienden Stifterfamilie in einer Landschaft von J. Dietzius in Öl auf Holz gemalt. Darüber und kleiner das Gemälde einer Grablegung. Dazu enthält es den Auferstandenen als Statuette sowie Allegorien für Glaube, Liebe, Hoffnung und Gerechtigkeit.[3]

Orgel

Die Orgel der Firma Rudolf von Beckerath wurde 1966 zunächst an der Südseite des Chores aufgebaut, ein Bruch mit der Tradition, um eine liturgische Einheit von Altar, Kanzel und Orgel im Altarraum zu schaffen, was sich jedoch akustisch und optisch als ungünstig erwies. 1991 gelangte die Orgel im Zuge der Renovierung wieder zurück auf die neu gestaltete Westempore, wobei ihr die Orgelwerkstatt H.O. Paschen (Kiel) unter Berücksichtigung des in der Kirche dominanten Barockstils eine an der ehemaligen Stellwagen-Orgel von 1642 orientierte äußere Gestalt verlieh und zugleich das Werk um zwei Register erweiterte.[4]

Disposition der Orgel
I Rückpositiv
Metallgedackt 8′
Prinzipal 4′
Blockflöte 4′
Waldflöte 2′
Gemsquinte 11/3
Sesquialtera II
Scharff IV
Krummhorn 8′
Schalmei 4′
Tremulant
II Hauptwerk
Quintadena 16′
Prinzipal 8′
Rohrflöte 8′
Octave 4′
Koppelflöte 5′
Nasat 22/3
Octave 2′
Flachflöte 2′
Mixtur IV–VI
Trompete 8′
Pedal
Prinzipal 16′
Subbaß 16′
Octave 8′
Gedackt 8′
Octave 4′
Nachthorn 2′
Rauschpfeife IV
Fagott 16′
Trompete 8′
Trompete 4′

Literatur

  • Hartwig Beseler (Hrsg.): Kunsttopographie Schleswig-Holstein. Neumünster 1974, S.173-176.

Einzelnachweise

  1. a b c d e www.travemünde.de – St.-Lorenz-Kirche
  2. Beseler (1974), S. 174
  3. Beseler (1974), S. 175
  4. www.kirche-travemuende.de – Die Orgel

Siehe auch

Weblinks

 Commons: St. Lorenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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