- Triumphkreuz
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Ein Triumphkreuz (lat. crux triumphalis) ist ein monumentales Kruzifix, das zur Innenausstattung mittelalterlicher Kirchen gehört. Es hängt meist zwischen Chor und Kirchenschiff im Triumphbogen, dem Eingangsbogen des Chors, oder steht an gleicher Stelle auf einem Querbalken. Wird der Chor durch einen Lettner vom Kirchenraum getrennt, steht das Triumphkreuz auf oder, seltener, vor dem Lettner[1][2]. Unter dem Triumphkreuz befindet sich häufig der Kreuzaltar. Der Begriff „Triumphkreuz“ verweist auf den Sieg über den Tod des auferstandenen Christus.[3]
Inhaltsverzeichnis
Wandel des Christusbildes
In der Romanik wurde der gekreuzigte Christus als Herrscher und Richter dargestellt. Statt einer Dornenkrone trägt er eine Königskrone oder eine Gloriole, an den Füßen trägt er „Schuhe“ als Zeichen des Herrschers. Er ist Sieger über den Tod. Seine Füße stehen parallel nebeneinander auf der Holzstütze (Viernageltyp) und nicht aufeinander. [4] Das Lendentuch ist stark stilisiert und fällt in senkrechten Falten.
Beim Übergang zur Gotik wird aus dem herrscherlichen der leidende Christus, der mitleiderregende Schmerzensmann. Aus der Herrscherkrone wird die Dornenkrone, die Füße stehen übereinander und sind mit nur einem Nagel durchbohrt. Gesichtsausdruck und Körperhaltung drücken seinen Schmerz aus. Die Verwundungen des Körpers werden oft drastisch dargestellt. Das Lendentuch ist nicht mehr so deutlich stilisiert. Auch die Assistenzfiguren Maria und Johannes zeigen die Zeichen des Schmerzes. [5]
Triumphkreuze mit Assistenzfiguren
Ein Triumphkreuz kann von einer Personengruppe eingerahmt sein. Als Personen kommen Maria und Johannes, der "Lieblingsjünger", in Frage (in Anlehnung an das Johannesevangelium (Joh 19,25-27 EU, parr Mt 27,25f EU, Mk 15,40f EU und Lk 23,49 EU), aber auch Apostel, Engel und Stifter.
- Das Triumphkreuz der Kirche von Öja/Gotland, das auf einem Querbalken unter dem Triumphbogen steht, wird von zwei Personen flankiert. Dabei handelt es sich um Maria und Johannes,
- Auch das Triumphkreuz in der Klosterkirche zu Wechselburg, das in erhabener Position auf dem Lettner steht, weist diese Personengruppe auf.
- Das Triumphkreuz im Schweriner Dom wird ebenfalls von Maria und Johannes flankiert. Am Ende der Kreuzesbalken sind die Evangelistensymbole zu sehen.
- In St. Marien in Osnabrück zeugen nur noch leere Steinkonsolen von den Nebenfiguren.
- Das Triumphkreuz über dem Lettner im Dom zu Halberstadt ist nicht nur von Maria und Johannes, sondern auch noch von zwei Engeln flankiert.
- Auf dem Tragebalken des Triumphkreuzes im Lübecker Dom ist auch noch ein Bischof, vermutlich der Stifter des Kreuzes, dargestellt.
Repräsentative Beispiele
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Scheibenkreuz in der Hohnekirche Soest (um 1200)
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Das 800 Jahre alte Kreuz der Kirche von Stenkumla auf Gotland zeigt die Entstehung des Namens (Christus triumphans): der Gekreuzigten trägt "Schuhe" und Krone.
Deutschland
- Gerokreuz im Kölner Dom
- das ottonische Kreuz in der Stiftskirche St. Peter und Alexander in Aschaffenburg
- das Helmstedter Kreuz in der Schatzkammer der Abtei Werden
- im Lübecker Dom aus der Werkstatt von Bernt Notke, 1477, Höhe 17 m
- in der Katharinenkirche (Lübeck), um 1450, siehe auch Meister der lübeckischen Triumphkruzifixe
- im Dom zu Halberstadt
- im Kloster Wechselburg, Basilika Hl. Kreuz
- im Naumburger Dom
- im Doberaner Münster
- im Schweriner Dom (aus der Wismarer Marienkirche)
- in Osnabrück in der St. Marienkirche und im Dom St. Peter
- in Alfeld (Leine) in der Kirche St. Nicolai, um 1250
- im Havelberger Dom, 1270/80
- in Soest, Kirche St. Maria zur Höhe, sog. Scheibenkreuz
- in Haseldorf, St.-Gabriel-Kirche
- in Dinslaken, Kirche Sankt Vincentius um 1310
Schweden
- Auf Gotland in den mittelalterlichen Kirchen von Alskog, Alva, Bro, Fide, Fröjel, Grötlingbo, Hamra, Hemse, Klinte, Kirche von Lye, Öja, Rute, Stenkumla und Stenkyrka. Unter ihnen ragt das von Öja heraus.
Literatur
- Manuela Beer: Triumphkreuze des Mittelalters. Ein Beitrag zu Typus und Genese im 12. und 13. Jahrhundert. Mit einem Katalog der erhaltenen Denkmäler. Schnell & Steiner, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1755-4
- "Der Erlöser am Kreuz: Das Kruzifix", Wandelungen in der Darstellung des Kruzifixes bzw. des Triumphkreuzes
Weblinks
Commons: Triumphkreuz – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienAnmerkungen und Einzelnachweise
- ↑ z. B. in der Klosterkirche von Wechselburg
- ↑ Die englische Benennung für den Lettner "Rood screen" verweist auf ein (monumentales) Kreuz, auch wenn in englischen Kirchen keines mehr im Original erhalten ist. Quelle: wikipedia.en
- ↑ Margarete Luise Goecke-Seischab/ Jörg Ohlemacher: Kirchen erkunden, Kirchen erschließen, Ernst Kaufmann, Lahr 1998, S. 232
- ↑ Torsten Droste: Romanische Kunst in Frankreich, DuMont Kunstreiseführer, Köln 1992(2), S. 32f
- ↑ Formen der Kunst. Teil II. Die Kunst im Mittelalter, bearbeitet von Wilhelm Drixelius, Verlag M. Lurz, München o.J. S. 71 u. S. 88
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