Gneversdorf

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Lübeck-Travemünde ist ein Stadtteil der Hansestadt Lübeck in Schleswig-Holstein, der direkt an der Mündung der Trave in der Lübecker Bucht liegt. Zum Stadtteil im politischen Sinn gehören neben dem Stadtbezirk Alt-Travemünde/Rönnau, der im Sprachgebrauch häufig mit Travemünde gleichgesetzt wird, auch die Stadtbezirke Priwall, Brodten, Teutendorf und Ivendorf. Brodten, Teutendorf und Ivendorf sind kleine Dörfer. Teutendorf wurde erst 1934 eingemeindet.

Altes Travemünder Wappen
Ortsschild an der Ivendorfer Landstraße
Ansicht von Travemünde um 1820
Travemünde bei Nacht
Altstadt mit St.-Lorenz-Kirche
Travemünder "Buddenbrook-Haus"
Uhrenturm am Strandbahnhof Travemünde
Alter Leuchtturm (jetzt Museum)
Travemünde mit vereister Trave im Februar 1986. Im Hintergrund der Lübecker Frachter „Anne Lehmann“
Strandpromenade, Brodtener Ufer
Hafeneinfahrt mit Passat
Brodtener Ufer
1872: Hochwassermarke am alten Travemünder Leuchtturm
Herzdekorierte Strandkörbe, die zum Saisonbeginn 2008 erstmals am Kurstrand aufgestellt wurden
Seefliegerdenkmal auf der Grünfläche zwischen dem Maritim-Hotel und der Strandpromenade
Kreuzfahrtterminal, 2007 an der Vorderreihe errichtet
Ulrich Hübner: Travemünde (1910)
Timmermann-Brunnen

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lübeck-Travemünde liegt etwa 20 Kilometer entfernt vom Lübecker Zentrum. Der größte Teil des Stadtteils liegt westlich der Trave. Die an der Mündung in die Ostsee gelegene Halbinsel Priwall auf dem Ostufer gehört ebenfalls zu Travemünde.

Das Gebiet des Stadtteils ist 41,3 Quadratkilometer groß. 2004 lebten 13.902 Einwohner in Travemünde, also 337 Einwohner je Quadratkilometer. Die meisten Bewohner leben in den Stadtbezirken Alt-Travemünde/Rönnau. In den drei weiteren Dörfern, die zum Stadtteil gehören, leben nur jeweils zwischen 100 und 300 Einwohner. Im Gegensatz zur Statistik der Stadt Lübeck, die einen Bevölkerungsverlust aufwies, nahm die Einwohnerzahl Travemündes von 1993 bis 2003 deutlich zu.

Geschichte

Travemünde wurde 1187 gegründet. Bereits mit dem Lübecker Reichsfreiheitsbrief von 1226 hatte sich die Stadt Lübeck von Kaiser Friedrich II. die entscheidenden Rechte an Travemünde zusichern lassen. Damals kam der Priwall zu Travemünde. 1329 ging Travemünde endgültig in den Besitz der Stadt Lübeck über. Travemünde war seit den Zeiten Heinrichs des Löwen stark befestigt, die Befestigungen wurden 1807 geschleift. 1872 wurde Travemünde durch das Ostseesturmhochwasser stark geschädigt, zahlreiche Häuser fielen den Fluten zum Opfer. Spuren der Sturmflut sind noch heute vereinzelt erkennbar. 1913 wurde die Stadt Travemünde nach Lübeck eingemeindet.

Politik

Travemünde hat einen informellen Ortsrat, der als Sprachrohr gegenüber der Verwaltung und Politik der Hansestadt Lübeck fungiert, aber keine eigenen Entscheidungsbefugnisse besitzt. Bei den Kommunalwahlen 2003 erhielt die CDU 62,3 Prozent, die SPD 23,2 Prozent, die Grünen 6,8 Prozent, die FDP 4,2 Prozent und sonstige Parteien 2,0 Prozent.

Bedeutende Bauwerke

Alter Leuchtturm

1539 wurde der Leuchtturm von holländischen Maurern aus Ziegelsteinen erbaut. Er ist rund 30 Meter hoch und besteht aus sechs Geschossen, die jeweils im Durchmesser abnehmen. 1827 wurde er von einem Blitz getroffen, wobei die Spitze völlig abbrannte. 1903 wurde das Leuchtfeuer auf elektrisches Licht umgestellt. Deutschlands dienstältester Leuchtturm stellte 1972 den Betrieb ein, weil die Sicht durch den Neubau eines Hochhauses verdeckt wurde.

Spielcasino

Das Gebäude wurde 1913/14 als „Städtischer Kursaal“ bzw. „Konversationshaus“ erbaut. Das Travemünder Casino an der eleganten Kaiserallee mit der Bäderarchitektur der Jahrhundertwende ist eines der traditionsreichsten in Deutschland. Im Jahr 1949 wurde das Spielcasino mit einer zunächst auf 10 Jahre befristeten Lizenz eröffnet.

Strandpromenade

Heute befindet sich hier die architektonisch wohl eindrucksvollste Strandpromenade an der deutschen Küste mit dem breiten Sandstrand der Ostsee. Sie wurde 1904 eingeweiht. Die besondere Atmosphäre ergibt sich durch die großzügigen Dimensionen und den Blick auf den Badebetrieb und den internationalen Fährverkehr. Der feinsandige Sandstrand ist 4,5 km lang, 1700 Strandkörbe sind verfügbar. Die Strandpromenade geht über in die urige Kulisse des Brodtener Steilufers. [1]

Strandbahnhof

Der Endbahnhof der Bahnstrecke wurde 1911-1913 von dem Architekten Fritz Klingholz [2] im Jugendstil als Ersatz für einen hölzernen Vorgänger erbaut. 2006 wurde er aufwändig für fast 2,3 Millionen Euro restauriert.[3] Als Besonderheit weist er einen Uhrenturm mit bis zum Strand hin sichtbarer Anzeige der nächsten Zugabfahrt auf.

Hafenbahnhof

Das jetzige Gebäude wurde 1913/14 ebenfalls nach den Plänen des Architekten Fritz Klingholz errichtet. Der Vorgänger wurde bereits mit der Eröffnung der Lübeck-Travemünder Eisenbahnlinie im Jahre 1882 fertiggestellt. Auf Wunsch der Eisenbahngesellschaft baute die Stadt eine Verbindungsstraße zwischen Hafenbahnhof und den Schiffsanlegern an der Vorderreihe, die den Namen Rose erhielt. 1996 wurde das Bahnhofsgebäude verkauft und wird heute als Restaurant genutzt.

Touristische Attraktionen eines alten Seebades

Lübeck-Travemünde entwickelte sich ursprünglich aus einer Fischer- und Lotsensiedlung und ist seit 1802 eines der ältesten und traditionsreichsten deutschen Seebäder. Sein Tourismus ist über Jahrzehnte gewachsen mit entsprechender Infrastruktur und vielfältigen Sport- und Freizeitangeboten.

In der Altstadt von Travemünde rund um die St.-Lorenz-Kirche (1557, mit einer Orgel von Beckerath) und am Ostpreußenkai hat sich der ursprüngliche Charakter erhalten. So kann man im Fischereihafen fangfrischen Fisch kaufen. Dieser Teil Alt-Travemündes vor dem Anleger der Priwallfähren, gegenüber der alten Lübecker Vogtei im Stil der Backsteinrenaissance, besitzt ein urbanes Ambiente.

Zwischen Kaiserallee und Steenkamp haben sich die Stadtplaner eine Pointe im Straßenbild erlaubt: Die Straßen Backbord, Steuerbord, Mittschiffs und Achterdeck sind so angeordnet, dass der Straßenverlauf das Bild eines Schiffs auf den Stadtplan zeichnet. Dieses „Schiff“ im Stadtplan hat sogar ein Fallreep, mit dem es an der Kaiserallee angelegt ist. Zu diesem Schiffsthema gehören außerdem noch die Straßen Im Beiboot, Am Heck und Godewind (guter Wind).

Alljährlich im Sommer findet unter Federführung des Lübecker Yacht Clubs (LYC) vom Leuchtenfeld aus die Travemünder Woche statt, ähnlich der Kieler Woche. Die Windjammer treffen sich in Travemünde jährlich zur Baltic Sail. Zahlreiche Besucher hatte zwischen 2002 und 2007 auch das Sandskulpturen-Festival Sand World, das 2007 zum sechsten Mal am Priwallstrand stattfand.

Zu Travemünde gehört auch das Brodtener Ufer, eine eindrucksvolle, bis zu 20 Meter hohe Steilküste von etwa 4 Kilometer Länge bis zum Nachbarort Niendorf, mit einem dahinter liegenden Golfplatz, der zu den Ältesten in Deutschland gehört. Im unmittelbaren Hinterland Travemündes, aber bereits im Kreis Ostholstein, liegt der Hemmelsdorfer See. Dieser See ist eine von der Ostsee abgeschnittene Förde, in der einstmals Napoleon einen geschützten Kriegshafen für sein Imperium anlegen lassen wollte.

Am Rande des Passathafens am Priwall mit seinen Hunderten von Segelyachten (nur während der Segelsaison) liegt die Viermastbark Passat als Museumsschiff und Wahrzeichen. Die Passat wurde 1911 als Getreide- und Salpetertransporter erbaut und 1959 von der Hansestadt Lübeck unter Denkmalschutz gestellt. Sie umsegelte neununddreißigmal Kap Horn und umrundete zweimal die Welt. Sie kann besichtigt werden, hat drei Veranstaltungsräume und 98 Kojen, und man kann auf ihr heiraten. [4] In der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit ist sie mit einer Lichterkette über die Toppen geschmückt.

Die Passat zählte einst zu den legendären Flying-P-Linern der Hamburger Reederei Laeisz. Sie ist das Schwesterschiff des vor Manhattan liegenden Museumsschiffs Peking und verwandt mit der im Atlantik gesunkenen Pamir, an die das Wrack eines ihrer Rettungsboote in der St. Jakobikirche am Koberg in Lübeck erinnert. Zu den P-Linern gehört auch die Krusenstern, die früher Padua hieß, und Travemünde als aktives russisches Segelschulschiff im Rahmen der Baltic-Sail regelmäßig besucht.

Das ortsbildprägende Kurhaus-Hotel am Kalvarienberg wurde renoviert und umgebaut und anschließend als Arosa Ressort neu eröffnet. In seinem Inneren finden sich noch Ausstattungsmerkmale des eingeschossigen Vorgängerbaus, die 1820 im Stil des Klassizismus vom Innenarchitekten Joseph Christian Lillie geschaffen wurden.

Museen und Erinnerungsstätten

Das Seebadmuseum Travemünde dokumentiert die Entwicklung Travemündes als Seebad, die Geschichte der Nutzung des Priwalls als Gelände zur Entwicklung von Seeflugzeugen (u. a. der Dornier) und als Werftstandort. Weiter werden die Aufnahme der Flüchtlingsströme des Zweiten Weltkriegs und die Situation an der ehemaligen Grenze zur DDR dargestellt.

Das Museum Ostseestation Priwall am Priwallhafen zeigt in mehreren Aquarien im Meer lebende Tiere von der Qualle bis zur Scholle. Auch das giftige Petermännchen gibt es zu sehen. Anhand von Gehäusen der Miesmuschel wird gezeigt, dass Muscheln in der salzhaltigen Nordsee größer werden als Muscheln in der Ostsee.

Zwischen der Trave- und der Strandpromenade sind verschiedene Tonnen auf einer Wiese ausgestellt, darunter eine Grenzmarkierungstonne der DDR.

Zwischen Strandpromenade und Maritim-Hotel ist ein historischer Propeller aufgestellt, der an die Geschichte des Priwalls als Seeflugerprobungsstätte erinnern soll.

Verkehr

Fährverkehr nach Skandinavien

Travemünde ist mit seinem Skandinavienkai einer der bedeutendsten deutschen Fährhäfen für den Verkehr mit Finnland, Schweden (Malmö, Trelleborg, Göteborg, Helsingborg), Lettland und Norwegen. Weitere Fähren verkehren von anderen Kais in Lübeck (Nordlandkai, CTL, Konstinkai, Seelandkai, Schlutupkai, Lehmannkai 2), etwa nach Russland (Sankt Petersburg) und Estland. [5] Per Pkw oder Lkw ist der Skandinavienkai nur durch eine Ausfahrt von der autobahnähnlich ausgebauten B 75 erreichbar. Der Zugang für Fußgänger zum Skandinavienkai ist von der Travemünder Seite und auch von der Bahnstation Lübeck-Travemünde-Skandinavienkai nicht mehr möglich. Hingegen halten die Busse der Linien 30 und 40 des Stadtverkehrs Lübeck am Abfertigungsgebäude des Skandinavienkais und verkehren bis Travemünde. Vom Ufer des Priwalls, der dem Skandinavienkai gegenüber liegt, ergibt sich eine umfassende Sicht auf die Dimensionen des Skandinavienkais, den Fährbetrieb und die Arten der Transportgüter (Pkw, Lkw und Container).

Öffentliche Verkehrsmittel

Eisenbahn

Von Hamburg und Lübeck wird die Stadt über die Bahnstrecke Lübeck–Lübeck-Travemünde Strand mit Zügen des Regionalverkehrs der DB Regio im Stundentakt bedient. Die drei Travemünder Bahnhöfe sind von Süd nach Nord Lübeck-Travemünde-Skandinavienkai (weitab vom Check-in der Ostseefähren), Lübeck-Travemünde-Hafen (nahe der Altstadt) und Lübeck-Travemünde-Strand (nahe der Strandpromenade und dem Kurhaus). Am Skandinavienkai findet reger Güterverkehr statt, wobei die Züge im Raum Travemünde auf eigener Trasse Richtung Lübeck verkehren.

Busverkehr

Nach Lübeck bestehen Busverbindungen mit dem Schnellbus 30 oder 40 des Stadtverkehrs Lübeck. Diese Busse passieren auch den Skandinavienkai.

Die Seebäder von Travemünde über Niendorf, Timmendorf, Haffkrug bis Scharbeutz werden durch die Busse der Lübeck-Travemünder Verkehrsgesellschaft verbunden.

Schiffsverkehr

In der Sommersaison ist Lübeck auch mit einer Schifffahrtslinie von der Travemünder Vorderreihe aus in 90 Minuten zu erreichen.

Flugverkehr

Der nächste Flughafen ist der Flughafen Lübeck in Lübeck-Blankensee.

Straßen und Stadtfähren

Travemünde ist über die A 1/A 226 und die autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraße 75 erreichbar. Mit den nordwestlich gelegenen Bädern der Lübecker Bucht und der Holsteinischen Schweiz ist Travemünde durch die Bäderstraße B 76 verbunden. Zwischen der rechts der Trave an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern gelegenen Halbinsel Priwall und dem Zentrum von Travemünde verkehrt eine kombinierte Personen- und Autofähre, vom Alten Leuchtturm außerdem noch eine Personenfähre.

Schulen

  • Grundschule Steenkamp, Strandweg
  • Stadtschule Travemünde (Grund- und Hauptschule), Kirchenstraße
  • Realschule Travemünde, Steenkamp

Kirchen

  • evangelisch-lutherisch: St. Lorenz, Kirchenstraße
  • römisch-katholisch: St. Georg, Rose
  • sonstige Glaubensgemeinschaften: Neuapostolische Kirche, Moorredder

Persönlichkeiten

Literarisch hat der Lübecker Nobelpreisträger Thomas Mann in den Buddenbrooks den Badeurlaub und Seebadbetrieb des 19. Jahrhunderts festgehalten. Aber auch Maler wie Edvard Munch, Gotthardt Kuehl, Ulrich Hübner und Erich Dummer ließen sich vom sommerlichen Leben im Seebad und Yachthafen thematisch fesseln. Ihre Gemälde sind im Lübecker Kunstmuseum Behnhaus ausgestellt und zeugen dort von Travemündes vergangenen Zeiten.

Dem Mundart-Dichter und Erzähler Otto Timmermann (1916–2008) – Küster der St. Lorenz-Kirche und Travemünder Original – wurde 2002 auf dem alten Marktplatz der Timmermann-Brunnen gewidmet.

Peter Deilmann, der Gründer der durch die ZDF-Fernsehserie Das Traumschiff bekannten, gleichnamigen Peter Deilmann Reederei aus Neustadt in Holstein, VIVA-Moderatorin Gülcan Kamps (geb. Karahancı), Rötger Feldmann alias Brösel, deutscher Comiczeichner, Peter Nogly, deutscher Fußballnationalspieler und der Fußballtrainer Bernd Schröder wurden in Travemünde geboren. Antje Buschschulte, Schwimmweltmeisterin, wuchs in Travemünde auf und Eckhard Dagge, zweiter Boxweltmeister nach Max Schmeling, begann den Boxsport in Travemünde.

Literatur

  • Thorsten Albrecht: Travemünde. (Kleine Hefte zur Stadtgeschichte, hrsg. vom Archiv der Hansestadt Lübeck, Heft 19) Lübeck 2005, ISBN 3795031184

Einzelnachweise

  1. Maritim, Strandhotel Travemünde: Hotelpass. Beschreibung von Travemünde
  2. Fritz Klingholz (1861-1921) Architekt und Hochschullehrer (Aachen,Hannover,Berlin) hatte sich auf die Gestaltung von Bahnhöfen spezialisiert. u.a. wirkte er, zusammen mit Willi Glogner, beim Bau des Lübecker Bahnhofes mit (1906)
  3. luebecknews.de vom 23.05.2006
  4. Gästeführer Lübeck und Travemünde. Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 2008, S. 16, 25, 28
  5. Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH: Lübecker Hafennachrichten, Dezember 2008.

Weblinks

53.96666666666710.8666666666677Koordinaten: 53° 58′ 0″ N, 10° 52′ 0″ O


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