- St. Tammany Society
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Tammany Hall war die Geschäftsstelle der Demokratischen Partei in New York City in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Aufgrund der Skandale und des Missbrauchs städtischer Ressourcen und Posten als Versorgungsmittel für das Klientel der Partei und zur Gewinnung finanzieller Unterstützung, gilt Tammany Hall bis heute als Synonym für korrupte Parteipolitik (Parteimaschinen), insbesondere in Großstädten.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Der Name leitet sich von Tamanend (auch Tammany genannt) ab, einem Chief der Lenni Lenape und Freund des Gründers von Pennsylvania, William Penn[1]. Der Häutling hatte dem Quäker ein Stück Land verkauft, welches Grundlage der späteren Hauptstadt werden sollte, als Pennsylvania einer der 13 Gründungsstaaten der USA wurde.
Geschichte
Gründung
Die Tammany Society in Philadelphia bestand seit 1772; sie stand für uneingeschränkten Handel und uneingeschränkten Föderalismus und Unabhängigkeit von einer Zentalregierung.
Als George Washington mit der ersten Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten von 1789 erster US-amerikanischer Präsident wurde, gründete William Mooney am 12.Mai in New York City die „Society of St. Tammany“; der Versammlungsort nannte sich Tammany Hall. Die Gesellschaft enagagiert sich von Anfang an parteipolitisch und begründete 1811 die „Tammany Hall Party“.
„Von Anfang an ist der Tammany-Hall Partei jedes Mittel recht, um bei Wahlen zu betrügen oder eigene Leute in lukrative Ämter zu hieven. Der Druck moderner Massenbeeinflussung durch Propaganda gibt es damals noch nicht.“
Die Tammany Hall stand für Klientelismus und Korruption; ab 1817 begann in den USA eine Reihe von Skandalen; so verschwand z.B. Ruggles Hubart, eigentlich Sheriff von New York mit 68.000 US-Dollar. Robert Swartwout konnte Im Präsidium der „Tammany Society“ bleiben, obwohl er 68.000 US-Dollar unterschlagen hatte.[2]
William Tweed
Insbesondere William Tweed bekannte sich offen zu seinen illegalen Aktivitäten. 1852 war Tweed zum Stadtrat für die Demokratische Partei gewählt worden, 1853 wurde er für diese Partei Abgeordneter des Kongress der Vereinigten Staaten. 1857 wurde Tweed „sachem“ (Sektionschef) der „St. Tammany Society“, 1863 „grand sachem“ (Anführer) und damit zugleich Vorsitzender der Demokratischen Partei in New York. In dieser Position war Tweed die bestimmende Persönlichkeit der New Yorker Politik und wurde 1868 Senator.
In den Jahren seiner politischen Karriere häufte Tweed ein Vermögen in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags an. Unter seiner Führerschaft flossen zusätzlich der St. Tammany Society 200 Millionen US-Dollar aus öffentlichen Kassen zu. Dies geschah unter anderem, indem er Kontrollkommissionen einsetzte, welche Bauvorhaben zu genehmigen hatten. So kostete 1858 der Bau des New Yorker „County Court House“, welcher zuerst auf 250.000 US-Dollar veranschlagt worden war, die Stadt zuletzt mehr als 12 Millionen Dollar. Die Summe kam großteils der Tammany Society zugute, deren Mitglieder zudem die am Bau beteiligten Firmen kontrollierten.
Zusätzlich bediente sich Tweed eines reichen Spektrums unlauterer Mittel, um die Macht behalten und sich weiter bereichern zu können. Gegen Bestechungsgelder erhielten Immigranten illegal Bleiberechte. Ferner wurde Beamte und Mandatsträger eingeschüchtert oder ihrerseits bestochen. Zudem kam es in New York zu Wahlfälschungen, welche auf Tweed selbst zurückgingen. Indirekt kontrollierte Tweed auch die Presse, indem er die Zeitungen durch die Vergabe von gut dotierten Inseratenaufträgen der Kommune oder von Mitgliedern der Society gefügig machte.
Tweed wurde wesentlich durch den bekannten Karikaturisten Thomas Nast gestürzt, welcher in der Zeitschrift Harper's Weekly publizierte und in seinen Zeichnungen das System der Korruption und politischen Willkür um Tweed anprangerte.
Nach der Wahl von Ulysses S. Grant zum Präsidenten folgte durch diesen die Ernennung von Edwards Pierrepont zum Bundesstaatsanwalt für den südlichen Bezirk von New York. Dieses Amt übte er bis 1870 aus, um danach als Mitglied des so genannten „Committee of Seventy“ gegen die Korruption in New York um den Parteivorsitzenden William Tweed in der Tammany Hall vorzugehen. 1873 lehnte er das Angebot des Präsidenten ab, als Gesandter nach Russland gehen, da aus seiner Sicht der Kampf gegen die Korruption noch nicht abgeschlossen war. Erst 1874 wurde Tweed wegen der massiven Korruption zu zwölf Jahren Haft verurteilt.
Parteimaschinen
Der intensive politische Wettbewerb in den USA des Gilded Age (ca. 1876-1914) führte zu aufwendigen Werbekampagnen und kostenintensiven Wahlkämpfen. Veranstaltungen, Werbematerialien und lange Rededuelle prägten diese politische Zeit. Dies alles wurde ohne feste, verlässliche Parteistrukturen organisiert.
Neben New York entwickelten sich sich auch in vielen anderen Städten und einzelnen Staaten sogenannte Parteimaschinen. Ziel dieser informellen parteipolitischen Organisationen war es, ausreichend Stimmen für anstehende Wahlen zu gewinnen. Sie setzten dabei auf eine streng hierarische Organisation. An der Spitze stand der boss William Tweed, gefolgt von tenement officers und den einfachen Mitgliedern der machine. Mit Hilfe von teils illegalen Mitteln wie Korruption und Erpressung brachten die Parteimaschinen zunächst Stadtbezirke und Stadtverwaltungen unter Kontrolle. Davon ausgehend strebten sie die Macht in Countys und Bundesstaaten an und hatten schließlich soviel Macht inne, dass sie Parteispenden oder offene Unterstützung mit offiziellen Ämtern, Staatsaufträgen o.ä. honorieren konnten.
Historiker sind bis heute gespaltener Meinung über die Einschätzung von Parteimaschinen.Einerseits förderten die Maschinen, insbesondere die Tammany Hall, illegale Machenschaften wie Korruption, Erpressung und Straßengewalt und wurden damit Vorreiter mafiöser Strukturen in den USA. So wurden zu Wahlkampfzwecken in den 1850er kriminelle irische Banden wie insbesondere die Roach Guards und Dead Rabbits eingesetzt. In den 1920er Jahren in New York City waren es dann deren Nachfolger wie die Eastman Gang. Durch italienische Einwanderungswellen hatte sich das Schwergewicht der Emigranten verschoben und die Five Points Gang wurde in diesem Bereich zur gewalttätigen Stimmengewinnung eingesetzt. In Chicago waren es die z.B. die Ragen’s Colts. Die Banden genossen dadurch politische Protektion für ihre illegalen Aktivitäten; Frank Ragen wurde sogar Polizeichef von Chicago.
Andererseits wurden städtische/kommunale Dienstleistungen organisierten und große Erfolge auf dem Gebiet der Integration von Zuwanderern erzielt. Zudem brachten die Parteimaschinen einige bedeutende Politiker, darunter US-Präsident Franklin D. Roosevelt, hervor.
Politische Führer der Tammany Hall
Amtszeit Name Lebenszeit Anmerkung 1789-1797 William Mooney Gründer der Tammany Gesellschaft in New York City (NYC) 1797–1804 Aaron Burr 1756–1836 1801–1805 Dritter Vizepräsident der USA unter Thomas Jefferson 1804–1814 Teunis Wortmann 1814–1817 George Buckmaster 1817–1822 Jacob Barker 1779–1871 1822–1827 Stephen Allen 1767-1852 1821-1824 Bürgermeister von NYC[3] 1827–1828 Mordecai Manuel Noah 1785-1851 1828–1835 Walter Bowne 1770-1846 1829-1833 Bürgermeister von NYC 1835–1842 Isaac Varian 1793-1864 1831-1834 State Assembly; 1839-1841 Bürgermeister; 1841 Senator 1842–1848 Robert Morris 1808-1855 1933-1834 State Assembly; 1841-1843 Bürgermeister von NYC 1848–1850 Isaac V. Fowler ??-1869 von US-Präsident Franklin Pierce 1853 zum Postmeister von NYC ernannt 1850–1856 Fernando Wood 1812-1881 1857–1858 Isaac V. Fowler 1858 Fernando Wood 1858–1859 Isaac V. Fowler zusammen mit William Tweed 1859–1867 Richard B. Connolly zusammen mit William Tweed 1858–1871 William Tweed 1823-1878 1858–1859 zusammen mit Isaac V. Fowler, 1859–1867 mit Richard B. Connolly 1872 John Morrissey 1831–1878 zusammen mit John Kelly; alias „Old Smoke“; Anführer der Dead Rabbits 1872–1886 John Kelly 1886–1902 Richard Croker Sr 1843–1922 1902 Lewis Nixon 1902 Louis F. Haffen zusammen mit Daniel F. McMahon und Charles Francis Murphy 1902 Daniel F. McMahon, zusammen mit Louis Francis Haffen und Charles F. Murphy 1902–1924 Charles Francis Murphy 1858–1924 1902 zusammen mit Daniel F. McMahon, Louis F. Haffen 1924–1929 George W. Olvany 1929–1934 John F. Curry 1934–1937 James J. Dooling 1937–1942 Christopher Daniel Sullivan 1870-1942 1942 Charles H. Hussey 1942–1944 Michael Joseph Kennedy 1897–1949 1944–1947 Edward V. Loughlin 1948–1949 Hugo E. Rogers 1949–1961 Carmine G. DeSapio 1908–2004 Einzelnachweise
- ↑ http://www.u-s-history.com/pages/h705.html
- ↑ a b Dagobert Lindlau: Der Mob. Recherchen zum organisierten Verbrechen, dtvBKL, München 1989,S. 91ff. ISBN 3-455-08659-4
- ↑ NYC list of Mayors (englisch)
Weblinks
- Tammany Hall auf www.u-s-history.com (englisch)
- Tammany Hall Links auf www.davidpietrusza.com (englisch)
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