- Ulysses S. Grant
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Ulysses Simpson Grant (* 27. April 1822 in Point Pleasant, Ohio; † 23. Juli 1885 in Mount McGregor, New York; geboren als Hiram Ulysses Grant) war Oberbefehlshaber der United States Army im Sezessionskrieg und von 1869 bis 1877 der 18. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ulysses S. Grant war der Sohn des Gerbers und Sattlers Jesse Grant und seiner Frau Hannah, geborene Simpson. Im Alter von 17 Jahren ging er als Kadett an die US-Militärakademie in West Point, New York. 1843 graduierte er als 21. von 39 seines Jahrgangs. Aus Versehen wurde Grant in West Point als „Ulysses S. Grant“ angemeldet. Grant ließ diesen Irrtum nicht korrigieren und behielt den Namen bei. Dass das Initial als Abkürzung für den Geburtsnamen seiner Mutter stand, hat Grant in späteren Jahren bestritten. Erst gegen Ende seines Lebens ließ sich Grant auf die Namen „Ulysses Simpson“ taufen.[1]
Am 22. August 1848 heiratete Grant Julia Boggs Dent (1826–1902), die Schwester eines West-Point-Kameraden. Sie hatten vier Kinder: Frederick Dent Grant (1850–1912), Ulysses Simpson Grant, Jr. (1852–1929), Ellen Wrenshall Grant (1855–1922) und Jesse Root Grant (1858–1934).
Nach seiner Teilnahme am Mexikanisch-Amerikanischen Krieg (1846–1848) wurde Grant zum Hauptmann befördert. Nach dem Krieg wurde er zunächst in das Oregon-Territorium und anschließend nach Kalifornien versetzt. Die damit verbundene Trennung von seiner Familie machte ihm zu schaffen; damals kamen erste Gerüchte auf, er sei Alkoholiker. Im Jahr 1854 verließ Grant das Heer, nachdem ihm aufgrund seines Alkoholismus ein Kriegsgerichtsverfahren angedroht wurde. In den folgenden sieben Jahren arbeitete Grant wenig erfolgreich als Geometer, Farmer und Grundstücksmakler in St. Louis und half schließlich seit 1860 seinem Vater und seinen Brüdern in deren Lederhandlung in Galena, Illinois.
Der Bürgerkrieg
Kurz nach Ausbruch des Bürgerkrieges wurde Grant vom Gouverneur von Illinois, Richard Yates, zum Regimentskommandeur des 21. Illinois-Infanterieregiments ernannt und zum Oberst befördert; am 7. August zum Brigadegeneral der Freiwilligen.
Ersten Kriegsruhm und Berühmtheit gewann Grant durch seine erfolgreichen Feldzüge in das nördliche Tennessee. Er nahm den wichtigen Platz Paducah an der Mündung des Tennessee in den Ohio ein und schlug General Leonidas Polk am 7. November 1861 bei Belmont am Mississippi, auf der gegenüberliegenden Seite von Columbus.
Die Einnahme von Paducah schuf die Voraussetzung für die spätere Eroberung von Fort Henry am Tennessee (6. Februar 1862) und von Fort Donelson am Cumberland (16. Februar 1862). Diese Siege verschafften der Union erste Erfolgserlebnisse nach der Niederlage in der Ersten Schlacht am Bull Run. Grant wurde daraufhin zum Generalmajor befördert. Berühmt wurde seine Forderung nach unconditional surrender (bedingungslose Kapitulation) gegenüber dem Kommandanten von Fort Donelson; die beiden Worte wurden bald sein Spitzname. In der Schlacht von Shiloh ließ sich Grant am 6. April 1862 zwar von den Truppen des Südstaaten-Generals Albert S. Johnston bei Shiloh (oder Pittsburgh-Landing) überraschen (wofür er scharf kritisiert wurde); hartnäckig verteidigte er jedoch seine Stellung und konnte die Schlacht schließlich zu seinen Gunsten entscheiden, nachdem General Don Carlos Buell Entsatz geleistet hatte. Auch wurde ihm wiederholt sein Alkoholkonsum vorgeworfen. Präsident Abraham Lincoln stärkte Grant jedoch den Rücken: Ich kann nicht auf diesen General verzichten. Er kämpft. Grant blieb Oberbefehlshaber der Tennessee-Armee.
Grant konnte seine Erfolge im September und Oktober 1862 fortsetzen, als er die Schlachten bei Yuka und Corinth gewann. Im Herbst 1862 rückte Grant mit der Tennessee-Armee auf Vicksburg vor, dem einzigen noch von den Südstaaten gehaltenen Ort am Mississippi, der den Fluss sperrte. Er konnte Vicksburg aber erst nach sehr langer und hartnäckiger Belagerung am 4. Juli 1863 einnehmen, nachdem die Südstaaten-Garnison kapituliert hatte (siehe auch Schlacht um Vicksburg). Vielfach wird dies – zusammen mit der fast zeitgleichen Schlacht von Gettysburg – als Wendepunkt des Bürgerkriegs betrachtet.
Im Herbst 1863 wurde Grant zum Oberbefehlshaber der in Chattanooga von den Südstaatlern belagerten Unionsstreitkräfte ernannt. Grant sorgte zunächst für den Ersatz des glücklosen William S. Rosecrans (dieser hatte die Schlacht am Chickamauga verloren) durch General George H. Thomas und schaffte es, den Belagerungsring zu durchbrechen. In der Schlacht von Chattanooga schlugen seine Truppen die konföderierte Tennessee-Armee von den Höhenzügen der Missionary Ridge und dem Lookout Mountain in die Flucht. Die Konföderierten wichen bis nach Dalton in Georgia aus. Dadurch waren Kentucky und Tennessee gesichert. Georgia sowie der gesamte Südosten des Sezessionsgebietes waren andererseits in ihrem Rücken bedroht.
Nach der Schlacht von Chattanooga wurde Grant für seine Verdienste zum Generalleutnant befördert. In der Geschichte der USA hatte bisher lediglich George Washington diesen militärischen Rang inne. Am 17. März 1864 wurde er Oberbefehlshaber des Heeres. Sein bisheriges Kommando im Westen übergab er an William T. Sherman.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz in Virginia zeigte sich erneut Hartnäckigkeit als eine von Grants herausragenden Eigenschaften. Hatten seine Vorgänger nach verlorenen oder nicht eindeutig entschiedenen Schlachten gegen die Nord-Virginia-Armee Robert E. Lees den Rückzug angetreten, so blieb er mit der Potomac-Armee und anderen Armeen an Ort und Stelle und verwickelte den Gegner in andauernde Kämpfe. Er schaffte es damit, die Südstaaten in eine dauernde Defensivposition zu bringen und sie im Wortsinn auszubluten. Die von Lee bis dahin erfolgreich angewandte Offensive aus defensiven Positionen heraus war damit nicht mehr möglich.
Grant wurde aufgrund seiner sehr verlustreichen Strategie in den eigenen Reihen als Schlächter bezeichnet, konnte damit jedoch im Sommer 1864 zunehmend militärischen Erfolg vorweisen. In nur vier Wochen verlor er nach Überschreitung des Rapidan 44.000 Mann, sein Gegner Lee nur 25.000. Grant rückte dabei aber immer näher an Richmond, die Hauptstadt der Konföderation, heran. Nach der Schlacht in der Wilderness ordnete Grant nach missglückten Umgehungsmanövern in der Schlacht von Cold Harbor einen Frontalangriff gegen die aus Schützengrabensystemen verteidigende konföderierte Armee an. Dieser völlig aussichtslose, von gegnerischen Soldaten als Mord bezeichnete Angriff, war die erste „moderne Schlacht“ und lieferte einen Vorgeschmack auf die Kriegsführung des Ersten Weltkriegs. Grant brach die Schlacht erst ab, nachdem sich seine Kommandierenden Generale geweigert hatten, erneute Angriffswellen zu starten. Grant schrieb später in seinen Memoiren „Ich habe den letzten Angriff bei Cold Harbor immer bedauert…Wir haben nicht den geringsten Vorteil als Ausgleich für die schweren Verluste, die wir einstecken mussten, erreicht.“
Nach Cold Harbor konnte Grant nicht mehr auf direkten Weg nach Richmond vorstoßen und musste sich auf die lange Belagerung von Petersburg, einem strategisch wichtigen Städtchen südlich von Richmond, einlassen. Als es Grant schließlich Anfang April 1865 gelang, die konföderierten Linien an mehreren Stellen zu durchstoßen, brach die bis dahin seit gut neun Monaten bestehende Verteidigungslinie der Nord-Virginia-Armee zusammen, und Lees Armee musste sich aus Petersburg zurückziehen. Innerhalb weniger Tage musste auch Richmond evakuiert werden und die Truppen Lees marschierten westwärts, wo sie schließlich von der Unions-Kavallerie unter dem Kommando des späteren Oberbefehlshabers des Heeres Philip Sheridan, der ein enger Vertrauter Grants war und bereits unter diesem auf dem westlichen Kriegsschauplatz gekämpft hatte, eingeholt wurden. Lee wollte durch eine Vereinigung der Nord-Virginia-Armee mit den Resten der konföderierten Westarmee unter General Johnston eine Bündelung der Kräfte und damit die Fortsetzung des Krieges erreichen.
Die Potomac-Armee verhinderte dies und so nahm Grant am 9. April 1865 schließlich bei Appomattox Court House in Virginia die Kapitulation der Nord-Virginia-Armee unter General Lee entgegen (siehe auch Appomattox-Feldzug). Nach dem Krieg wurde ihm am 25. Juli 1866 der vom Kongress neu geschaffene Rang des General of the Army of the United States verliehen. Er blieb bis zu seiner Kandidatur für die Präsidentschaft Oberbefehlshaber des Heeres.
Präsidentschaft
Auf der Convention der Republikanischen Partei in Chicago am 20. Mai 1868 wurde Grant aufgrund seines Ruhms als Kriegsheld ohne nennenswerte Opposition Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Am Wahltag gewann er mit 309.684 Stimmen Vorsprung von insgesamt 5.716.082 ausgezählten Stimmen gegen den Kandidaten der Demokratischen Partei, Horatio Seymour, und wurde der 18. Präsident der Vereinigten Staaten. Er war vom 4. März 1869 bis 3. März 1877 im Amt. Vizepräsidenten waren Schuyler Colfax (1869–1873) und Henry Wilson (1873–1875).
Für die Politik hatte Grant weniger Begabung als für das Militär: Seine Präsidentschaft ist vor allem durch Korruptionsskandale in bis dahin unbekanntem Ausmaß in Erinnerung, die bis in seine persönliche Umgebung reichten, auch wenn ihm selbst keine Korruption unterstellt wurde. Wesentliche Skandale waren die Goldspekulationen von James Fisk und Jay Gould, der Steuerskandal um den Whiskey Ring, die Steueraffäre seines Finanzministers William A. Richardson sowie die Korruptionsaffäre seines Vizepräsidenten Schuyler Colfax. Dennoch strebte Grant 1876 eine Nominierung für eine dritte Amtszeit an, die ihm seine Partei mit Verweis auf das Vorbild George Washingtons allerdings verweigerte.
Nach Ablauf seiner zweiten Amtszeit reiste Grant mit seiner Frau zwei Jahre durch die Welt, unter anderem nach Europa und Japan. Der Versuch einer erneuten Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl von 1880 scheiterte. Anschließende Versuche, in der Investmentbranche aktiv zu werden, führten aufgrund eines betrügerischen Partners zu seinem Bankrott. Auf Anregung von Mark Twain begann Grant schließlich, seine Memoiren zu schreiben, die er eine Woche vor seinem Tod abschließen konnte. Sie wurden ein großer Publikumserfolg und verschafften seiner Familie finanzielle Sicherheit.
Grant, der bis zu zwanzig Zigarren am Tag konsumierete, starb am 23. Juli 1885 in Mount McGregor, New York an Rachenkrebs. Sein Körper liegt, gemeinsam mit dem seiner Frau, in Grant's Tomb, New York City, dem größten Mausoleum Nordamerikas.
Sonstiges
- Grants Porträt ist auf der 50-Dollar-Banknote abgebildet.
- Ein sehr alter Riesenmammutbaum im Sequoia National Park wurde General Grant Tree genannt.
- Zusammen mit seinem militärischen Gegenspieler Lee wurde Grant zum Namensgeber des Kampfpanzers M3.
Siehe auch
Anmerkungen
- ↑ Brooks D. Simpson, Ulysses S. Grant, S. 11f., 470, Fußnote 21
Literatur
- John Keegan: Die Maske des Feldherrn, Berlin 2000 (ISBN 3-88679-283-8)
- William S. McFeely: Grant. A Biography. W. W. Norton, New York 1981.
- Marie Ellen Kelsey: Ulysses S. Grant: A Bibliography. Westport 2005, ISBN 978-0-313-28176-1.
- Edward G. Longacre: General Ulysses S. Grant. The Soldier and the Man. Da Capo Press, Cambridge, MA 2006.
- Brooks D. Simpson: Ulysses S. Grant. Triumph over Adversity, 1822-1865. Houghton Mifflin, Boston, MA u. a. 2000.
- Falko Heinz, Robert E. Lee und Ulysses S. Grant, Die Biographien zweier Generäle, Verlag für Amerikanistik, 2003, ISBN 3-89510-091-9
Weblinks
Commons: Ulysses S. Grant – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikiquote: Ulysses S. Grant – Zitate (Englisch)Wikisource: Ulysses S. Grant – Quellen und Volltexte (Englisch)- Literatur von und über Ulysses S. Grant im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ulysses S. Grant Digital Collection, Mississippi State University
- Ulysses S. Grant: A Resource Guide, The Library of Congress
- Ulysses S. Grant in der Datenbank von Find A Grave
- Memoiren von U.S. Grant (u.a. als PDF-Dokument mit 600 Seiten)
- Die Administration des Ulysses S. Grant, in Rudolf Doehn: Beiträge zur Geschichte der Nordamerikanischen Union (1881), S. 9–147
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