Stadtanspannung

Stadtanspannung

Ganz allgemein wird als Anspannung die Konfiguration eines Gespannes aus Zugtieren bezeichnet. Im weiteren Sinne ist damit die gesamte Equipage und auch die Art des verwendeten Geschirres gemeint.

Inhaltsverzeichnis

Anspannungsarten I: Anordnung der Zugtiere

Jucker-Anspannung
Vierspänner
  • Einspänner (1 Scherenpferd)
  • Zweispänner (2 Stangenpferde laufen nebeneinander, rechts das sog. Handpferd, links das. sog. Sattelpferd)
  • Tandem (2 Pferde voreinander, das vordere Pferd ist das sog. Vorderpferd, auch Vorauspferd genannt.)
  • Random (3 Pferde voreinander)
  • Troika (russisch, 3 Pferde nebeneinander)
  • Dreispänner (3 Pferde nebeneinander)
  • Einhorn (2 Stangenpferde, 1 Vorderpferd)
  • Verkehrtes Einhorn (1 Scherenpferd, 2 Vorderpferde)
  • Quadriga (4 Pferde nebeneinander)
  • Vierspänner (2 Stangenpferde, 2 Vorderpferde)
  • Fünfspänner-Jucker-Anspannung (2 Stangenpferde, 3 Vorderpferde)
  • Sechspänner (2 Stangenpferde, 2 Mittelpferde an der Mitteldeichsel, 2 Vorderpferde)
  • Wildgang (2 Stangenpferde, 4 Vorderpferde)

Anspannungsarten II: Verbindung der Stränge mit dem Wagen

Dockenanspannung

...auch feste Anspannung genannt. Die Stränge sind direkt mit dem Wagen verbunden.

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Pferd | 
-----o|  Wagen
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Pferd |
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Sprengwaage

Die Stränge sind über einen Ortscheit und dieser wiederum über einen Nagel mit dem Wagen verbunden.

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Pferd o|
-----o|| Wagen
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Pferd o|
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Spielwaage

Über einen weiteren Balken, den Waagbalken, wird für einen automatischen Arbeitsausgleich der Pferde gesorgt, d.h. das faule Pferd muss mehr ziehen als das fleißige. Damit lässt sich nicht so präzise fahren, es hat sich aber beim Arbeitseinsatz (siehe Arbeitspferd) in der Landwirtschaft bewährt.

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Pferd o| |
-----o||_| Wagen
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Pferd o| |
-----o|  |

Anspannungsarten III: Stadt- und Landanspannung

Stadtanspannung

Ist geprägt von der englischen Kumtanspannung. Möglichst mit schwer gebauten, großkalibrigen, kräftigen sogenannten Karossierpferden vor großen lackierten Wagen. Wurden früher mit bestimmten Farben gefahren, entsprechend den Pferdefarben: Schimmel weinrote Lackierung, Füchse grün und Braune/Rappen mit dunkelblauen Wagen. Dunkle Wagen passen aber zu allen Pferdefarben. Zu Stadtwagen gehören eckige Lampen.

Gefahren wird mit dem englischen Kumtgeschirr an der festen Bracke oder an Docken. Das äußere Pferd zieht den Wagen in die Wendung. Ursprünglich wurde mit der Kreuzleine gefahren, woraus sich das deutsche Fahrsystem mit der Achenbachleine entwickelt hat. Das Geschirr ist schwarzes Leder oder Lackleder und verchromte oder silber- oder goldfarbene Beschläge und reich plattiert. Mit weiteren Verzierungen, wie Rosetten an den Kopfgestellen. Dazu benutzt man Liverpool-, Ellenbogen-, Buxton- und Tilburykandaren und die Bogenpeitsche. Der Herr hatte Aufhalteketten, der Kutscher fuhr mit Lederaufhalter.

Wagen werden unterschieden in Selbstfahrer, vom Herrn gefahren, oder vom Kutscher gefahren.

Selbstfahrer-Wagen

Spider-, Damen-, Mail-, Demi-Mail-, Stanhope-Phaeton, Duc, Buggy, Spinne (ähnlich Buggy), Break, Wagonette, Four-Wheel-Dogcart, Dos-à-dos, Drag (private Coach), Park-Coach, Doktor Chaise (Schweiz)

Einachser

Tandemcart, Gig, Dogcart, Tilbury

Kutscher-Wagen

Coupé, Landauer, Berline, Landaulet, Halbkalesche, Vis-à-vis, Viktoria, Mylord, Omnibus, Coach, Mail-Coach (öffentliche Coach), Char-à-Bancs

Kleidung

Fahrer:

  • grauer Anzug, grauer Zylinder (als Besitzer des Gespanns) oder dunkler Anzug und Melone
  • dunkler Anzug, schwarzer Zylinder (angestellter Kutscher), einreihigen Rock mit vorne 6 Knöpfen hinten 4 (2 oben am Bund, 2 unten am Rockende oder auf den Faltenleisten), schwarze Stiefel mit braunen Stulpen und weiße Lederhose, dass 4 Knöpfe über den Stulpen frei liegen
  • Uniform oder Reitanzug ohne Sporen
  • Bockdecke, braune Handschuhe

Beifahrer:

  • dunkler Anzug, schwarzer Zylinder oder dunkler Anzug und Melone
  • Livree mit je 6 Knöpfen vorne und hinten gleichmäßig auf den Faltenleisten verteilt (Farbe wie Beschläge am Geschirr), schwarze Stiefel mit braunen Stulpen und weiße Lederhose, dass 4 Knöpfe über den Stulpen frei liegen
  • Plastron, weißes Band ähnlich einer Schleife statt Krawatte (wie die Damen beim Dressurreiten)
  • schwarzer Zylinder, braune Handschuhe
  • schwarze Stiefel mit braunen Stulpen und weiße Reithose
  • Reitanzug mit Kappe, Stiefel ohne Sporen

Landanspannung

Mit Brustblattgeschirr gefahren, geprägt von der ungarischen Anspannung. Leichte Pferde zu leichten Wagen. In Ungarn leichte schnelle Pferde, genannt „Jucker“, daher der Begriff Juckerzug. Auch in beliebiger Farbzusammenstellung der Pferde. Wagen sind nicht lackiert, sondern in Naturholzausführung, oft mit Klarlack lackiert. Also im ganzen eine schlichte Verarbeitung. Bei Kumetanspannung schwarz lackierte oder mit Leder überzogene Beschlägen. Zur original Ungarischen Anspannung gehört ursprünglich die ungarische Fahrleine mit Schnallen an den Griffenden, den sogenannten „Wiener Fröschen“. Die Brustblätter wurden auch Sielen genannt, deshalb auch Sielengeschirr. Im Originalstil sind diese Geschirre durch geflochtene Lederriemen, den „Schalanken“, und bunten Bändern verziert und mit Glöckchen behangen. Zur normalen Brustblattanspannung in Deutschland für Kutschwagen und beim Militär gehört die Achenbachleine und der Deutsche Fahrstil. Dazu eine Stockpeitsche. Als Gebisse kommen Postkandare oder Doppelringtrense zum Einsatz. Brustblattgeschirre werden nur mit Lederaufhalter gefahren. Zur Landanspannung benutzt man runde/ovale Lampen.

Wagen

Jagdwagen, Wagonette, Break, Landratswagen (wie Jagdwagen, nur hintere Sitzbank tiefer), Marathon-Wagen, Land Vis-à-vis, Stanhope, Dogcart (mit Luftschlitze), Land-Dogcart (ohne Luftschlitze), Esterhazy-Wagen, auch einachsige Dogcarts

Kleidung

Fahrer:

  • weicher Hut oder Strohhut
  • Anzug – alles passend zum Wagen z. B. (lokale) Trachten, Uniform, Reitanzug ohne Sporen
  • Bockdecke
  • braune Handschuhe

Beifahrer:

  • passend zum Anzug des Fahrers, mit Hut
  • braune Handschuhe
  • Reitanzug ohne Sporen

Siehe auch

Weblinks


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