- Peitsche
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Peitsche Angaben Waffenart: Peitsche Bezeichnungen: Katze, Knute, Geißel, Bullenpeitsche Verwendung: Werkzeug, Kulturwaffe, Kommunikationsmittel, Spielzeug Entstehungszeit: v. Chr. Einsatzzeit: bis aktuell Verbreitung: Weltweit Gesamtlänge: Stock bis 3 m, Schlag bis 4.50 m, Gesamtlänge bis 7.50 m Griffstück: Holz, Aluminium, Kunststoff, Fiberglas Besonderheiten: verschiedene Formen Listen zum Thema Eine Peitsche ist je nach Ausprägung ein Schlaggerät, eine Schlagwaffe oder ein Kommunikationsmittel, das aus einem schmalen Lederriemen oder Strick an einem mehr oder weniger langen Stiel besteht.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau und Verwendung
Den Griff einer Peitsche nennt man Peitschenstiel, Stock oder Knauf. Der Strick oder Riemen wird Peitschenschnur oder Schlag genannt. Der Faden am äußersten Ende der Schnur heißt Treibschnur, Schmitze, Schnäpper oder Knallschnur.
Die Peitsche kann zur Berührung (Touchieren) mit Stock oder Schlag benutzt werden. Mit der Peitsche kann mit Stock oder Schlag geschlagen werden. Die Peitsche kann geworfen werden. Die Peitsche kann zum Erzeugen von Geräuschen wie Zischen oder Knallen verwendet werden. Eine Peitsche kann für optische Signale verwendet werden.
Verschiedene Peitschentypen dienten lange Zeit als Folter- oder Bestrafungsinstrument (siehe Staupenschlag), daher rührt auch ihre Verwendung im BDSM-Bereich.
Häufig dienen Peitschen als Kommunikationsmittel für die Dressur und Ausbildung von Tieren, beispielsweise Pferden und Zirkustieren.
Die kunstfertige Handhabung von Peitschen wird auch als Sport betrieben, ist Bestandteil des Brauchtums und ein Teilbereich der Artistik. Peitschen dienen als Spielzeug, beispielsweise beim Peitschenkreisel.
Kinematik des Peitschenschlages
Das Ende einer Peitsche kann, bei korrektem Schlag, auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigt werden, was den „Peitschenknall“ hervorruft. Der Knall resultiert aus der Bildung einer Schlaufe, welche sich mit steigender Geschwindigkeit auf das Peitschenende zubewegt und dabei, beim Öffnen am Ende der Schnur, die Schallgeschwindigkeit überschreitet. Die Schnur erreicht im Scheitelpunkt der Schlaufe etwa doppelte Schallgeschwindigkeit und eine Endbeschleunigung in der Größenordnung der 50.000 fachen Erdbeschleunigung.[1] Die theoretische Begründung für dieses Phänomen gelang dem deutsch-ungarischen Physiker István Szabó, der in seinen Vorlesungen über die Technische Mechanik zunächst eine solche Peitsche knallen ließ und anschließend die zur Erklärung notwendigen Gleichungen an die Tafel schrieb.
Physikalische Zusammenhänge
Am unteren Punkt der Bewegungskurve wird die Schlagbewegung plötzlich gestoppt. Die Peitschenschnur vom Griffende bis zum Umlenkungspunkt der Schlaufe S, ist gestreckt und weitgehend in Ruhe. Die Peitschenschnur strebt wegen der Fliehkräfte zur vollständigen Streckung. Aus diesem Grund bewegt sich die Schlaufe S axial vom Griff fort und die Restschnur L, oberhalb der Schlaufe S, wird immer kleiner. Die Masse m dieser Restschnur ist proportional zu ihrer Länge L, daher geht auch die Masse der Restschnur gegen Null. Da die kinetische Energie E = 1/2·m·v² = konstant ist, strebt - wegen des Energieerhaltungssatzes - die Geschwindigkeit v gegen unendlich. In der Praxis ist die Maximalgeschwindigkeit der Schlaufe S bzw. des Schnurendes durch innere und äußere Reibungsverluste begrenzt.[2]
Peitschentypen
Schlaggerät und Schlagwaffe
- Geißel im eigentlichen Sinne: aus einem Stiel mit mehreren Riemen oder Schnüren, die zur Züchtigung diente. Die Geißel hat an den Enden Knoten oder Gewichte aus Metall, die meist mit Widerhaken versehen sind, so dass sie die Haut des Gegeißelten stark verletzen (siehe Flagellanten)
- Als Neunschwänzige Katze bezeichnet man eine Riemenpeitsche mit neun geflochtenen Tauenden. Sie diente zum Beispiel zur Züchtigung in der Seefahrt. Noch heute wird sie als Symbol und Schlaginstrument im Bereich BDSM verwendet.
- Die Klopfpeitsche oder Riemenpeitsche wurde im deutschsprachigen Raum bis in die 1970er Jahre hinein zur Züchtigung von Kindern und Jugendlichen genutzt, die mehrriemige Peitsche galt als besonders schmerzhaft. In Frankreich ist sie als Martinet bekannt.
Arbeitsgeräte
- Bullenpeitsche: Eine einschwänzige Peitsche (Singletail). Es wird im Englischen genauer unterschieden zwischen der Bullwhip mit starrem Griff und der Snakewhip mit biegsamem Griff. Snakewhips können aufgerollt und damit leichter verstaut werden. Sie zählen zum Handwerkszeug von Cowboys.
- australische Stockpeitsche
- Tretsche
- Wengerter-Peitsche: Arbeitsgerät von Weinberghütern
Kommunikationsmittel
- Fahrpeitsche (Stock- oder Bogenpeitsche)
- Voltigierpeitsche
- Longierpeitsche
- Hetzpeitsche
- Signalpeitschen für Schlittenhunderennen
Sportgerät oder Bestandteil des Brauchtums
- Karbatsche
- Goaßl, die Peitsche beim Aperschnalzen – oft auch mit Schnäpper am Ende
- Innerschweizer Geißel [3]
- Chlausgeissel[4]
- Peitschenkreisel oder Dildop
- 9-Teile-Peitsche Waffe für asiatischen Kampfsport
- Stecken – peitschenähnlicher Schläger für die schweizer Nationalsportart Hornussen
Wortherkunft
Das Wort ‚Peitsche‘ ist kein ursprünglich deutsches Wort, es wurde im 14. Jahrhundert aus dem Westslawischen entlehnt,[5] siehe das polnische Wort für Peitsche bicz (lies: bitsch), das wiederum auf das urslawische biti (schlagen) zurückverfolgt werden kann, das selbst wohl auf der indogermanischen Wortwurzel *bhau (schlagen) basiert. Siehe auch englisch to beat (schlagen, besiegen) oder altertümlich deutsch Bäuschel (schwerer Hammer) von germanisch *bautan (schlagen).
Das Wort Peitsche hat im Sprachgebrauch weitgehend das ursprüngliche Wort Geißel verdrängt, das heute im Hochdeutschen nur noch in der Bedeutung Züchtigungsinstrument und übertragen im Sinne von Strafe verwendet wird.[6] Allerdings wird das Peitschenknallen im Bayerischen auch heute noch als Goaßlschnalzen bezeichnet. Im Schweizerdeutschen ist das Wort Geissel gebräuchlich und es gibt "Geisselchlöpfer"-Vereine.
Das deutsche Wort ‚Knute‘ ist über Umwege mit dem Wort Knoten verwandt und wurde indirekt über das russische knut (Knotenpeitsche) aus dem altnordischen knútr (der Knoten) entlehnt, das in die Gruppe jener indogermanischen Wörtstämme fällt, die mit dem Anlaut kn- eine Verdickung oder Verengung ausdrücken (Vgl. deutsch: Knolle, Knochen, Knopf, Knie, Knauf, kneifen, kneten, knutschen, knapp usw.).[7]
‚Geißel‘ findet sich schon ahd. kaisala, geisila, geisla. Nach Grimm ist es ursprünglich nur der Stiel selbst, weil es sich auch für einfache Hütestöcke findet. Der Übergang auf die Bedeutung ‚Peitsche‘ dürfte in der Zeit der Entlehnung des zweiteren Worts stammen. Bei Grimm ist die Schreibung Geisel ohne »sz« (bzw. heute »ß«) noch das Lemma.[8]
Das Wort Peitsche ist Bestandteil der Redewendung mit Zuckerbrot und Peitsche. Der Begriff Peitscheneffekt ist in der Biomechanik und in den Wirtschaftswissenschaften gebräuchlich.
Peitschen im Pferdesport
Im Umgang mit Pferden, beim Fahren, Longieren, Voltigieren, bei der Bodenarbeit und Doppellongenarbeit, dient die Peitsche der differenzierten Hilfengebung, also der Kommunikation mit dem Tier. Im Gegensatz zu anderen Verwendungen wird die Peitsche im Pferdesport nicht eingesetzt, um Schmerz zuzufügen, da das Pferd sonst Angst vor der Peitsche hätte und nicht mehr angemessen reagieren würde. Beim Reiten werden in der Regel keine Peitschen, sondern Gerten verwendet.
Bodenarbeit
Bei der Bodenarbeit und zirzensischen Lektionen werden nicht nur Gerten, sondern auch kurze Peitschen als Armverlängerung eingesetzt. Diese haben meist einen festen, wenig biegsamen kurzen Stock und einen rund 1.8 m langen weichen Lederschlag und werden als Stick bezeichnet.
Voltigieren
Beim Voltigieren geht das Pferd auf einem Kreis von mindestens 18 m Durchmesser, was einem Radius von mindestens 9 m entspricht. Der Longenführer befindet sich im Mittelpunkt des Zirkels. Voltigierpeitschen haben meist einen 3 m langen Teleskop-Stock und einen 3 m bis 4.5 m langen Schlag. 7.5 m Peitschenlänge genügt zusammen mit der Armlänge gerade, um das Pferd zu erreichen. Ein längerer Stock macht die Peitsche trotz Teleskopstock unhandlich, ein längerer Schlag verwickelt sich leichter. Der Teleskopstock ist aus dünnem, leichtem, verstärktem Kunststoff-Material (meist GFK), damit die Peitsche im Verlauf der Voltigierstunde für den Longenführer nicht zu schwer wird. Der Schlag ist meistens aus Leder. Am Ende des Schlages ist ein dünner Baumwollfaden als Knallschnur angebracht. Stock und Schlag sind häufig weiß, damit das Pferd die Peitsche gut sehen kann. Die Peitsche wird während des Longierens normalerweise nach schräg oben gehalten, so dass die Voltigierer unter der Peitsche durch an der Longe entlang zum Pferd laufen können. Der Schlag liegt nicht andauernd auf dem Boden, da sonst die Voltigierer versehentlich über den Schlag stolpern können. Die Peitsche wird beim Handwechsel nicht auf den Boden gelegt.
Peitschenhilfen müssen überlegt eingesetzt werden, damit sie das Pferd nicht zu Taktfehlern veranlassen, die Punktabzug bringen und Stürze der Voltigierer verursachen können. Es muss sehr präzise gezielt werden, da sonst versehentlich die Voltigierer getroffen werden können. Es gibt treibende, verwahrende und hinausweisende Peitschenhilfen.
treibende Peitschenhilfen
- optisch Die Peitsche abgesenkt und zeigt auf die Spungelenke des Pferdes, auch Auf & Abbewegung möglich.
- akustisch Schlag von oben zischend hinter das Pferd werfen
- touchierend Das innere Hinterbein im Augenblick des Abfussens mit dem Peitschenschlag treffen.
Hinausweisende Peitschehilfen
- kleine hinausweisende Peitschenhilfe Wenn das Pferd die Longe nicht korrekt anspannt, sondern in den Zirkel herein kommt, dann wird die hinausweisende Peitschenhilfe eingesetzt, indem man mit der abgesenkten Peitsche auf die Schulter des Pferdes zeigt und eine Stimmhilfe (z.B. "raus") gibt.
- große hinausweisende Peitschenhilfe Der Schlag wird vor die Nase des Pferdes geworfen. Die große hinausweisende Peitschenhilfe muss vorsichtig und zielsicher eingesetzt werden, da sie sonst Taktfehler verursacht. Es darf unter keinen Umständen, auch nicht versehentlich, der Pferdekopf getroffen werden.
verwahrende Peitschenhilfe
- verwahrend Peitsche nach hinten führen, weg aus dem Gesichtsfeld des Pferdes
Longieren
Beim Longieren werden prinzipiell die gleichen Peitschenhilfen wie beim Voltigieren verwendet. Es gibt aber dennoch Unterschiede, da die Zielsetzung unterschiedlich ist (Ausbildung von Reiter oder Pferd, Bewegung des Pferdes) und häufig kürzere, zusammensteckbare Peitschen aus Voll-Kunststoff, verwendet werden. Der Stock misst meist 1,8 m bis 2 m, der Schlag rund 2 m bis 2,5 m. Diese Peitschen sind billiger, zerbrechen weniger leicht und leichter zu handhaben. Nachteile sind die begrenzte Reichweite und das hohe Gewicht. Häufig ruhen Peitschenspitze und Schlag auf dem Boden und werden alle viertel oder halbe Runde nachgezogen, so dass der Stock zum Vorwärtstreiben kurz auf das Sprunggelenk zeigt. Mit einer 4,5 m langen Peitsche kann das Pferd auf einem 18-m-Zirkel nicht ohne eine störende Bewegung der Longenhand erreicht werden.
Doppellonge
Je nach dem ob die Doppellonge zur Arbeit am langen Zügel, zum Fahren vom Boden oder für die Doppellongenarbeit ähnlich wie eine normale Longe verwendet wird, wird die Doppellonge unterschiedlich lang gefasst und entsprechend werden unterschiedlich lange Peitschen verwendet. Zur Handarbeit am langen Zügel bietet sich eine lange Gerte, zum Fahren vom Boden eine Bogenpeitsche und zum Longieren eine Longier- oder Voltigierpeitsche an.
Fahrsport
Ordnungsgemäße Peitschenhilfen beim Fahren können nur dann gegeben werden, wenn die Pferde mit Blendklappen ausgerüstet sind, da das Erheben der Peitsche von ihnen eventuell falsch interpretiert werden könnte. Ein individuelles Ansprechen der Pferde wäre nicht möglich. Die normale Peitschenhaltung beim Fahren ist "elf Uhr", das heißt die von der rechten Hand gehaltene Peitsche zeigt nach schräg links oben, in einem Winkel, der ungefähr elf Uhr entspricht. Je nach Anspannung werden verschiedene Peitschentypen verwendet. Zur Landanspannung (ungarische oder Jucker- Anspannung, Brustblatt) gehört die Stockpeitsche, zur Stadtanspannung (englische Anspannung, Kumt) eine Bogenpeitsche.
Es gibt fünf verschiedene Peitschenhilfen beim Fahren:
- treibende Hilfe – bei der treibenden Peitschenhilfe legt der Fahrer die Peitschenschnur von außen an das zu treibende Pferd dicht hinter dem Kammdeckel (oder Sellette) an und gibt mit den Fahrleinen nach
- versammelnde Hilfe – während der Peitschenhilfe hinter dem Kammdeckel nimmt der Fahrer vermehrte Verbindung zu den Mäulern auf – danach wird die Hand wieder leicht
- verwahrende Hilfe – alleinige Peitschenhilfe hinter dem Kammdeckel dient zur Korrektur von Stellung und Biegung des einzelnen Pferdes
- strafende Hilfe – wird beim Fahren in der Regel am Bug des Pferdes gegeben, wird im deutschen Fahrsport nicht gelehrt.
- helfende Hilfe - während des Fahrens werden lästige Insekten, zum Beispiel Bremsen, mit der Peitsche von den Pferden verscheucht. Insbesondere Pferdebremsen können Pferde so schmerzhaft stechen, dass diese unruhig werden und gefährliche Situationen entstehen können. Bremsen lassen sich auch von Insektenspray nicht immer verscheuchen, daher ist die "helfende Peitschenhilfe" durchaus für die Fahrsicherheit von Bedeutung. Die Pferde dürfen allerdings keine schlechten Erfahrungen mit der Peitsche gemacht haben, da sie sonst die plötzliche Berührung mit der Peitsche nicht an allen Körperteilen tolerieren.
Peitschen in der Tierausbildung
In der Tierausbildung, beispielsweise der Dressur von Zirkustieren, werden häufig Peitschen zur Kommunikation mit den Tieren eingesetzt. Außerdem werden Stöcke, beispielsweise für das Targettraining verwendet.
Bei Reitjagden verwenden die Piköre Hetzpeitschen um die Hundemeute zu lenken. Auch hier dienen die Hetzpeitschen als Kommunikationsmittel mit den Hunden. Der gezielte Schlag nach dem Hund wird nur in Ausnahmefällen als ultima ratio verwendet, da sonst die Hunde Angst vor der Hetzpeitsche entwickeln und nicht mehr richtig geführt werden können.
Für Schlittenhunderennen wurden Signalpeitschen entwickelt. Sie sind so kurz, dass man mit ihnen zwar knallen, die Schlittenhunde vor dem Schlitten aber nicht aus Versehen treffen kann.
Verwendung im Strafvollzug
Vor allem in islamischen Ländern wird die Peitsche als Züchtigungsinstrument im Strafvollzug im Rahmen der Körperstrafe verwendet. So wurde z.B. die Iranerin Sakineh Mohammadi Ashtiani zu 99 Peitschenhieben verurteilt. In Europa wurde die Peitsche im Mittelalter und auch noch in der frühen Neuzeit eingesetzt, beispielsweise bei der Bamberger Tortur oder im Rahmen der Leibeigenschaft. In den USA wurden noch im 19. Jahrhundert Sklaven mit Peitschen misshandelt. (Siehe: Sklaverei in den Vereinigten Staaten) Auch im 3. Reich wurden in Konzentrationslagern Häftlinge mit Peitschen geschlagen, beispielsweise im KZ Syrez.
Peitsche im BDSM
Im Bereich BDSM werden Peitschen oft von Tops eingesetzt. Sie dienen sowohl zur Bestrafung wie auch zum Lustgewinn. Hierbei werden vor allem mehrschwänzige Peitschen eingesetzt. Neben Flogger genannten Modellen mit Riemen aus sehr weichen Lederstreifen werden auch Neunschwänzige Katzen häufig verwendet (s. Abbildungen). Singletail-Peitschen bedingen ein im Vergleich wesentlich höheres Verletzungsrisiko und werden daher in der Regel erst nach langer Übung eingesetzt.
BDSM-typische Modellvariationen
Je nach verwendetem Material und Machart unterscheidet sich die Wirkung unterschiedlicher Modelle erheblich.[9]
- Handgriffe sind in unterschiedlichsten Ausführungen anzutreffen. Diese reichen von klassischen aus Leder geflochtenen Modellen, über einfache Rohre oder Vollmetallgriffe, bis hin zu aus Gummi oder Silikon bestehenden dildoähnlichen Griff-Formen. Es existieren auch mit Silber oder Gold verzierte Peitschengriffe. Preiswerte Selbstbaulösungen basieren teilweise auf Fahrrad- oder Motorradlenkergriffen.
- Die Aufhängung der Riemen („Tails“) erfolgt entweder fest wie bei klassischen Peitschen, oder es werden Steck-Gelenkverbindungen verwendet, die es nicht nur ermöglichen, die Riemen zu drehen, sondern mit einem Handgriff die Riemenarten auszuwechseln (sog. „Reisesets“).
- Im BDSM-Bereich werden die Riemen der Peitschen nicht nur klassisch aus Leder, sondern auch aus fast allen anderen Materialien hergestellt.
- Pferdehaar: Ein Handgriff, an den Teile eines Pferdeschwanzes von ca. 20-40 cm Länge gesetzt werden. Ihre Schlagkraft ist gering, aber durch die vielen hundert feinen Härchen erzeugen sie einen feinen stechenden Schmerz.
- Gummi oder Latex: Ein Handgriff, an dem häufig bis zu 30 Gummischnüre (Länge ca. 25-30 cm) befestigt sind.
- Ketten: Ein Handgriff, an dem etwa 10 bis 30 dünne Ketten (Länge 20-30 cm) befestigt sind. Dies können auch die aus Badezimmern bekannten Kugelketten sein.
- Gummischnüre: Ein Handgriff, an dem sehr viele sehr dünne Schnüre befestigt sind. Sehr weich und eher den Floggern zuzuordnen.
- Frottee: Vom Handtuch abgewandelt, Griff und Tail geformt aus Frotteestreifen, die sanft oder hart wirken, je nachdem, ob sie trocken oder feucht sind.
Eine Unterart der Peitschen im BDSM-Bereich sind Flogger. Sie werden aus weichen Materialien wie Wildlederriemen oder Latex- oder Kunststoffstreifen gefertigt. Die vielen Riemen erzeugen einen hohen Luftwiderstand und erzeugen beim Auftreffen ein charakteristisches Geräusch. Oft werden sie mit drehbaren Gelenken zwischen Griff und Riemen hergestellt, so dass sie in kreisende Bewegungen versetzt werden können.
Anwendung
Das sehr breite Spektrum unterschiedlichster Peitschenmodelle kann mitunter ein zur jeweiligen BDSM-Session passendes Detailwissen aus so unterschiedlichen Gebieten wie Anatomie oder Physik notwendig machen, um diese sicher und lustvoll zu gestalten. Praktische Sicherheitsaspekte sind generell von entscheidender Bedeutung.[10] [11] Beim Einsatz von Peitschen kann das motorische Können und das anatomische Wissen den Unterschied zwischen einer befriedigenden Session, äußerst unangenehmen Erfahrungen und schweren körperlichen Schäden ausmachen. Um einen psychologischen Absturz des Bottoms frühzeitig zu erkennen und nach Möglichkeit zu vermeiden bzw. um ihn nach einem solchen Absturz „aufzufangen“, ist es wichtig, dessen Reaktionen einfühlsam zu verfolgen und entsprechend zu reagieren. [12][13] Das Aufwärmen der betroffenen Körperregionen, z. B. durch den gezielten Einsatz von Floggern, um eine bessere Durchblutung zu fördern und so das Verletzungsrisiko zu reduzieren, ist weit verbreitet.[14][15] Ohne ausreichende Kenntnisse und Können besteht sowohl für Top als auch für Bottom ein stark erhöhtes Verletzungsrisiko, das von offenen Wunden über Augen-, Ohren- und Organverletzungen bis hin zu Knochenbrüchen reichen kann.[16]
Verwendung als Waffe
Bei chinesischen Kampfkünsten ist die Verwendung von Peitschen aus Leder und Metall als Waffe bekannt.[17]
Einzelnachweise
- ↑ Webseite geo-Magazin: Wie die Peitsche knallt, Untersuchungen der Ernst-Mach-Institut für Kurzzeitdynamik der Fraunhofer-Gesellschaft und der University of Arizona
- ↑ Mechanik des Peitschenschlags
- ↑ Chlauschlöpfe
- ↑ Chlauschlöpfe
- ↑ Duden 7: Etymologie (1963) S. 499
- ↑ Duden 7: Etymologie (1963) S. 206
- ↑ Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. durchgesehene und erweiterte Auflage, 2002, De Gruyter
- ↑ GEISEL, f. flagellum.. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854ff (dbw.uni-trier.de)
- ↑ vergleiche Phillip Miller, Molly Devon, William A. Granzig: Screw the Roses, Send Me the Thorns: The Romance and Sexual Sorcery of Sadomasochism. Mystic Rose Books, 1995, ISBN 0-9645960-0-8., S,143.
- ↑ vergleiche hierzu Arne Hoffmann: Das Lexikon des Sadomasochismus. Der Inside-Führer zur dunklen Erotik: Praktiken und Instrumente, Personen und Institutionen, Literatur und Film, Politik und Philosophie.. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2000, ISBN 3-89602-290-3, S. 42.
- ↑ Phillip Miller, Molly Devon, William A. Granzig: Screw the Roses, Send Me the Thorns: The Romance and Sexual Sorcery of Sadomasochism. S. 95 ff.
- ↑ vergl. Jay Wiseman: SM 101: A Realistic Introduction. S. 316.
- ↑ Hierzu Dossie Easton, Janet W. Hardy: The New Topping Book. S. 111.
- ↑ vgl. Phillip Miller, Molly Devon, William A. Granzig: Screw the Roses, Send Me the Thorns: The Romance and Sexual Sorcery of Sadomasochism. S. 146 ff.
- ↑ vgl. Jay Wiseman: SM 101: A Realistic Introduction. S. 175 ff..
- ↑ vgl. Jay Wiseman: SM 101: A Realistic Introduction. S. 190.
- ↑ Elies Retzek, Hesse, Kampfsport & Selbstverteidigung - Das Nachschlagewerk: Band I - Grundtechniken, Verlag BoD – Books on Demand, 2004, ISBN 978-3-8334-1034-5
Literatur
- David W. Morgan: Whips and Whipmaking, Cornell Maritime Press, 2004, ISBN 087033557X
- Ron Edwards: How to Make Whips, Cornell Maritime Press, Cornell Maritime Press, 1999, ISBN 0870335138
Siehe auch
Weblinks
Wiktionary: Peitsche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenCommons: Peitschen – Sammlung von BildernKategorien:- Ausrüstung im Pferdesport
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