- Stadtfunk
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Eine Ortsrufanlage, auch Ortsfunk oder Stadtfunk genannt, ist eine heute fast nicht mehr gebräuchliche Einrichtung zur Bekanntgabe von wichtigen Informationen innerhalb einer Ortschaft. Der Ortsfunk wird aber – anders als der Name suggeriert – nicht über Funk sondern über Leitungsgebundene Lautsprecheranlagen innerhalb der Ortschaft verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Verbreitung von Neuigkeiten und amtlichen Verkündigungen war vor dem Beginn des Kommunikationszeitalters Aufgabe von Gemeindedienern, die wegen der mitgeführten Glocke in manchen Gegenden auch „Ausscheller“ genannt wurden. Ihre Aufgabe wurde in der Mitte des 20. Jahrhunderts in einigen Gemeinden vom Ortsfunk übernommen.[1]
Seine größte Verbreitung fand der Ortsfunk in den 1950er Jahren.[2] Mit der besseren Verfügbarkeit von Rundfunk, Fernsehen und Tageszeitungen in vielen Haushalten nahm die Bedeutung im Laufe der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts soweit ab, dass in den meisten Gemeinden der Betrieb wieder eingestellt wurde.[3] Mancherorts waren die Anlagen aber noch bis in die 1990er Jahre in Betrieb oder wurden wieder reaktiviert[4], in einigen wenigen Ortschaften, wie beispielsweise in Pösing[5] werden sie auch heute (2009) noch regelmäßig genutzt.
Eine Durchsage beginnt in Pösing mit dem "Philips-Ankündigungssignal" aus dem Jahr 1956.
Inhalte
Die Verlautbarungen, die ein oder mehrmals täglich verkündet wurden, wurden meist musikalisch, häufig mit Marschmusik, eingeleitet. In Meckesheim wurde beispielsweise zur Bekanntgabe von Todesfällen die Marschmusik durch ein Streichquartett ersetzt.
Übliche Inhalte der Verlautbarungen waren wichtige Termine des Dorfgeschehens, wie Gemeinderatssitzungen, Heiraten, Geburten, Todesfälle, Holz- und Obstbaumversteigerung, Impftermine und Fundsachen, aber auch nicht amtliches wie Vereinsnachrichten und die Ankündigungen von Dorffesten.
Technik
Der Ortsfunk war im eigentlichen Sinne eine Beschallungsanlage, die sich – wie bereits oben erwähnt – mit einem Netz von Lautsprechern über eine ganze Ortschaft oder Stadt erstreckte. Die elektrischen Tonsignale wurden in der 100 Volt-Technik über ein Leitungsnetz zu den Lautsprechern übertragen. Die Lautsprecher waren entweder elektromagnetische Lautsprecher, die wegen der statischen Spule mit einer ausreichend hohen Impedanz hergestellt werden konnten, oder über einen Transformator angeschlossene, niederohmige Lautsprecher mit Schwingspule. Das erlaubte den Betrieb mit Leitungslängen bis zu einigen Kilometern ohne zusätzliche Verstärker und Stromversorgung. Wegen der hohen Impedanz konnten alle Lautsprecher einfach parallel geschaltet werden. Im Zuge des technischen Fortschritts wurden die Lautsprecher teilweise durch Druckkammerlautsprecher ersetzt.
Üblicherweise befand sich im Rathaus ein kleines „Tonstudio“ mit einem Mikrofon für die Aufnahme der Durchsagen und einem Schallplattenspieler oder Tonbandgerät zur Einspielung von Musik. Die Durchsagen wurden nicht aufgezeichnet, sondern direkt ausgestrahlt.
Quellen
- ↑ Bernd Koch: Chronik und Dorfbuch von Widdershausen/Werra: Der Ausscheller, [1]
- ↑ Büdinger Kreisblatt: Aussterbende Gemeindeschelle - Ortsrufanlagen hessischer Dörfer machen Schule , 23.8.1957, [2]
- ↑ Hermann Reitz: Die Nauheimer Ortschronik, [3]
- ↑ Tondokument zur Wiederinbetriebnahme des Ortsfunks in Forbach (Baden), [4]
- ↑ Fernsehen: TVA dreht Film über Pösinger Ortsrufanlage, [5]
Siehe auch
Weblinks
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