- Stallmeister
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Stallmeister ist eine Berufsbezeichnung in der Pferdezucht und -haltung. Stallmeister gab es zum Beispiel an adligen Höfen sowie in der Königlich-Preußischen Gestütsverwaltung. Auch heute wird die Bezeichnung in manchen Bereichen noch verwendet. Der Stallmeister hat immer Verantwortung für einen gewissen Pferdebestand.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Stallmeister (lat. agaso) war an mittelalterlichen und neuzeitlichen adligen Höfen einer der höchsten Hofbeamten, der für die Beaufsichtigung der herrschaftlichen Pferdeställe zuständig war. Ihm unterstanden die Stallknechte, Kutscher und Bereiter. Aus dem Rang des Stallmeisters entwickelte sich das wichtige Amt des Marschalls.
In der Neuzeit wurden verschiedene Stallmeisterfunktionen unterschieden. Am königlich preußischen Hof gehörte der Leiter des Marstalls zu den Oberhof-Chargen und führte die Dienstbezeichnung Oberstallmeister. Ihm unterstanden ein Vice-Oberstallmeister und mehrere Stallmeister.
Ein Landstallmeister war Leiter eines Zuchtgestütes (z. B. Hauptgestüt Trakehnen/Ostpreußen oder Hauptgestüt Graditz/Sachsen) bzw. eines Hengstdepots (z. B. Niedersächsisches Landgestüt Celle oder Nordrhein-Westfälisches Landgestüt Warendorf). Der Leiter der gesamten preußischen Pferdezucht und Dienstvorgesetzter aller Gestütsdirektoren und Landstallmeister war der Oberlandstallmeister, der unmittelbar dem preußischen Minister für Landwirtschaft unterstellt war. Diese Behörde wurde mit Ende des Zweiten Weltkriegs abgeschafft. Heute gilt der Titel Landstallmeister als Beamten-Dienstbezeichnung, sodass Leiter staatlicher Hengstdepots, die nicht im Angestelltenverhältnis stehen, lediglich als Leiter oder Direktor bezeichnet werden.
Im modernen Sprachgebrauch hat sich der Begriff gewandelt. In Gestüten, bei der Pferdezucht und in Rennställen (Trabrennen oder Galopprennen) hat der Stallmeister die Verantwortung für die Pferde, inklusive der Planung von Trainingszeiten und der Auswahl des Futters für die optimale Ernährung. Er hat zudem sicherzustellen, dass die Pferde beschlagen, geimpft und entwurmt sind, sowie unter regelmäßiger tierärztlicher Behandlung stehen. Auch in Zirkussen mit einem größeren Tierbestand ist der Stallmeister für das Wohl der Tiere verantwortlich.
Siehe auch: Magister equitumBekannte Stallmeister
- Guillem de Cabestaing, ein provençalischer Troubadour des 12. Jahrhunderts, war zunächst Stallmeister Margaridas, der Gemahlin Raimunds von Castel-Roussillon
- George Chastelain, flandrischer Geschichtsschreiber, (1404–1474) Stallmeister von Herzog Philipp dem Guten von Burgund
- Salomon de la Broue (1530–1610), Hofstallmeister von Heinrichs des IV. von Frankreich
- Antoine de Pluvinel angestellt bei Hofe von Ludwig XIII.
- Chevalier Saint-Antoine, erster Hofstallmeister in England von Jakob I.[1]
- Jean Thérèse Louis de Beaumont, Marquis d'Autichamp (französischer General, 1738–1831) war vor seinem Generalsrang Stallmeister beim Prinzen von Condé[2]
- Maximilian Carl Theodor Graf Holnstein, Ehemann von Caroline von Holnstein, wurde unter Ludwig II. unter anderem Oberststallmeister des Marstalls München
- Hugo Freiherr von Reischach, königlich preußischer Oberstallmeister in Berlin und Potsdam, Leiter des Marstalls Kaiser Wilhelms II.
- Friedrich Freiherr von Spörcken, königlich hannoverscher Landstallmeister in Celle (1839–1866) mit enormem Einfluss auf die Hannoveraner Pferdezucht und die bauliche Entwicklung des Landgestüts Celle, trat aus Protest gegen die preußische Annexion Hannovers zurück
- Dr. Gerd Lehmann, dienstältester Landstallmeister des Nordrhein-Westfälischen Landgestüts Warendorf (1966–1996), leitete die Umzüchtungsphase zum modernen Sportpferd in Westfalen ein
Literatur
- Christiane Gohl: Was der Stallmeister noch wusste. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-440-10107-X
Einzelnachweise
- ↑ Reitkunst. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 13, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, S. 710.
- ↑ Autichamp, 1) Jean Thérèse Louis de Beaumont. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 2, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, S. 168.
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