Stefan Lorant

Stefan Lorant

Stefan Lorant (* 22. Februar 1901 in Budapest, Ungarn; † 14. November 1997 in Rochester, Minnesota, USA) war ein ungarisch-amerikanischer Fotograf, Journalist und Herausgeber. Er wird oft als Pionier des modernen Fotojournalismus und „Erfinder“ der Fotoreportage bezeichnet, obwohl Reportagen, die eine Geschichte in Bildfolge erzählen, bereits vor dem Ersten Weltkrieg in illustrierten Zeitschriften wie „Die Woche”, „Berliner Illustrirte Zeitung” oder Leipziger „Illustrirte Zeitung” erschienen waren.[1] Diese Sichtweise beruht auf Eigendarstellung sowie der Überlieferung des Fotografen Tim Gidal.[2]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Stefan Lorant entstammte einer ungarischen jüdischen Familie. Im Alter von 18 Jahren musste er seine Heimat aufgrund von Terroraktionen in der Zeit Horthys verlassen. Er ging nach Österreich und arbeitete in den 1920er Jahren als Kameramann, Drehbuchautor und Regisseur in Wien und Berlin.

Über seine Drehbuchtätigkeit kam er mit dem Journalismus in Kontakt und schrieb zunächst für das „Ufa-Magazin” sowie den „Bilder-Courier”. 1928 wurde er Chefredakteur der „Münchner Illustrierten Presse” und zog nach München um. Am 13. März 1933 wurde er von den Nationalsozialisten festgenommen und war bis 25. September desselben Jahres im Polizeigefängnis in der Ettstraße in sogenannter "Schutzhaft". Kurze Zeit war er auch im Gefängnis München-Stadelheim inhaftiert. (Nicht korrekt ist allerdings die vielfach zu lesende Aussage, er sei in einem Konzentrationslager interniert gewesen.) Sein 1935 veröffentlichtes Tagebuch I Was Hitler's Prisoner („Ich war Hitlers Gefangener”) beschreibt seine Haftzeit und machte ihn international bekannt.[3]

Nach seiner Freilassung emigrierte er über Ungarn und Paris nach London, wo er zwei Illustrierte gründete, 1934 die „Weekly Illustrated” und 1937 das Satiremagazin „Liliput”. Obwohl „Liliput” sich gut verkaufte, lief das Anzeigengeschäft schlecht und geriet in die Verlustzone. So war Lorant gezwungen, das Magazin 1938 an Edward Hulton zu verkaufen. Dieser stellte Lorant zusammen mit Tom Hopkinson an, um ein neues Journal, „Picture Post”, herauszugeben. Das Magazin wurde zu einem großen Erfolg; nach wenigen Monaten wurde eine wöchentliche Auflage von 1.350.000 erreicht.

1940 zog Lorant in die USA. Hier widmete er sich vor allem der Dokumentarfotografie und veröffentlichte eine Serie von Bildbänden zu historischen Themen, einschließlich des 1951 erschienenen Bandes Lincoln: His Life in Photographs („Lincoln: Sein Leben in Fotografien”).

1948 wurde Lorant US-amerikanischer Staatsbürger.

Lorant starb am 14. November 1997 in der Mayo-Klinik von Rochester.

Werke

Filme

  • Ein Künstlerleben. Wolfgang Amadeus Mozarts Leben, Lieben und Leiden
  • Das Judenmädel
  • Die tolle Miss oder Los vom Mann!
  • Der tote Hochzeitsgast (Don Ramiro)
  • Die Narrenkappe der Liebe
  • Zionistenkongreß in Karlsbad" (Dokumentarfilm)
  • Der Graf von Essex
  • Der Kampf ums Ich
  • Die Pagode
  • Paganini
  • Dunkle Gassen - Der schwarze Boxer
  • Der Film im Film (Dokumentarfilm)
  • Seine Majestät, das Kind
  • Die Tochter der Frau von Larsac

Bücher

  • Wir vom Film.
  • Between Two Wars
  • "The Diary of a Gambler
  • Chamberlain and the Beautiful Llama
  • Lincoln. His Life in Photographs
  • The New World
  • FDR. A Pictoral Biography
  • The Presidency
  • Lincoln. A Picture Story of His Life
  • The Life of Abraham Lincoln
  • The Life and Times of Theodore Roosevelt
  • Pittsburgh. The Story of an American City
  • The Glorious Burden. The American Presidency
  • Sieg Heil! An Illustrated History of Germany from Bismarck to Hitler
  • Pete. The Life of Peter F. Flaherty
  • I Was Hitler's Prisoner: Leaves from a Prison Diary (1935)
  • Ich war Hitlers Gefangener (1985)
  • My Years in England (1982)

Literatur

  • Thomas Willimowski: Stefan Lorant - Eine Karriere im Exil. wvb Wissenschaftlicher Verlag Berlin 2005. ISBN 3-86573-139-2
  • Michael Hallett: Stefan Lorant: Godfather of Photojournalism. Scarecrow Press 2005. ISBN 0-8108-5682-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Michael Hallett: Stefan Lorant - Godfather of Photojournalism Bernd Weise: Pressefotografie. I. Die Anfänge in Deutschland, ausgehend von einer Kritik bisheriger Forschungsansätze. In: Fotogeschichte: Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie. Heft 31 (1989), S. 15–40; Ders.: Pressefotograpfie. II. Fortschritte der Fotografie- und Drucktechnik und Veränderung des Pressemarktes im Deutschen Kaiserreich. In: Fotogeschichte 33 (1989), S. 27–62; Ders.: Pressefotografie. III. Das Geschäft mit dem aktuellen Foto: Fotografen, Bildagenturen, Interessenverbände, Arbeitstechnik. Die Entwicklung in Deutschland bis zum Ersten Weltkrieg. In: Fotogeschichte 37 (1990), S. 13–36; Ders.: Pressefotografie. IV. Die Entwicklung des Rotorechts und der Handel mit der Bildnachricht. In: Fotogeschichte 52 (1994), S. 27–40; Ders.: Pressefotografie. V. Probleme zwischen Fotografen und Redaktionen und der Beginn der Bildtelegrafie in Deutschland bis 1914. In: Fotogeschichte 59 (1996), S. 33–50.
  2. Tim Gidal: Deutschland - Beginn des modernen Photojournalismus. Luzern 1972
  3. Irmtrud Wojak, Peter Hayes,: Arisierung' im Nationalsozialismus: Volksgemeinschaft, Raub und Gedächtnis. Frankfurt am Main: Campus Verlag, 2000. ISBN 3-593-36494-8, S. 272

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