Stefan Vogoride

Stefan Vogoride
Stefan Bogoridi

Knjaz Stefan Bogoridi (bulgarisch Стефан Богориди, gr. Στέφανος Βογορίδης, türk. Stefanaki Bey, rum. Ştefan Vogoride), geboren als Stojko Zonkow Stojkow (bulg. Стойко Цонков Стойков; * 1775 in Kotel; † 1. August 1859 in Istanbul) war ein Enkel von Sophronius von Wraza, Bruder von Atanas Bogoridi und Vater von Alexandar und Nikola Bogoridi. Stefan Bogoridi war Phanariot, bulgarischer Herkunft, außenpolitischer Berater von zwei Sultanen und Mitglied des Tanzimat-Rats. Er war der einziger Christ nach der Eroberung Konstantinopels 1453, der einem osmanischen Sultan einen Besuch erlaubte[1].

Leben

Als kleiner Junge wurde er von seiner Familie nach Bukarest in das berühmte Colegiul Sfântul Sava geschickt, wo er sein Geburtsname Stojko durch Stefan ersetzte. Den Namen Bogoridi nahm er zum Ehren des Zaren Boris I. dem Täufer an. Nach der Beendigung des Kollegs arbeitete Bogoridi einigen Jahren als Lehrer in Istanbul. Als Napoleon in Ägypten einmarschierte, trat Bogoridi 1799 in der Osmanische Marine als Dragoman ein.

1812 wurde er von Fürst Scarlat Callimachi in die Moldau geholt. Dort fungierte er bis 1819 als Präfekt von Galaţi an der unteren Donau, wo eine große bulgarische Exilgemeinschaft lebte. Während der Filiki Eteria und die darauffolgende Griechische Revolution leitete Bogoridi vom Herbst 1821 bis zum Juli 1822 als Kaymakam (eine Art Statthalter) die Walachei. Nach dem Gegenschlag der osmanischen Truppen wurde er 1822 zum Kamaikam von das Fürstentum Moldau. Zwischen 1823-1828 war er erneut Dragoman in der osmanische Flotte.

Nach dem Russisch-Osmanischer Krieg (1828–1829) nahm er an den Verhandlungen zu den Frieden von Adrianopel als Teil der osmanischen Delegation teil. Für seine Verdienste dabei wurde er von Sultan Mahmud II. zum außenpolitischer Berater ernannt. In den darauffolgenden 30 Jahren nahm er an alle wichtigen Entscheidungen und Verhandlungen der Hohen Pforte teil. Stefan Bogoridi war einer der Unterzeichner des Londoner Protokolls, das die Souveränität Griechenlands besiedelte. Weiter nahm er an Verhandlungen die den Statut der Donaufürstentümer und Serbien regelten, sowie an den Vertrag von Hünkâr İskelesi teil.

In dieser Zeit erhob ihn Sultan Mahmud II. zum Knjaz (deutsch Fürst; türkisch Bey; gr. ηγεμόνας). 1834 wurde er vom Sultan zum Verwalter der Insel Samos ernannt. Er nannte die Hauptstadt der Insel Vathy in Stefanopolis (gr. Στεφανούπολις) um, besuchte jedoch die Insel nur ein mal im Jahr 1839. Bis 1850 verwaltete er Samos von Istanbul aus. Auf Druck der unzufriedenen Bevölkerung wurde er 1850 durch Oikogeneia Kallimachi als Verwalter der Insel ersetzt.

Unter Abdülmecid I. blieb Bogoridi nicht nur Berater des Sultans, er wurde Mitglied des Tanzimat-Rats. Er galt als einer der einflussreichsten Reformatoren und beeinflusste die Umstellung des Millet-Systems, so dass es der Nicht-Moslemischen Bevölkerung im Osmanischen Reich mehr Rechte zusicherte.

In Istanbul nahm Knjaz Stefan Bogori an dem Kampf für eine unabhängige bulgarische Kirche teil, im dem er in den Fußstapfen seines Opas Sophronius von Wraza eintrat. 1848 schrieb er eine Bittschrift an den Sultan, in dem er um die Erlaubnis bittet eine bulgarische Kirche in Istanbul zu errichten, in der die Messe auf Bulgarisch und vom bulgarischen Priestern abgehalten werden soll. Im August 1849 bekam er eine Sondergenehmigung vom Sultan für den Bau einer Bulgarisch-Orthodoxe Kirche. Im selben Jahr stiftete er das Grundstück und 3 Häuser, darunter das Gebäude der erste bulgarische Kirche im Stadtteil Fener in Istanbul. Die Kirche wurde unter den Namen Sweti Stefan am 9. Oktober 1849 eingeweiht, zu Ehren von Knjaz Stefan Bogoridi. Sie wurde später Sitz der Exarchen des Bulgarisches Exarchat

Außerdem unterstützte er die griechische Schule in seiner Heimatstadt Kotel, vergab Stipendien für Junge Bulgaren für dessen Ausbildung in Istanbul, oder im Ausland, unter anderem für Gawril Krastewitsch und Georgi Rakowski.

Literatur und Einzelnachweise

  • R. J. Crampton: A Concise History of Bulgaria, Cambridge University Press, 2005, ISBN 978-0-521-61637-9
  • Mathias Bernath/ Felix von Schroeder: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1979, ISBN 3-486-48991-7
  • Raymond Detrez: Historical dictionary of Bulgaria, Scarecrow Pr., 1997, ISBN 0-8108-3177-5, S. 54-55
  • Assen Nicoloff: The Bulgarian Resurgence, University of Michigan Press, 1987, ISBN 0-9609560-3-4
  • Maria Todorowa: Stefan Bogoridi. A Bulgarian Phanariote in the Ottoman Empire in Oost-Europa in het verleden. Liber Amicorum Z. R. Dittrich, Wolters-Noordhoff/Forsten Verlag, Utrecht, 1987, S. 171-187
  1. Simeon Radew: Die Verfassung von Tarnowo in Stroiteli na sawremennata balgarska darschawa (aus dem bulg. Erbauer des modernen Bulgariens), Verlag Sachari Stojanow, 2004, ISBN 954-739-303-0, S. 526

Weblinks


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