- Steinlach
-
Steinlach Steinlachquelle im Eckenbachgraben
Daten Gewässerkennzahl DE: 238158 Lage Deutschland, Baden-Württemberg Flusssystem Rhein Abfluss über Neckar → Rhein → Nordsee Quelle Eckenbachgraben bei Mössingen Quellhöhe 700 m ü. NN Mündung Bei Tübingen in den Neckar 48.5176388888899.0622222222222317Koordinaten: 48° 31′ 4″ N, 9° 3′ 44″ O
48° 31′ 4″ N, 9° 3′ 44″ O48.5176388888899.0622222222222317Mündungshöhe 317 m ü. NN Höhenunterschied 383 m Länge 22 km Einzugsgebiet 138 km² Die Steinlach ist ein etwa 22 km langer rechter Nebenfluss des Neckars mit einem Einzugsgebiet von 138 km².
Inhaltsverzeichnis
Verlauf
Die Steinlach entspringt im Eckenbachgraben, einer zwischen fünf und zehn Meter tiefen Schlucht unterhalb der Traufkante der Schwäbischen Alb westlich des Ruchberges in der Nähe des Mössinger Stadtteils Talheim auf etwa 700 m ü. NN. Der Quellaustritt verlagert sich mit dem Karstwasserspiegel der Schwäbischen Alb. Die Steinlach wird durch den Zusammenfluss mit Weiherbach und Wangenbach verstärkt und nimmt einen Kilometer östlich von Mössingen den Öschenbach auf. Sie durchfließt das nach ihr benannte, im Albvorland gelegene Steinlachtal und die Ortschaft Talheim, die Stadt Mössingen und die Gemeinden Ofterdingen, Nehren, Dußlingen und den Tübinger Stadtteil Derendingen. Im Stadtzentrum von Tübingen mündet sie auf 317,5 m ü. NN rechtsseitig in den Neckar. Weitere bedeutende Nebenbäche sind der Öhrnbach, der am Südrand von Ofterdingen linksseitig einmündet, die Wiesaz, die an der Pulvermühle, zwei Kilometer nördlich von Dußlingen rechtsseitig zur Steinlach führt, sowie der von Ohmenhausen kommende und am Bläsibad ebenfalls rechts einmündende Ehrenbach.
Geologie
Durch rückschreitende Erosion hat die Steinlach mit zur Herausbildung der schwäbischen Schichtstufenlandschaft beigetragen. Auf ihrem Weg ins Neckartal schneidet sie sämtliche Gesteinsschichten zwischen Weißem Jura und Schilfsandstein, eine Formation des Keupers, an. An morphologisch harten Gesteinsschichten treten Wasserfälle auf, beispielsweise an der Unteren Mühle bei Mössingen und nordöstlich von Ofterdingen unweit des Sägewerks. Bei Mössingen durchschneidet sie mehrere Meter mächtige periglaziäre Kalkschotterdecken, die wahrscheinlich zur Namenbildung Steinlach geführt haben. Engtalbereiche befinden sich insbesondere im Mössinger Stadtgebiet und nördlich der Pulvermühle. Die Steinlach durchfloss in geschwungenem Lauf die Mössinger Schotterebene und tiefte sich später in die darunter liegenden Schichten des Schwarzen Juras ein. An der Pulvermühle hat sie das Schichtpaket des Stubensandsteins durchschnitten, verläuft dort allerdings bereits in einem breiten Sohlenkerbtal. An ihrer Mündung hat sie einen ausladenden Schotterfächer gebildet, der die Laufverlagerung des Neckars nach Norden bewirkte und auf dem Teile der heutigen Tübinger Südstadt errichtet wurden. Die Ablagerung dieses Mündungsdeltas führte zu einer Laufverlangsamung und zur Auffüllung des Sohlenkerbtals bis Dußlingen. In Ofterdingen fließt die Steinlach auf der leicht nach Südosten einfallenden Arietenkalkbank, einer fossilreichen Schicht des Schwarzen Juras, Lias Alpha. Ein Abschnitt des Bachbettes zwischen Schillerstraße und Uhlandstraße wurde als geologisches Naturdenkmal Ofterdinger Schneckenpflaster unter Schutz gestellt, da dort besonders viele Steinkerne des namengebenden Ammoniten Arietites bucklandi an der Oberfläche liegen. Der Eintritt der Steinlach in die Schichten des Lias Alpha bei Ofterdingen bewirkte die Ablenkung des Laufs nach Nordosten mit und ließ den Wasserfall unterhalb des Ortes entstehen.
Bedeutung für die Besiedlung
Bedingt durch das humide Klima mit auf das Jahr verteilten ergiebigen Niederschlägen und der damit zusammenhängenden fast ständigen Gebietswasserspende, kam es entlang der Steinlach zu zahlreichen altgermanischen Ortsgründungen (Mössingen, Ofterdingen, Dußlingen). Die germanischen Bauernsippen nutzten die Steinlach für Trink- und Brauchwasserzwecke und als Vorfluter für ihre Abwässer. Das dauerhafte Wasserdargebot der Steinlach und das Vorhandensein von Abschnitten mit starkem Gefälle führte schon früh zur Ansiedlung von Mühlen (Obere Mühle, Untere Mühle, Nehrener Mühle u. a.) und mit Beginn der Industrialisierung auch von Industriezweigen mit hohem Wasser- und Energiebedarf (z. B. Textilbetriebe, später auch chemische Industrie). Wasserentnahme und Einleitung von Abwässern wirkten sich stark auf das Wasserregime der Steinlach sowie auf deren Gewässergüte aus. Der natürliche Lauf der Steinlach wurde durch Bachbegradigung zwischen Dußlingen und Tübingen nachhaltig beeinträchtigt. Diese war für den Schutz der Verkehrswege im Steinlachtal und der Tübinger Südstadt vor Steinlach-Hochwassern nötig geworden. Der Hochwasser-Abwehr diente auch die Betonierung des Steinlach-Bettes innerhalb Ofterdingens, die bereits in den 1970er-Jahren durchgeführt wurde. Zur selben Zeit wurde auch die mechanisch-biologische Sammelkläranlage des Abwasserzweckverbandes der Steinlach-Anliegergemeinden südlich von Derendingen gebaut sowie zahlreiche Regenwasserrückhaltebecken. Die Gewässergüte der Steinlach konnte dadurch verbessert, Hochwasserspitzen konnten geglättet werden. Die Wasserspende der Steinlach verringerte sich jedoch, was sich speziell während Trockenperioden negativ auf das Wasserregime des Baches auswirkt. Die Wasserentnahme, z. B. zur Wasserversorgung von Gärten, ist dann meist behördlich untersagt.
Vegetation
Charakteristisch für die Steinlach sind die an ihren Ufern gepflanzten Baumreihen aus gleichalten, meist 30 Meter hohen Kanada-Pappeln (Populus X canadensis). Sie stammen überwiegend von der 1910 gepflanzten Pappel am Eckhof bei Dußlingen ab und dienten seinerzeit zur Uferbefestigung der Steinlach. Sie prägen insbesondere im Herbst das Landschaftsbild des Steinlachtals, wenn sich ihr Laub golden verfärbt. Beiderseits der begradigten Steinlach in Derendingen wurden auch Ahornbaum-Reihen angelegt. Naturnahe Erlen-Eschen-Bachauenwälder oder Weidengalerien sind an der Steinlach jedoch nur fragmentarisch vorhanden. Beispielhaft ist der Ahorn-Eschen-Schluchtwald an den steilen Hängen des Enkenbachgrabens im Quellbereich der Steinlach. Das Ausdauernde Silberblatt (Lunaria rediviva), eine für Schluchtwälder Mitteleuropas typische Staude, bildet in diesem Schluchtwald einen dunkel-violetten Blühaspekt im zeitigen Frühjahr.
Naturschutz
Das sogenannte Schneckenpflaster im Bachbett der Steinlach in Ofterdingen ist seit mehreren Jahrzehnten als geologisches Naturdenkmal geschützt. Der Steinlach-Wasserfall bei Ofterdingen und sein Umfeld sind seit 2010 Naturdenkmal.
Hochwasserstände
Historische Wassermarken werden für den Pegel Tübingen, also kurz vor der Einmündung in den Neckar vom 23. Juni 1975 (2,75 m), 10. Juni 1980 (2,58 m) und vom 11. August 2002 (2,33 m) genannt.
Sonstiges
Die Spielstätte des TSV Ofterdingen heißt auf Grund ihrer Lage in der Aue der Steinlach Steinlach-Stadion.
Weitere Bilder
Weblinks
Kategorien:- Flusssystem Neckar
- Fluss in Europa
- Fluss in Baden-Württemberg
- Gewässer im Landkreis Tübingen
- Geographie (Tübingen)
Wikimedia Foundation.